Drei Gewässer fließen im Eifel-Ort Lasel zusammen: Der Fluss Nims sowie der Taubenbach und der Thierbach. In normalen Zeiten sind die Bäche kaum mehr als Rinnsale. Bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 allerdings schwollen sie zu einer Naturgewalt an.
Sie rissen Straßen und Autos weg, zerstörten die Kita und verursachten der Gemeinde insgesamt einen Schaden von mehr als einer Million Euro. Viel Geld für ein Dorf mit etwas mehr als 300 Einwohnern.
Wunsch nach Pegeln für kleine Bäche
Hätte all das verhindert werden können, wäre man früher gewarnt worden? Womöglich nicht, räumt Ortsbürgermeister Manfred Klasen ein. Dennoch zieht er eine Lehre aus der Flut: "Wir müssen die kleinen Bäche mehr ins Auge fassen."
Was er meint: Bei großen Flüssen wie der Mosel, der Kyll oder der Salm gibt es Pegel, die den Wasserstand messen. Wer die Daten im Blick behält, weiß also, wann es brenzlig wird, wann es gilt Sandsäcke aufzuschichten und Bürger zu warnen.
Enquete-Kommission zu Besuch in Lasel
An den kleinen Bächen hingegen gibt es keine Pegel und somit keine Vorwarnung, wenn sie zu reißenden Strömen anschwellen. Für Klasen sollte sich das dringend ändern. Auch Regenauffangbecken oder Schutzwälle könnten helfen, Überschwemmungen zu begrenzen.
Das gibt der Ortsbürgermeister auch der Enquete-Kommission "Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge“ des Landtags mit auf den Weg, die an diesem Tag zu Gast in Lasel ist.
Eifelstrecke nach Flut bis Ende 2023 wieder befahrbar
Es ist eine der Stationen auf der Tour der elf Abgeordneten und sechs Fachleuten durch die Eifel. Sie wollen in den stark von der Flut betroffenen Gemeinden herausfinden, was sich beim Wiederaufbau getan hat und welche Hürden bleiben.
Die Kommission wurde im August 2021, also kurz nach der Flut, ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist es, für den Landtag und andere Gremien Vorschläge zu erarbeiten, wie sich der Katastrophenschutz im Land verbessern lässt.
Kommission: Flut darf nicht in Vergessenheit geraten
Ein Problem, auf das die Experten dabei stoßen, sei die sogenannte Hochwasser-Demenz, sagt Lea Heidbreder, die Vorsitzende der Kommission. Wir Menschen hätten einen Hang dazu, unangenehme Ereignisse zu verdrängen und zur Tagesordnung überzugehen.
"Die Flut darf aber nicht in Vergessenheit geraten", warnt die Politikerin der Grünen. Stattdessen sollten Kommunen und Politik ihre Lehren aus dem Hochwasser ziehen und sich für kommende Katastrophen wappnen. Denn Extremwetterlagen könnten in Zeiten des Klimawandels noch häufiger vorkommen.
Kleine Pegel für wenig Geld
In der Eifel gibt es bereits Pläne, die Wasserstände von kleinen Bächen zu überwachen. "Wir werden keine großen Pegel installieren wie an der Kyll oder der Nims", sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm: "Aber es gibt inzwischen kleinere Geräte, die in der Anschaffung nicht so teuer sind."
So könne mit vertretbarem finanziellem Aufwand ein Vorwarnsystem eingerichtet werden. Auch über Regenauffangbecken außerhalb der Orte werde nachgedacht, so Söhngen: "An jedem Bach werden wir das natürlich nicht machen können."
In Lasel ist das Interesse schon mal groß, wie Manfred Klasen sagt. Im Rahmen einer Studie lässt die Gemeinde gerade klären, was am Taubenbach und am Thierbach getan werden kann. Und: Ob das bezahlbar wäre für die Gemeinde.
An Hochwasserdemenz leidet Manfred Klasen also nicht. Ihm sind die Gefahren für seine Gemeinde durchaus bewusst. Dennoch hofft der Ortsbürgermeister, dass es Lasel so bald nicht wieder trifft: "Man spricht da ja von Jahrhunderthochwassern. Ich wünsche mir also, dass Lasel zumindest die nächsten 100 Jahre verschont bleibt."