Jugendpornografisches Material

Missbrauchs-Skandal um Priester: Hinweise auf Kinderschänderring

Stand

Ein Priester aus dem Bistum Trier soll Jugendliche missbraucht haben. Jetzt weitet sich der Fall möglicherweise aus. Es gibt vage Hinweise auf einen Kinderschänderring.

Auf Fotos und Videos, die der Neffe des verstorbenen Priesters im Nachlass gefunden hat, könnte es Hinweise auf mögliche weitere Täter weltweit geben. Der Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier, Gerhard Robbers, sagte dem SWR zumindest, es gebe Hinweise, dass es einen Kinderschänderring gegeben haben könnte. Es sei wichtig, dass sich die Staatsanwaltschaft mit so etwas beschäftige, sagte Robbers weiter.

Der Priester Edmund Dillinger soll nach Angaben seines Neffen über Jahrzehnte eigene Missbrauchstaten aufgenommen und sie in einem Tagebuch erfasst haben. Nach Angaben des Bistums hatte Dillinger möglicherweise in Afrika ein Doppelleben unter falschem Namen geführt.

Sowohl die Aufarbeitungskommission als auch das Bistum Trier sagten dem SWR, dass dessen Nachlass gesichert und genau ausgewertet werden müsste.

Erste mutmaßliche Betroffene melden sich

Der Neffe des Priesters, Steffen Dillinger, machte seinen Fund kürzlich öffentlich und bestätigte dem SWR, dass sich bereits erste mutmaßliche Opfer des Priesters bei ihm gemeldet hätten.

Auch an die Opfer-Vereinigung MissBit hätten sich inzwischen mutmaßlich Betroffene gewandt, erzählte Sprecherin Jutta Lehnert: "Die Leute waren völlig überrascht. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass die Sache an die Öffentlichkeit kommt", sagte sie dem SWR. Um die Betroffenen zu schützen, wolle sie nicht mehr sagen. Sie stellt aber klar: "Die Leute finden bei MissBit ein Gesprächsangebot."

"Die Leute waren völlig überrascht. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass die Sache an die Öffentlichkeit kommt."

MissBit hatte am Freitag Gerhard Robbers, den Vorsitzenden der Aufarbeitungskommission zum Rücktritt aufgefordert, weil dieser Steffen Dillinger, dem Neffen des Priesters, in einem persönlichen Gespräch geraten haben soll, die Fotos zu vernichten. Robbers widersprach später dieser Aussage. 

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Steffen Dillinger sagte auf SWR-Anfrage, dass er sich nochmals mit Robbers unterhalten habe und zu dem Schluss gekommen sei: "Wir haben eine unterschiedliche Auffassung darüber, was Aufarbeitung bedeutet."

Staatsanwaltschaft Saarbrücken eingeschaltet

Der Fall beschäftigt inzwischen auch die Staatsanwaltschaft in Saarbrücken. Der Priester lebte bis zu seinem Tod im Saarland. Auf SWR-Anfrage bestätigte ein Sprecher, dass derzeit geprüft wird, ob es Anhaltspunkte für Straftaten gibt.

Dabei gehe es unter anderem um die Frage, ob noch lebende Personen an den mutmaßlichen Missbrauchstaten in den vergangenen 20 Jahren beteiligt waren. Die Staatsanwaltschaft prüft außerdem, ob das jugendpornographische Material, das Steffen Dillinger gefunden hat, von ihr entgegengenommen und ausgewertet werden kann, so ein Sprecher. Es handle sich aber nicht um eine Ermittlung, sondern einen Prüfvorgang. Ermittelt werden könne erst, wenn es einen Anfangsverdacht gebe.

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