Trier, was hast Du Dich verändert: Wo im Jahr 1900 noch viele noble Geschäfts- oder Wohnhäuser das Stadtbild prägten, stehen heute oftmals schmucklose Zweckbauten. Viele historische Ensembles sind in der Fußgängerzone heute gar nicht mehr oder kaum noch vorhanden. Das zeigt ein Blick in die Fotosammlung des Stadtarchivs Trier.
Häuser verschwinden aus dem Stadtbild von Trier
Manche prachtvolle Einzelgebäude sind aus dem heutigen Stadtbild Triers völlig verschwunden. Das wohl bekannteste Beispiel ist das ehemalige Hotel Porta Nigra, das 1898 in preußischem Stil erbaut wurde. Erst 20 Jahre nach Kriegsende wurde das Gebäude abgerissen und durch einen eher schlichten Neubau ersetzt.
Bahnhofsvorplatz: Früher "Visitenkarte" von Trier
Völlig anders als heute präsentierte sich vor 120 Jahren auch der Bahnhofsvorplatz in Trier: Um 1900 war der Platz von historischer Architektur dominiert und eine echte "Visitenkarte" der Stadt. Das prunkvolle Hotel "Reichshof" musste Ende der 1950er-Jahre einem modernen Büro- und Geschäftshaus weichen.
Experte: Stadtplaner wollten mit Vergangenheit abschließen
"Nach dem Krieg ging es darum, schnellstmöglich die Stadt wieder aufzubauen", sagt der Vorsitzende des Vereins "Trier Forum", Bertrand Herberich. "Man wollte auch mit der Vergangenheit abschließen - der preußischen und natürlich auch der nationalsozialistischen." Das "Trier Forum" setzt sich seit Jahren für den Erhalt der historischen Baukultur in Trier ein.
"Bei der Modernisierung der Stadt haben die Stadtplaner damals besonderen Wert darauf gelegt, die Stadt autofreundlich zu gestalten", so Herberich. Ein "perfektes Beispiel" dafür sei die Unterführung an der Porta Nigra gewesen: "Autos oben, Fußgänger unten."
Ein weiteres negatives Element der Stadtplanung der Nachkriegszeit sei es gewesen, alle als unnötig erachteten Grünflächen zu reduzieren oder gar zu eliminieren. "Sehen Sie sich die Achse Porta Nigra - Simeonstraße - Brotstraße - Neustraße an und zählen Sie mal die Bäume und Grünanlagen", so Herberich.
Steipe am Hauptmarkt wiederaufgebaut
Es sei aber in den 1960er und 70er-Jahren nicht alles schlecht gelaufen. Als positives Beispiel nennt der Vorsitzende des "Trier Forums" die Steipe am Hauptmarkt. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg sollte die Ruine einer neuen Straßenführung weichen.
Engagierte Menschen aus Trier hätten dies verhindert. Die Steipe sei wiederaufgebaut worden. "Ohne die Steipe wäre der Hauptmarkt, so wie er sich heute präsentiert, undenkbar. Die Steipe sollte uns ein Vorbild für die Zukunft sein", so Herberich.
Historische Gebäude verschwinden auch heute noch
Der Verein "Trier Forum" appelliert an private Bauträger und Investoren, verantwortungsvoller mit der historischen Bausubstanz in Trier umzugehen. Vorsitzender Herberich beobachtet derzeit, dass an verschiedenen Stellen der Stadt "heimlich, still und leise" historische Gebäude durch phantasielose Investoren-Architektur ersetzt werden.
"Wir müssen aufpassen, dass die bestehende Qualität der Stadt und ihre große Anzahl an Denkmälern nicht unter die Räder wirtschaftlicher Interessen von Investoren gerät", so Herberich.