"Es ist einfach unbeschreiblich gewesen", erzählt Katharina Garrecht vom THW Ortsverband Speyer im SWR-Gespräch. Die Frau sei ansprechbar gewesen und es sei ihr verhältnismäßig gut gegangen. "Sie hatte ein paar Knochenbrüche und war etwas verwirrt." Aber das sei auch kein Wunder. Wenn man tagelang unter Trümmern liege, verliere man das Zeitgefühl.
Mehr als 140 Stunden hatte die 88-jährige Frau unter den Trümmern ihres eingestürzten Hauses in der türkischen Stadt Kirikhan auf Rettung gewartet.
"Wir waren mit Anwohnern da, die vor uns schon angefangen hatten, zu graben. Wir haben uns trotz der Sprachbarriere sehr gut verständigt und hatten nur ein Ziel, die Frau da raus zu holen", erzählt Garrecht. Vier Stunden lang hatten die Einsatzkräfte gegraben und sich in einem drei Meter tiefen Loch durch eine dicke Betonplatte zu der Frau durchgearbeitet. Die Freude sei unbeschreiblich gewesen, als sie endlich gerettet war, erzählt Garrecht. Sie alle würden der Frau die Daumen drücken, dass sie sich im Krankenhaus erholt.
Bei Suche nach Verschütteten gilt 100-Stunden-Regel
Eine solche Rettung sei etwas Außergewöhnliches. Es gebe die Regel, dass die Überlebenschancen für Verschüttete nach 100 Stunden rapide sinken. Ausnahmen gebe es dann, wenn die Trümmer einen Hohlraum bildeten oder es gar Zugang zu Wasser gebe.
"Wir geben zwar nicht auf in dem Sinn, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo unsere Hunde nicht mehr anschlagen." Wenn auch die technischen Ortungsgeräte kein entsprechendes Signal mehr geben würden, mache es "keinen Sinn, einfach zu graben", erzählt die THW-Mitarbeiterin. Es gebe einen ständigen Austausch mit einem Koordinierungszentrum, das gemeinsam mit den Behörden über den Einsatz von Helfern entscheide.
40-Jährige nach Rettung in Türkei gestorben
In der Nacht zum Samstag war eine 40-jährige Frau, die Feuerwehrleute aus Trier nach mehr als 100 Stunden aus Trümmern geborgen hatten, im Krankenhaus gestorben. Auch ihre Rettung galt als Wunder. Ein Helfer hatte noch berichtet, die Frau habe seine Hand gedrückt und gelächelt. Ihr Tod hatte alle überrascht.
THW mit Helfern aus RLP zurück in Deutschland
Sieben Tage nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien gibt es inzwischen kaum noch Hoffnung, Verschüttete lebend zu finden. Das Technische Hilfswerk hat daher am Montag seinen Einsatz in der Türkei beendet.
Am Flughafen Köln/Bonn landete am Abend ein Flugzeug mit fast 100 Einsatzkräften an Bord. Unter ihnen das 50-köpfige Team des Technischen Hilfswerks sowie ein 42-köpfiges Team der in NRW beheimateten Hilfsorganisationen I.S.A.R. Germany und BRH Bundesverband Rettungshunde. Wartende begrüßten sie mit lautem Jubel.