Der Fall sorgte im vergangenen Sommer für Aufsehen in Trier. Mitten in der Innenstadt - in der Karl-Marx Straße - stürzte ein Mann aus dem zweiten Obergeschoss auf die Straße. Sein Sohn habe ihn nach einem gewaltsamen Streit aus dem Fenster gestoßen, so die Staatsanwaltschaft.
Der erste Prozesstag Ende Februar ging bereits nach wenigen Minuten zu Ende. Aus Termingründen wurde nur die Anklage der Staatsanwaltschaft verlesen. Sie wirft dem 27-Jährigen Totschlag vor. Er sei bereits mehrfach wegen Körperverletzung verurteilt worden.
Minderjähriger Halbbruder des Angeklagten sagte aus
Am zweiten Prozesstag, am Montag, haben dann sieben Zeugen ausgesagt. Unter ihnen auch der 16-jährige Halbbruder des Angeklagten und Sohn des Opfers. Zu Beginn der Verhandlung stellte sein Anwalt den Antrag, seine Zeugenaussage unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu machen. Der Anwalt sprach von einer großen psychischen Belastung seines Mandanten.
Dem Antrag wurde stattgegeben. Bei der Aussage des 16-jährigen Nebenklägers ging es um die Beziehung zu seinem angeklagten Halbbruder. Thema sollten auch die Familienverhältnisse sein. Es treten in dem Gerichtsverfahren insgesamt vier Nebenkläger auf. Alle sind Halbgeschwister des Angeklagten.
Zeugen hielten Zwischenfall zwischen Vater und Sohn für absehbar
Im öffentlichen Teil der Sitzung sagten unter anderem zwei angeheiratete Tanten des Angeklagten aus. Demnach lebte der mutmaßliche Täter in einer Wohnung im gleichen Haus wie der Vater und wie sie selbst. Eine der beiden Tanten sprach vor Gericht vom angespannten Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Sie sagte, man habe damit gerechnet, dass da einmal etwas passiert.
Eine Zeugin sagte, der Getötete sei ein guter Mensch gewesen und habe immer alle unterstützen wollen. Er habe alles für seinen Sohn getan. Der Angeklagte soll schon im Gefängnis gewesen sein und nach seiner Rückkehr immer wieder Chancen von seinen Eltern bekommen, aber nie aus seinen Fehlern gelernt haben. Wie auch am ersten Prozesstag äußerte sich der Angeklagte nicht zu den Vorwürfen und machte auch keine anderweitigen Angaben.
Einer Zeugin droht Verfahren wegen uneidlicher Falschaussage
Eine der Tanten widersprach sich vor Gericht gegenüber ihrer vorherigen Aussage bei der Polizei. Sie wollte zum Teil von Aussagen, die sie gemacht hatte, nichts mehr wissen. Nun droht ihr ein Verfahren wegen uneidlicher Falschaussage.
Fenstersturz nach Familienstreit
Laut Anklage stand der angeklagte Sohn bei der Tat unter Drogeneinfluss. Die Staatsanwaltschaft geht daher davon aus, dass er vermindert schuldfähig ist. Ein Gutachter soll das während des Prozesses prüfen.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hatten sich Vater und Sohn an dem Tag im August 2023 gestritten. Während des Gesprächs habe der Sohn dann eine Schere aus seiner Bauchtasche gezogen und auf seinen Vater eingestochen, so die Anklage.
Der 67-jährige Vater sei dabei lebensgefährlich im Bereich der Lunge verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Sohn seinen Vater töten wollte. Nach dem Angriff mit der Schere habe er ihn aus dem Fenster gestoßen. Bei dem Sturz aus sieben Metern Höhe zog sich der Vater weitere schwere Verletzungen zu. Wochen später starb er auf der Intensivstation an den Folgen der Verletzungen.
Nächster Prozesstermin Anfang April
An den noch anstehenden Verhandlungstagen werden weitere Zeugen aussagen. Eine von ihnen ist die Mutter des Angeklagten, die bei dem Vorfall Ende August in der Trierer Karl-Marx Straße auch vor Ort gewesen sein soll.