Der 49-jährige Ralf G. ist spielsüchtig. Seine Sucht hat sein ganzes Leben beeinflusst. Er hat eine Insolvenz hinter sich und ist aus seiner Wohnung geflogen, weil er die Miete nicht gezahlt, sondern verspielt hat.
"Ich bin am ersten des Monats zur Bank gegangen, habe alle Konten geräumt", sagt der 49-Jährige. "Dann bin ich in die Spielhalle, hab alles sehr schnell verspielt."
Eines Tages wird Ralf G. klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann. "In dem gleichen Haus über der Spielhalle ist mein Hausarzt gewesen", sagt er. "Da bin ich dann hin und weinend zusammengebrochen. Ich habe meinem Arzt gesagt: Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr."
15 Jahre ist das alles her, geheilt ist Ralf G. immer noch nicht. Er ist dauerhaft in Therapie und kämpft ständig mit seiner Sucht.
Suchtberaterin: Kontakt ist wichtig
Suchtberaterin Sarah Adam kennt Ralf G. Sie weiß, wie wichtig es in solchen Fällen für suchtkranke Menschen ist, schnell einen Kontakt zu haben, der ihnen hilft, Rückschläge zu vermeiden.
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Ein anderer Grund für den schnellen Kontakt sei es, wenn Menschen zum ersten Mal Hilfe suchen. Es sei nur ein Moment, in dem jemand erkenne, dass er ein Problem habe und süchtig sei, sagt Sarah Adam. "Das kann mitten in der Nacht sein." Würde dieser Zeitpunkt ungenutzt vergehen, sei die Möglichkeit, die Suchtkrankheit zu behandeln, vorbei.
Das Problem in beiden Fällen: Der Suchtberater muss rund um die Uhr erreichbar sein.
Nutzer erhalten direkt Rückmeldung
Die neue Online-Plattform "DigiSucht" soll diese Probleme jetzt lösen. Suchtberaterin Sarah Adam ist auch Landeskoordinatorin bei der Landesstelle für Suchtfragen für die neue Online-Plattform, die sie selbst ihren Patienten anbietet.
Ihre Klienten können über die Plattform ihr jederzeit schreiben. Sie erhalten bei der Kontaktaufnahme eine automatische Rückmeldung, dass sie eine Antwort bekommen.
Plattform bietet rund um die Uhr Kontakt
Sarah Adam hat die Plattform "DigiSucht" bisher zur Kommunikation mit ihren Klienten genutzt. Sie will die Plattform noch bekannter machen, mehr Menschen erreichen und helfen.
Das Onlineangebot sei insbesondere für die Menschen auf dem Land wichtig, sagt Adam. Dort hindere zum einen die schlechte ÖPNV-Anbindung die Menschen daran, zur Suchtberatung zu kommen. Und zum anderen sei die Hemmschwelle, zu einer Suchtberatung zu gehen, groß, weil viele Angst hätten, beim Weg in die Beratungsstelle gesehen zu werden.
Suchtberatung im Internet anonym möglich
Im Internet entscheidet der Hilfesuchende selbst, ob er komplett anonym beraten werden möchte. Es würden lediglich das Alter und die Form der Sucht abgefragt. Die Nutzer könnten aber auch den Video-Chat nutzen oder einen Vorort-Termin in der zuständigen Beratungsstelle vereinbaren - eine Kombination sei auch möglich, sagt Adam.
"DigiSucht" ist große Hilfe
Ralf G. hofft zukünftig seine Spielsucht weiter und besser in den Griff zu bekommen. Dass es eine Plattform gibt, über die er seine Suchtberaterin rund um die Uhr kontaktieren kann, beruhigt ihn.
Der 49-Jährige ist sich sicher, dass das bei ihm schon mehrfach Rückfälle verhindert hat. "Mein erster Weg ist mittlerweile definitiv an meinen Rechner zu gehen und meiner Beraterin zu schreiben", sagt er. "Das trägt viel zu meiner Stabilität bei. Das ist definitiv so!"