Bioenergie im Hunsrück

Viele wollen so sein wie das Nahwärme-Dorf Gimbweiler

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Der kleine Hunsrückort Gimbweiler trotzt der Energiekrise. Dort betreibt die Sonne die Heizungen der Bewohner. Mittlerweile ist das Nahwärmenetz Modell für viele andere Dörfer.

Fast die Hälfte der Haushalte des 400 Einwohner Dorfes im Kreis Birkenfeld bezieht die Energie von einem Hügel oberhalb des Ortes. Dort steht eine sogenannte Solarthermie-Anlage.

In dieser Solarthermieanlage in Gimbweiler wird Wasser von der Sonne erhitzt. Das Wasser wird dann ins Nahwärmenetz des Ortes gespeist und dort zum heizen oder duschen in den Häusern verwendet
Hier erhitzt die Sonne das Wasser, das die Menschen in Gimbweiler später zum Beispiel zum Duschen nutzen können.

Das erhitzte Wasser fließt über Leitungen in die Heizzentrale des kleinen Ortes.

Die liegt etwas unterhalb des Hügels und verteilt das erhitzte Wasser im Dorf. 86 Haushalte hängen an diesem Nahwärmenetz. Sie bekommen so Warmwasser zum Duschen oder für die Heizung. Sollte die Kraft der Sonne mal nicht reichen, springt ein Holzhackschnitzelofen ein. Auch er steht in der Heizzentrale.

Nutzer des Nahwärmenetzes zufrieden

Simone Simon ist seit fast zwei Jahren ans Nahwärmenetz angeschlossen. Sie hat einen alten Bauernhof am Ortseingang wieder hergerichtet.

Simone Simon aus Gimbweiler heizt ihr ehemaliges Bauernhaus mit Nahwärme.
Simone Simon aus Gimbweiler heizt ihr ehemaliges Bauernhaus mit Nahwärme.

Zuvor hatte sie eine Wärmepumpe installiert. Doch die habe nicht immer für das große Haus gereicht. Deswegen kam der Anschluss für das Nahwärmenetz gerade richtig. Wie sie sagt, funktioniere das prima.

Ölheizung herausgeworfen

Im Ortskern hat Jörg Sauerbaum sich vor zwei Jahren ein Haus gekauft. Obwohl die Ölheizung dort noch fast neu war, ließ er sich von Nahwärme überzeugen: Die Ölheizung flog raus.

Jörg Sauerbaum hat 2020 sein Haus in Gimbweiler gekauft und sich direkt ans Nahwärmenetz angeschlossen.
Jörg Sauerbaum hat 2020 sein Haus in Gimbweiler gekauft und sich direkt ans Nahwärmenetz angeschlossen.

Bereut habe er das noch keinen Tag, wie er sagt. Statt Brenner und Tanks im Keller reicht für seine Heizung jetzt eine kleine Übergabestation für das erhitzte Wasser. Sie hängt an der Wand und nimmt kaum Platz weg. Er stehe zu seiner Entscheidung. Er als Bezieher der Nahwärme sei froh, dass er unabhängig sei von Gas und Öl.

Viele Anfragen aus anderen Orten zu Nahwärme

Vor allem seit der Energiekrise kann sich Bürgermeister Gerd Linn vor Anfragen kaum retten. Allein im Oktober hatte er mehrmals die Woche Besuch aus anderen Gemeinden, aber auch von Forschern. Das Interesse an alternativen Energiekonzepten sei riesig.

Gerd Linn, Bürgermeister des Bioenergiedorfs Gimbweiler. Dort wird unter anderem mit Solarthermie und Photovoltaik ein Nahwärmenetz betrieben.
Bürgermeister Gerd Linn ist ein gefragter Mann. Vielen seiner Kollegen musste er in den vergangenen Monaten die Solarthermieanlage auf einem Hügel oberhalb des Ortes zeigen.

Photovoltaik liefert Strom für Verteilung des Warmwassers

Für die Verteilung des Warmwassers ist zwar Strom nötig. Aber auch der wird auf dem Hügel über Gimbweiler erzeugt. Paneele für Photovoltaik liefern den Strom zum Beispiel für Pumpen. Diese Pumpen werden zur Verteilung des Warmwassers im Ort genutzt.

Einstieg in erneuerbare Energien

Bürgermeister Linn rät aber, dass jeder Ort genau prüfen müsse, welche Energien er anzapfen könne. Auch wenn die Sonne keine Rechnung stelle - die Energie daraus gebe es nicht um Nulltarif. Außerdem habe die Gemeinde für die Errichtung des Netzes Zuschüsse des Bundes bekommen. Auch die Hausanschlüsse seien vor drei Jahren gefördert worden. Er sehe aber, dass derzeit viele Förderungen zurückgefahren würden.

Dezentrale und sichere Wärmeversorgung

Unterstützt bei der Planung hat die Gemeinde das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) in Hoppstädten-Weiersbach.

Die Entkopplung vom Energiemarkt bringe für die Gemeinde und die angeschlossenen Haushalte gleich mehrere Vorteile: ihre Wärmequelle bringe für sie stabile Preise. Und die Versorgung sei mit Sonne und Holz auch sicher. Natürlich sei das Nahwärmenetz in Gimbweiler aufwändig geplant. Es ginge aber auch weniger detailreich.

Zukunftsträchtige Energiequellen

Peter Heck, Professor für Umweltwirtschaft und Leiter des IfaS, sieht in Nahwärmenetzen eine günstige und zukunftsträchtige Wärmeversorgung gerade für Menschen auf dem Land. Denn dort gebe es meist genug Platz, um Solarthermie, Windräder oder Biogas-Anlagen aufzustellen. Vor allem aber die Wärme aus Sonne und Wind werde immer wichtiger. Ein Vorbild sei dabei der Rhein-Hunsrück-Kreis. Dort gebe es schon 17 Nahwärmenetze.

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SWR