Wenn Eli Burbach Medikamente braucht, muss sie sich nicht in der Warteschlange anstellen. Die 30-Jährige kann Hustensaft oder Schmerzmittel einfach am neuen Terminal in der Apotheke in Gillenfeld bestellen. Und hinter der Kasse wird dann alles fertig gemacht.
Dafür muss sie nur das Rezept scannen und ein paar Mal auf den Bildschirm klicken – wie in einem Schnellrestaurant. "Das ist super praktisch, vor allem, wenn es mal schnell gehen muss und die Schlange länger ist", sagt die junge Frau.
Apotheker schaltet sich per Videoanruf dazu
Doch das Gerät kann noch mehr als das. Wenn die Kundin aus Gillenfeld noch Fragen zu einem Medikament hat, kann sie damit auch einen Videoanruf starten und wird mit einem Mitarbeiter der Apotheke verbunden. Damit sie bei der Beratung niemand belauscht, sind die Lautsprecher so konstruiert, dass nur sie hört, was gesprochen wird.
Auch Apotheker Andreas Radmacher ist begeistert von seinem neuen Gerät. Denn das Gerät ersetzt zwar keine Fachkraft. Es ist aber eine Unterstützung, wenn im Laden viel los ist und das Personal fehlt. Vor drei Jahren hat Radmacher die Apotheke in Gillenfeld übernommen - mitsamt den Mitarbeitern, die zum Teil bald in Rente gehen: "Und wir suchen seitdem händeringend Apotheker und Pharmazeutisch-Technische Assistenten. Es gibt aber kaum Nachwuchs."
Verband: Personalmangel führt zum Apothekensterben auf dem Land
Dieses Problem haben viele Apotheken, gerade in ländlichen Regionen wie der Eifel und dem Hunsrück, sagt Thomas Hanhart vom rheinland-pfälzischen Apothekenverband: "Die Folge ist ein Apothekensterben in der Fläche." Allein in den vergangenen fünf Jahren hätten rund 150 von ehemals mehr als 1.000 Betrieben zugemacht.
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Der Verband fordert, dass die Politik die Rahmenbedingungen für Apotheker verbessert. Man arbeite zu viel und verdiene zu wenig. Daher sei es für viele Uni-Absolventen attraktiver, sich einen Job in der Industrie zu suchen. Hanhart kann daher jeden verstehen, der sich so ein Gerät als Unterstützung anschafft.
Erfindung stammt aus Ludwigshafen am Rhein
Auch Mohammad Atta-Ul-Quddus kennt die Probleme der Branche, gerade auf dem Land. Denn sein Bruder betreibt eine Apotheke in Bad Dürkheim. Seine Erfahrungen brachten den Informatiker aus Ludwigshafen am Rhein auch auf die Idee für sein Start-Up und sein Terminal: "Wir wollten uns was einfallen lassen, um die Landapotheker zu unterstützen. Damit die Apotheken vor Ort überleben."
2019 hat er mit seinem Geschäftspartner Andreas Epp deshalb die Arbeit an dem Gerät begonnen - mit Förderung des Landes und der Europäischen Union. Jetzt ist er fertig mit der Entwicklung und hat die ersten drei Terminals verkauft - eines davon ging nach Gillenfeld.
Qudus glaubt aber, dass seine Entwicklung Potential hat. Schon jetzt sei die Nachfrage groß: "Die rennen uns die Bude ein, weil es bislang noch kein Produkt wie unseres gibt." Andreas Radmacher jedenfalls sieht sich mit dem Gerät gut gerüstet für die Zukunft - damit er noch viele Jahre in Gillenfeld weitermachen kann.