Lukas Heyen und seine Eltern sitzen im Wohnzimmer zusammen und überlegen, wie es weitergehen soll. Noch haben sie es kuschelig warm. Doch Ende des Jahres läuft ihre Versorgung mit Fernwärme aus einer nahegelegenen Biogasanlage aus. Dann könnten Lukas, sein Bruder Johannes, die Eltern und die Großmutter in ihren Häusern im Kalten sitzen.
Fernwärme aus Biogasanlage versorgt 17 Haushalte
Vor 20 Jahren hatte die Großmutter von Lukas Heyen eine neue Heizungsanlage gebraucht. Da kam das Angebot der Fernwärme aus Biogas genau zur richtigen Zeit. Statt einer ganzen Heizungsanlage musste nur ein kleiner Wärmetauscher im Haus installiert werden. Auch die neuen Mietwohnungen von Familie Heyen wurden angeschlossen.
Insgesamt werden 17 Haushalte in dem kleinen Dorf im Eifelkreis Bitburg-Prüm von der Biogasanlage mit Fernwärme versorgt.
Betreiber der Biogasanlage muss Anlage umrüsten
Daniel Eckertz betreibt die Biogasanlage. 20 Jahre war sein Strompreis durch die EEG-Umlage garantiert. Ende das Jahres läuft die Förderung planmäßig aus. Um erneut Fördergeld beantragen zu können, müsste er die Anlage auf die heutigen Anforderungen umrüsten.
Inzwischen haben sich die Anforderungen an Biogasanlagen verändert. Im Gegensatz zu Wind oder Sonne können Biogasanlagen rund um die Uhr laufen, dürfen es aber nach den neuesten Förderregeln nicht mehr. Sie sollen, wenn zu viel Strom ins Netz gespeist wird, abgeschaltet werden. Um dies zu gewährleisten, müssen die Anlagen flexibilisiert sein, also flexibel an- und ausgeschaltet werden.
Betreiber rechnet mit hohen Kosten
Diese Flexibilisierung kostet Daniel Eckertz nach eigenen Angaben viel Geld, da er einen neuen Gasspeicher bauen müsste. Und das ist nicht der einzige Kostenfaktor, den der Betreiber der Biogasanlage berücksichtigen muss.
"Die laufenden Kosten sind um bis zu 30 Prozent gestiegen - sei es bei den Landmaschinen oder bei den Gehältern der Mitarbeiter. Auch Saatgut und Dünger werden teurer." Wenn er das alles aufrechne und künftig weniger Fördergeld bekomme, gehe die Rechnung für ihn nicht mehr auf, so Eckertz.
Der Betreiber sucht derzeit nach Lösungen, wie er die Familien in dem kleinen Dorf Scheidchen weiterhin mit Wärme versorgen kann. Möglich sei eine große Hackschnitzel-Heizung. Allerdings würde sich dann wegen der nötigen Investitionen der Wärmepreis stark erhöhen. Da müssten auch die angeschlossenen Haushalte einverstanden sein.
Familien wollen auf erneuerbare Energien setzen
Was tun, wenn Ende des Jahres der Fernwärme-Hahn zugedreht wird? Lukas Heyen und seine Familie haben bereits unterschiedliche Wärmekonzepte durchgesprochen. Im Haus seiner Eltern steht zwar noch die alte Ölheizung im Keller. Ersatzteile, um die Anlage wieder zu aktivieren, gibt es aber keine mehr. Generell wollen sie auf erneuerbare Energien setzen. Eine Wärmepumpe scheidet aus, da die Häuser energetisch dafür nicht geeignet sind.
"Die Alternative für uns ist eigentlich nur eine Verbrennerheizung", so Heyen. In Frage käme eine Hackschnitzel-Heizung in Kombination mit Solarthermie. "Das ist in meinen Augen das nachhaltigste System und auch das langlebigste, denn von einem zentralen Punkt aus könnten alle Häuser versorgt werden."
Heyen würden dabei gerne die bestehenden Fernwärmeleitungen nutzen. An den Häusern müssten auch keine größeren Umbaumaßnahmen gemacht werden.
Keine Förderung für Sammelheizung
Das Problem für die Familie: Nach derzeitigem Stand erhählt sie für die Sammelheizung keine Förderung. Lukas Heyen ist frustriert: "Es denkt keiner darüber nach, dass es auch Haushalte gibt, die eine gemeinsame Lösung brauchen oder suchen. Sammellösungen sind anscheinend nicht so wirklich gewollt."
Am liebsten wäre Lukas Heyen, wenn die Wärme-Versorgung weiterhin über die nahegelegene Biogasanlage laufen könnte. Die Zeit drängt. Bis Ende des Jahres müssen die neuen Heizungen laufen. "Die alternativen Heizungssysteme haben ja auch Lieferzeiten, deswegen können wir nicht länger warten."