ARD Jugendmedientag im Jahr der Nachricht

So lernen Schüler in der Region Trier Fake News zu entdecken

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Autor/in
Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon

Klassische und soziale Medien, Nachrichten, Fake News: Das sollte fächerübergreifend unterrichtet werden, sagt die Schulbehörde. In der Region ist das aber ganz unterschiedlich.

Der Papst in weißer Daunenjacke, Donald Trump als Sträfling - das sind bekannte Fakes, die mittlerweile die meisten kennen. Kinder und Jugendliche werden aber mittlerweile auf sozialen Medien wie TikTok mit viel ernsteren Fake News, zum Beispiel zum Ukraine-Krieg und zu den Konflikten in Nahost konfrontiert.

Echte Nachrichten von Falschinformationen unterscheiden, sich in den Medien zurechtfinden, das sollte in den weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz unabhängig von einem bestimmten Fach vermittelt werden, so eine Sprecherin der Schulbehörde ADD: "Medienkompetenzförderung ist an den Schulen in Rheinland-Pfalz seit Langem Querschnittsaufgabe. Damit betonen wir einerseits den großen Stellenwert dieses Themenkomplexes und werden vor allem der gesellschaftlichen Wirklichkeit gerecht."

Schülerinnen und Schüler sollen demnach selbstbestimmt und aufgeklärt mit digitalen Medien umgehen. Eine stichprobenartige SWR-Umfrage unter den Schulen in der Region Trier anlässlich des ARD Jugendmedientags hat aber ergeben: Das Thema kommt dort unterschiedlich umfangreich und in verschiedenen Klassenstufen vor.

Medienkompetenz von der 6. Klasse bis zur Oberstufe

Die IGS Hermeskeil zum Beispiel ist "Medienkompetenzschule". Die Schüler lernen daher schon in der 6. Klasse zwei Stunden pro Woche im Fach "Medienerziehung", sagt Schulleiter Christian Schmidt. Zudem gebe es ab der 6. bis zur 10. Klasse das Wahlpflichtfach "Leben in der digitalen Welt". An der IGS gibt es auch Projekte mit regionalen und überregionalen Zeitungen.

Die Drei-Maare Realschule plus Daun weist darauf hin, dass jede Schule verpflichtend ein Medienkonzept entwickeln muss. Auch am Göttenbach-Gymnasium Idar-Oberstein geht es um Fake News, soziale Medien und Filterblasen - allerdings später als in Hermeskeil, nämlich ab der 9. Klasse im Politikunterricht. Wie man mit dem Computer recherchiert und wie man sich Informationen beschafft, das ist ab der 7. Klasse und auch in der Oberstufe in Deutsch Thema, sagt Schulleiterin Manuela Schmitt.

Social Media Posts und Videos bekannter Youtuber seien sogar Thema im Französischunterricht der Oberstufe. Schmitt sagt aber auch: "Vieles geschieht auf freiwilliger Basis, je nach Kompetenz der Lehrkraft." Zum Beispiel, wenn es um Themen wie Künstliche Intelligenz, Chatbots, TikTok-Videos und Deep Fakes gehe.

Oft zu wenig Zeit für Fake News im Unterricht

Ein Problem, das auch das St.-Matthias-Gymnasium-Gerolstein hat, sagt Lehrer Marius Suckrau: "Was verpflichtend ist, entscheidet der Lehrplan. Und die, die aktuell in Kraft sind, wurden größtenteils geschrieben, bevor die Politik Fake News als Problem erkannt hat." Als Lehrer habe man viel Freiheit, auch Fake News in den Unterricht einzubeziehen.

Das Problem sei aber die Zeit: "Wenn man mal krank ist, wird es schon knapp. Die einzige Möglichkeit ist dann, verpflichtende Inhalte des Lehrplans wegzulassen. Damit bringe ich dem Schüler eventuell etwas Wichtiges über Fake News bei, haue ihn aber in die Pfanne, wenn er zum Beispiel umzieht, weil ihm dann vorausgesetzte Inhalte fehlen."

Gemeinsam die Fakten checken Journalismus macht Schule – Unterrichtsbesuch vom SWR

Nachrichten auf ihre Glaubwürdigkeit prüfen, Informationen checken und Fake News erkennen. Das ist nicht nur etwas für Medienprofis, sondern spannender Unterrichtsstoff.

An seiner Schule seien der Umgang mit sozialen und klassischen Medien und Nachrichten Thema in Sozialkunde und Deutsch in der 8. und 9. Klasse und in der Oberstufe. Die ADD weist auch darauf hin, dass es an mehreren Stellen der Lehrpläne um Falschinformationen im Netz gehe. Zum Beispiel auch im Informatikunterricht.

Darüber hinaus gebe es Angebote wie die Initiative "#StarkImNetz" oder das Landesprogramm "Medienkompetenz macht Schule", an dem fast alle Schulen im Land teilgenommen hätten. Oder den "MedienKomp@ss", eine Art Checkliste, die in der Mittelstufe vorgeschrieben sei und altersgerecht Medienkompetenz vermittle.

