Auf dem Marktplatz in Grevenmacher ist alles vorbereitet. Das Festprogramm zum Europatag startet am 9. Mai um 14 Uhr und läuft bis 21 Uhr. Chöre und Musikgruppen aus Grevenmacher und Trier treten auf, die beiden Bürgermeister Léon Gloden und Wolfram Leibe halten Ansprachen und sogar der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn nimmt an den Feierlichkeiten teil.
Europatag als Fest für Freundschaft und Verbundenheit
Eigentlich ist es in der Moselregion nicht ungewöhnlich, dass die Menschen hin- und herfahren, zum Einkaufen, zum Arbeiten, um Ausflüge zu machen oder kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Während der Corona-Pandemie hatten die guten Beziehungen allerdings wegen strenger Grenzkontrollen einen harten Schlag bekommen.
Dass die deutsche Bundesregierung 2020 wegen der Corona-Pandemie einseitig die Grenzen schloss und auf einmal bewaffnete Polizisten an der Grenze standen, habe viele Luxemburger an den Zweiten Weltkrieg erinnert, sagt der Bürgermeister von Grevenmacher, Léon Gloden im Gespräch mit dem SWR. Es hätten sich Dramen abgespielt an der Grenze.
Luxemburger, deren Eltern auf der deutschen Seite im Sterben lagen, sei die Überfahrt der Grenze verweigert worden. Er habe dann Passierscheine ausgestellt. Gemeinsame Proteste luxemburgischer und deutscher Bürgermeister der Moselregion hätten dazu geführt, die Situation zu verbessern. Die Politiker in Berlin seien eben weit weg, so Gloden.
Mittlerweile habe sich das gute nachbarschaftliche Verhältnis aber wieder eingependelt, sagt Gloden. Auch das wolle man mit dem gemeinsamen Fest zum Europatag am 9. Mai feiern.
Luxemburgs Aussenmininster im Interview Jean Asselborn: "In der Großregion ist Europa zusammengewachsen"
"Der Europatag am 9. Mai ist ein ganz besonderer Tag", sagt Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn. Im SWR-Interview spricht er über den Wert von Freiheit und Demokratie.
Historische Verbindungen zwischen Grevenmacher und Trier
Grevenmacher und Trier haben viele historische Verbindungen. So gehörte Grevenmacher lange dem im 7. Jahrhundert gegründeten Trierer Kloster St. Irminen. 1346 verkaufte der luxemburgische Graf Johann der Blinde seinem Onkel, dem Trierer Erzbischof Balduin, neben Echternach, Bitburg und Remich auch Grevenmacher - für 30.000 Florentiner Gulden.
Als 1822 in Grevenmacher bei einem großen Brand fast die Hälfte der Häuser verbrannte, kam beim Löschen Hilfe aus Trier. 1882 wurde die Grevenmacher Moselbrücke eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg sprach sich der damalige Grevenmacher Bürgermeister Victor Prost für die Wiederaufnahme des "kleinen Grenzverkehrs" an der luxemburgischen Ostgrenze aus. 1965 hieß das erste Ausflugsschiff auf der luxemburgischen Mosel "Stadt Trier."
Zwei Metropolen an der Mosel
Grevenmacher hat etwa 5.000 Einwohner aus mehr als 80 Nationen. Nur knapp 60 Prozent der Einwohner Grevenmachers haben einen luxemburgischen Pass. Trier hat 110.000 Einwohner und liegt etwa 20 Kilometer von Grevenmacher entfernt. Beide Städte nennen sich Moselmetropole, sind von Weinbergen umgeben, vom Tourismus der Moselregion geprägt und leben Europa. Ob für Ausflüge, zum Arbeiten, Einkaufen, Tanken oder für kulturelle oder sportliche Veranstaltungen - für die Menschen hier sind offene Grenzen und Austausch selbstverständlich.