Daniel Klasen geht über das weitläufige Gelände des Trierer Hauptfriedhofs. Nach einigen Abzweigungen entlang unzähliger Gräber zeigt der Chef des Hauptfriedhofs auf Grabsteine, die auf einer Rasenfläche sternenförmig angelegt sind. In der Mitte stehen hüfthohe Stauden. An manchen hängen pinkfarbene Blüten, die dem Herbst noch immer trotzen.
Vor der Umgestaltung waren die vielen Urnengräber nebeneinander auf einer glatten Rasenfläche angelegt, erzählt Klasen. Blumen gab es kaum. "Blüten gehören aber heute zu einem modernen Friedhof dazu. Das ist nicht mehr die reine Bestattungsfläche", erklärt der Chef des Trierer Hauptfriedhofs. Jetzt wird alles etwas bunter und freundlicher gestaltet, sagt Klasen.
Einstiges Gräberfeld heute ein Paradies für Insekten
Begleitet wird Klasen bei seinem Rundgang über den Hauptfriedhof von Christian Thesen. Thesen ist im Amt Stadtgrün zuständig für die Grünflächen in Trier. Dazu gehört auch der Hauptfriedhof. 2017 hat die Stadt Trier angefangen, frei werdende Flächen naturnah umzugestalten.
Die beiden Männer bleiben vor einem großen Beet stehen. Mannshohe Sträucher stehen hier, dazwischen Brennnesseln und andere Gräser. Alles sieht wild und naturbelassen aus.
Auf der Fläche waren Gräber, die nach 20 Jahren eingeebnet wurden. Weil es durch die Urnenbestattungen mehr Platz auf dem Friedhof gibt, wurde die Fläche planiert und mit einer insektenfreundlichen Rasenmischung eingesät. Das Düngen und Mähen der Wildfläche ist tabu. Entstanden ist ein Paradies für Insekten, sagt Thesen. "Da summt und brummt es im Frühjahr. Hummeln, Bienen und Falter sind da überall. Da ist ordentlich was los."
Friedhofsflächen anders nutzen
Auf anderen Flächen wurden Totholzstapel angelegt. Das sind Stapel aus Ästen und Strauchschnitt. Unten beginnen sie im Laufe der Zeit zu verrotten. Oben kommen immer wieder neue Zweige drauf. Auch abgestorbene und morsche Bäume werden erhalten und als Totholzhabitate genutzt. Sie bieten Igeln, Vögeln und andere Tiere Unterschlupf oder sind Nistplätze.
Mehr Artenvielfalt durch naturnahes Umgestalten
Friedhöfe wie der in Trier sind für naturnahe Umgestaltungen optimal, sagt Christian Thesen. Eben weil es durch die veränderte Bestattungskultur mehr Freiflächen für solche Konzepte gebe.
Das sei auch die Möglichkeit, an solchen Orten auch mal andere Wege auszuprobieren, sagt Thesen. "Da wo es möglich ist, wollen wir der Natur den Raum geben, sich auch in der Stadt zu entfalten". Der Friedhof als Oase für Pflanzen und Tiere – in Trier keine Zukunftsmusik mehr.
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