Schüler kritisieren: Fake News kommen zu wenig in der Schule vor

Bei Schülerinnen und Schülern scheint das alles aber nicht wirklich anzukommen, denn die Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz widerspricht der ADD: "Ein verpflichtendes Modul gibt es meiner Erkenntnis nach nicht. Teilweise gibt es Module, die von außerschulischem Personal ausgeführt werden. Dies kommt aber ganz auf die jeweilige Schulleitung an", so eine Sprecherin gegenüber dem SWR.

Netzwerktreffen im SWR Stuttgart „Journalismus macht Schule“ und die neue Herausforderung KI

Um den wachen Umgang mit Nachrichten in Schulen in ganz Deutschland zu trainieren, haben sich Medien und Bildungsanstalten zum Verein Journalismus macht Schule zusammengeschlossen. Wichtig auch: der Austausch mit Lehrerinnen und Lehrern, wie beim Netzwerktreffen im Oktober im SWR Stuttgart.

Ihrer Ansicht nach gibt es Input nur, wenn eine Lehrkraft das Thema von sich aus anspreche. Deshalb fordert die Landesschüler*innenvertretung auch mehr Aufklärung und Information zum Thema, zum Beispiel auch durch externe Fachleute.

Es sei wichtig, dass Schülerinnen und Schüler lernen, mit verschiedenen Quellen umzugehen, Falschinformationen von seriösen zu unterscheiden: "Wichtig ist auch, dass es eine einheitliche Regelung geben sollte, damit wirklich alle auf dem gleichen Stand sind, was Medienkompetenz betrifft."

Lehrer: Manche Schüler wollen Fake News gar nicht erkennen

Das Problem sei aber gar nicht, dass die Jugendlichen Fake News nicht erkennen könnten, sagt Lehrer Suckrau vom St.-Matthias-Gymnasium Gerolstein. Am Ende der 10. Klasse könnten sie Fragen dazu meist richtig beantworten.

Trotzdem seien Fake News weit verbreitet: "Weil es nicht darum geht, ob sie die Fake News erkennen können, sondern ob sie es wollen. Und hier greifen alle Materialien, egal ob Lehrplan oder von öffentlichen Medien viel zu kurz."

Was kann KI jetzt und in Zukunft?

Gesichtserkennung oder ChatGPT: Was kann KI und wo kann sie in Zukunft eingesetzt werden? Film für Informatik, Medienkompetenz & Ethik ab Klasse 7.

Planet Schule: Dennis Digital - Dennis und die Künstliche Intelligenz WDR Fernsehen

Um tiefer einzusteigen, müsste es seiner Ansicht nach Material zu manipulativen Prozessen auf Webseiten geben, zu Algorithmen, Wirkung von Emojis, zur hybriden Kriegsführung, etwa durch Russland. Suckrau beobachtet aber auch bei seinen Schülern, dass es psychologische Gründe gibt, an Fake News zu glauben: "Wenn ich glaube, der Klimawandel existiere nicht, muss ich meinen Lebensstil nicht ändern oder habe keine Angst mehr davor."

Schule soll schon so viele andere Probleme außerhalb des Unterrichtsstoffs lösen.

Hinzu kämen Zukunftsängste, die Jugendlichen seien unzufrieden mit der Politik, die auf ältere Wähler ausgelegt sei, oder hätten Erwartungsdruck, der auch durch soziale Medien wie TikTok geschürt werde. "Dazu kommt, dass Lehrer, Fernsehen, Zeitungen oder Radio einfach nicht die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen sind. Das ist TikTok. Die Jugendlichen glauben dann einfach zum Beispiel Andrew Tate, weil er für sie realer erscheint als ich oder der SWR."

Das Problem sei also nicht das Wollen, sondern das Können, wenn es darum geht, Jugendlichen Wissen zu Fake News zu vermitteln, sagt Suckrau: "Ein weiteres Problem sind die Ressourcen. Schule soll bereits schon Gewalt, Mobbing, Cybermobbing, schlechte Ernährung, Magersucht, selbstverletzendes Verhalten, Unwissenheit in Finanzdingen, mangelndes Umweltbewusstsein, Drogenabhängigkeit und vieles mehr lösen. Alles außerhalb des verpflichtenden Unterrichtsstoffs."

Gymnasium: Mehr Medienkompetenz, auch bei Lehrern

Das Göttenbach-Gymnasium Idar-Oberstein will sich trotzdem dafür einsetzen, dass seine Schülerinnen und Schüler kompetenter mit Medien umgehen, sagt Schulleiterin Schmitt: So gebe es eine neue Jugendmedienschutzbeauftragte, die sich derzeit einarbeite. Schüler würden außerdem zu "Medienscouts" ausgebildet. Und einige Klassen nehmen freiwillig am ARD Jugendmedientag heute teil.

Schmitt wünscht sich aber auch ein einheitliches Konzept, bei dem nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Lehrkräfte in ihrer Medienkompetenz weitergebildet werden. Denn das Thema dürfe nicht auf einzelne Lehrer verteilt werden, sondern sei eine Aufgabe für die gesamte Schulgemeinschaft.

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