Die TikTokerin Jess Hengel hält elf Bücher gestapelt in der Hand. Sie spricht in die Kamera und sagt, dass sie die Bücher gelesen hat. Danach spricht sie über die Bücher, stellt sie vor. In den Kommentarspalten des Videos sprechen die User wiederum über die Anzahl der Bücher, die sie gelesen haben.
Jess Hengel ist eine sogenannte "BookTokerin". Heißt, sie spricht auf dem Videoportal und Sozialen Netzwerk "TikTok" über Bücher. Hengel ist eine der bekanntesten "BookTokerinnen". Sie hat rund 600.000 Follower.
Buchempfehlungen werden immer kreativer
Als 2020 das Hashtag "BookTok" im Videoportal und Sozialen Netzwerk TikTok auftauchte, war es eines unter vielen. Doch das Hashtag wurde zu einem Kult. Zahlreiche User bewerten und diskutieren heute unter dem Schlagwort Bücher und empfehlen diese weiter.
Die Nutzer werden dabei immer kreativer: Von Videos, in denen Bücher ohne Worte, nur durch Mimik beschrieben werden, bis zu 24-Stunden-Lesemarathons, bei denen einen ganzen Tag lang gelesen wird, ist alles dabei.
"BookTok": Buchhändler spüren digitalen Trend
Der digitale Trend ist aber auch im Analogen zu spüren. Florian Valerius arbeitet in Trier in einem Buchladen. Er merkt, wie das, was im Sozialen Netzwerke TikTok passiert, das Leseverhalten seiner Kundinnen und Kunden verändert, speziell das der Jüngeren, sagt er.
"Es sind meistens Mütter, die hier hingeschickt werden und für ihre Kinder nach irgendwelchen Klassikern fragen, nach denen seit 100 Jahren niemand mehr nachgefragt hat". Oftmals sei es dann so, dass es sich um ein Buch handele, dass auf TikTok Thema war, sagt Buchhändler Valerius.
"Und ja, meistens weiß ich dann, das war digital ein Trend und es ist selbst hier in Trier angekommen und die Leute kommen deswegen in die Buchhandlung."
"BookTok" macht Bücher modern
Die kreativen Buchempfehlungen im Internet sind aber auch ein Thema für Buchautoren und Buchautorinnen. Josi Wismar ist Bestsellerautorin und "BookTok"-Autorin des Jahres 2024. Sie sieht in dem digitalen Trend Vorteile.
"Durch 'BookTok' ist das Lesen wieder cool. Durch 'BookTok' kommen junge Menschen, die sonst absolut gar keinen Kontakt damit haben, in Kontakt mit Büchern", sagt Wismar. Darüber hinaus werde auch das Buch selbst wieder interessant für junge Menschen. "Man möchte das Buch im Buchladen kaufen und sich das auch ins Regal stellen", sagt sie.
Branche setzt Hoffnungen in TikTok-Trend
Die Videos von Jugendlichen würden auf Autoren und Bücher aufmerksam machen und förderten so den Verkauf insbesondere in der Zielgruppe der 18 bis 30-Jährigen, den sogenannten "New Adults", sagt Wismar. Der Grund: Die Empfehlungen erfolgen "auf Augenhöhe".
Ob der Trend auch Auswirkungen auf die Verkaufszahlen von Büchern hat, lässt sich derzeit noch nicht in Zahlen fassen. Die Branche hofft aber, dass der Trend sich positiv auf die Absatzzahlen von Büchern auswirkt und auch jüngeres Publikum für Bücher begeistern kann. Denn laut Branchenexperten sind die Buchverkäufe seit Jahren rückläufig.
Buchhändler freut sich über Buch-Comeback
Dass Bücher weiterhin gekauft werden und beliebt bleiben, das hofft natürlich auch der Trierer Buchhändler Florian Valerius. Er sieht in Büchern nämlich etwas Besonderes.
"Das Buch ist einfach ein schönes Accessoire, das man auch gerne zeigt." Es sei wie mit der Schallplatte, die sind einfach unkaputtbar, sagt er.