Gabriele Poppenk geht seit Jahren mit ihrem Hund Amy am Kailbach spazieren. Hier, am Ortsrand von Niederkail in der Nähe von Wittlich, lässt sie Amy gerne auch mal ins Wasser. Seit vergangener Woche allerdings habe sie dabei "kein gutes Gefühl mehr". Denn als sie das letzte Mal am Bach war, war sie dort nicht alleine.
An der abgelegenen Stelle hätten mehrere Autos geparkt, erzählt Poppenk. Dann seien vier Männer in hohen Gummistiefeln den Bach entlang gewatet. "Die hatten Gerätschaften dabei, Wasserproben und Eimer voller Fische", erinnert sich die Frau aus Herforst.
Erste Untersuchungen von Fischen seit 2015
Es waren Fachleute der Landeswasserbehörde, die da am Kailbach unterwegs waren. Und nicht nur dort. Das bestätigt die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD Nord) auf SWR-Anfrage. Die Experten sollten mehrere Gewässer in der Eifel auf Schadstoffe untersuchen - zum ersten Mal seit acht Jahren. Wo überall Proben gezogen wurden, will die Behörde im Detail jedoch nicht bekanntgeben.
Gabriele Poppenk ist darüber beunruhigt. Sie achtet jetzt darauf, dass Amy kein Wasser mehr aus dem Kailbach trinkt. "Ich bin da jetzt schon skeptisch, dass sie davon krank werden könnte", sagt sie: "Obwohl der Bach ja sauber aussieht, überhaupt nicht so, als wäre er verunreinigt."
PFAS sind unsichtbar und geruchlos
Gerade das ist das Tückische an den Schadstoffen, die im Kailbach schwimmen: Sie sind nicht zu sehen und nicht zu riechen. Vor acht Jahren wurden sogenannte PFAS in dem Gewässer nachgewiesen. Das sind polyfluorierte Alkylsubstanzen, die im Verdacht stehen, Krebs zu verursachen. Den Umweltbehörden zufolge stammen sie vom nahen US-amerikanischen Militärflugplatz Spangdahlem.
Dort hätten Feuerwehrleute über Jahrzehnte hinweg große Mengen Löschschaum versprüht, zum Beispiel bei Einsätzen aber auch bei Übungen. Der Schaum wurde dann in die Umwelt gespült und landete in Bächen und dem Grundwasser.
Warnung: Keine Fische aus belasteten Gewässern essen
Die SGD Nord warnt seit der letzten Untersuchung im Jahr 2015 davor, zu viele Fische aus betroffenen Gewässern wie dem Kailbach zu essen. Denn auch die seien mit den Chemikalien belastet.
Schon 200 Nanogramm der Schadstoffe pro Kilogramm Fisch seien ungesund, heißt es in einer EU-Verordnung. Demnach wäre schon ein Gramm Fisch aus besonders verunreinigten Flüssen und Weihern zu viel.
Umweltschützer begrüßen neue Untersuchungen
Günther Schneider hat wohl in seinem Leben mehrere Kilogramm dieser Fische gegessen. Jahrelang hat der Landwirt aus Binsfeld (Eifelkreis) im stark belasteten Märchenweiher geangelt. Und der Naturschützer glaubt, dass ihn der Fang krank gemacht hat.
Drei Herzinfarkte hat Schneider hinter sich. "Ob das mit den PFAS zusammenhängt, kann ich nicht beweisen", sagt der Binsfelder. Jedenfalls seien die Chemikalien in seinem Blut nachgewiesen worden. Vor Jahren habe er eine Probe an ein Labor geschickt.
Schneider kämpft daher seit Jahren für eine bessere Aufklärung des Umweltproblems. Dass es jetzt neue Untersuchungen gibt, ist für ihn also erstmal eine gute Nachricht: "Es bleibt natürlich abzuwarten, was bei den Beprobungen herauskommt und wie die SGD Nord mit den Ergebnissen umgeht."
Technik hat sich seit letzten Untersuchungen verbessert
Möglich ist, dass die Fische heute mehr oder weniger Schadstoffe enthalten als vor acht Jahren. Und auch die Technik habe sich seither verbessert, sagt eine Sprecherin der SGD Nord. Die neuen Proben könnten daher neue Erkenntnisse liefern. Die Behörde wolle aber auch herausfinden, ob Maßnahmen gegen die Ausbreitung der PFAS greifen.
Eine solche Maßnahme wird derzeit am Flugplatz Spangdahlem geplant. Die US-amerikanischen Streitkräfte haben ein Ingenieurbüro damit beauftragt, eine Anlage zu konstruieren, die verhindern soll, dass noch mehr Schadstoffe in die Umwelt gelangen. Konkret soll ein Regenauffangbecken aufgerüstet werden.
Dieses Becken läuft derzeit noch bei Unwettern über und spült Schadstoffe ins Umland. Die neue Anlage soll den Abfluss zum Becken reinigen. Das könnte auch nach Ansicht von Günther Schneider helfen, dass der Kailbach wieder sauberer wird.
Anwohner fordern, dass Ergebnisse schnell bekannt werden
Wie belastet der Bach derzeit noch ist, kann die Landeswasserbehörde aber nicht sagen. Die Ergebnisse der neuen Untersuchungen stünden noch aus, sagt die Sprecherin: "Sobald die Untersuchungen abgeschlossen sind, werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht."
Gabriele Poppenk hofft, dass die Behörde transparent mit den Daten umgeht: "Damit wir erfahren, ob von dem Gewässer weiter eine Gefahr ausgeht." Für Amy, aber auch für die Anwohner in Niederkail.