Zu Beginn dieses Schuljahres ist das bundesweite Programm Mental Health Coaches gestartet. In Rheinland-Pfalz nehmen etwa zehn Schulen an dem Projekt teil. Experten äußern Kritik.
Depressionen, Prüfungsängste, Stress - viele Kinder fühlen sich überfordert. Wenn wir uns den Wandel der Gesellschaft anschauen, spielt mentale Gesundheit bei jungen Leuten eine große Rolle, erzählt Nadine Conrad.
Sie arbeitet seit knapp zwei Wochen an einer Schule in Rheinland-Pfalz als Mental Health Coach. Conrad sagt, sie merkt, wie dringend ihre Arbeit dort gebraucht wird. Sie wurde in Berlin zum Mental Health Coach ausgebildet. Ihre Arbeit unterscheide sich von der von Psychologen, sie arbeite präventiv. Sie therapiere nicht.
Pilotprojekt für ein Schuljahr
Das Programm Mental Health Coaches wird vom Bundesfamilienministerium gefördert. In allen 16 Bundesländern nehmen insgesamt mehr als 100 Schulen an dem Projekt teil.
Ziel des Programms ist es, dass Schülerinnen und Schüler ermutigt werden, sich aktiv mit dem Thema psychische Gesundheit auseinanderzusetzen, etwa lernen, wie sie besser mit Stress umgehen können. Das Pilotprojekt ist für ein Schuljahr angedacht, mit Option auf Verlängerung.
Experten äußern Kritik an der Befristung
Lars Lamowski, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in Rheinland-Pfalz, findet das Programm grundsätzlich gut, äußert aber auch Kritik. Er habe die Befürchtung, dass das Pilotprojekt ausläuft und nichts folgt. Das habe er schon oft bei solchen Projekten erlebt.
Er hoffe, dass Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter fest installiert würden. Ständig, und nicht punktuell und zeitlich befristet.
Psychotherapeutin für "Lebensunterricht"
Auch Ärztin und Psychotherapeutin Claudia Christ findet, dass im Bereich Prävention von psychischen Erkrankungen bei Schülern kaum etwas gemacht wurde. Sie hält an Schulen Vorträge über mentale Gesundheit. Ihr Wunsch: "Lebensunterricht" von der ersten bis zur letzten Klasse. Etwa, wie man einen Vertrag unterschreibt oder was finanzielle Absicherung bedeutet.
Pandemie hat noch immer Auswirkungen auf die Psyche von Schülern
Alle Experten sind sich einig: Besonders nach Corona ist es wichtig, sich um die mentale Gesundheit der Kinder zu kümmern. Wie regle ich meine Emotionen? Wie regle ich meine Gedanken? Bin ich eher positiv oder negativ? Claudia Christ glaubt, dass diese Fragen durch Corona nochmal einen "Drive" bekommen haben.
Auch Mental Health Coach Nadine Conrad meint, dass die Corona-Zeit schwierig für Kinder und Jugendliche war. Viele Eltern hätten während der Pandemie arbeiten müssen und keine Zeit gehabt, sich um ihre Kinder zu Hause zu kümmern.
Conrad habe in der kurzen Zeit, in der sie jetzt als Mental Health Coach arbeitet, schon positive Resonanz bekommen. Sie freut sich auf die kommende Zeit mit den Schülern und plant gerade ein Projekt für den internationalen Gesundheitstag.
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