Loni Aust hat in ihrem Leben bereits 125 Mal Blut gespendet: "Das Blut erneuert sich ja immer wieder und vielleicht wird man ja irgendwann mal selbst in die Verlegenheit geraten, Blut zu brauchen. Deswegen spende ich."
Man wüsste ja nie, ob ein Unglück geschehe, sagt die 70-Jährige und erinnert sich: "Nach dem Flugzeugunglück in Ramstein wurde überall dazu aufgerufen, Blut zu spenden. Ich hatte schon kurz vor dem Unglück gespendet."
Die Rentnerin lebt in Maikammer und hat vor 40 Jahren mit dem Blut spenden angefangen. Ab dann habe sie eigentlich jeden Blutspende-Termin in ihrem Ort wahrgenommen, außer sie sei krank oder in Urlaub gewesen, erzählt sie stolz.
Wie ist die Lage bei Blutspenden?
Stefan David Küpper ist Pressesprecher vom DRK-Blutspendedienst West, der für die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Saarland und Nordrhein-Westfalen zuständig ist. Das Engagement von Loni Aust beeindruckt ihn: "Besonders bei Frauen ist es eine beachtliche Leistung, weil Frauen nur vier Mal in zwölf Monaten Blutspenden dürfen und Männer sechs Mal."
Zur aktuellen Lage bei Blutspenden in Rheinland-Pfalz sagt er auf SWR-Anfrage, dass das DRK West die Kliniken aktuell gut versorgen könne. Aber: "Wir müssen die Lage für die nächsten Wochen und Monate einschätzen."
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Menschen, die ihr Blut spenden, tun dies vor allem, um anderen zu helfen. Dabei hat Blutspenden auch viele Vorteile für die Spender.
Kurze Haltbarkeit der Blutplättchen
Kontinuierliches Blutspenden ist wichtig, weil aus den sogenannten "Vollblutspenden" verschiedene Blutpräparate mit unterschiedlicher Haltbarkeitsdauer herausgearbeitet werden. Thrombozyten, also Blutplättchen, erklärt der Experte, seien beispielsweise nur vier Tage haltbar.
Sie würden in hohem Maße in der Krebstherapie gebraucht werden. Diese seien zum Beispiel der Grund, warum der DRK an Tagen wie dem zweiten Weihnachtsfeiertag oder Ostermontag, zur Blutspende bitten würden, weil durch diese geringe Haltbarkeit dauerhafter, kontinuierlicher Nachschub gebraucht werde.
DRK trägt zur sicheren Blutspende-Versorgung bei
Das DRK ist der Hauptversorger bei Blutspenden in Rheinland-Pfalz. Er trägt zu 75 Prozent zur Bedarfsdeckung der Krankenhäuser und Arztpraxen bei. Die restlichen Prozent verteilten sich unter anderem auf die Universitätskliniken und private Unternehmen, erklärt der Pressesprecher.
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Sommerferien und Europameisterschaft werden zur Herausforderung
Küpper appelliert an die Menschen, jetzt Blut zu spenden, damit man während der Europameisterschaft und in den Sommerferien in keine Versorgungsnotlage komme, denn zu diesen Zeiten werde erfahrungsgemäß weniger gespendet. Je mobiler und abgelenkter die Menschen seien, desto weniger spiele das Thema Blutspenden eine Rolle.
Von einer Versorgungsnotlage spreche man dann, wenn etwa die Krankenhäuser ihre Patienten nicht mehr geregelt und adäquat mit Blut versorgen können.
Kampagne zum Tag der Blutspende
Zum heutigen Tag der Blutspende macht das DRK mit einer sogenannten #missingtype-Kampagne auf die Bedeutung des Themas Blutspenden aufmerksam. Dabei arbeitet die Organisation mit Unternehmern und Influencern zusammen, die etwa bei Posts auf Social Media die Buchstaben A, B und O, stellvertretend für die Blutgruppen A, B, AB und 0, weglassen.
Unternehmen aus RLP macht mit
Das Unternehmen Griesson – de Beukelaer, mit Sitz in Polch in Rheinland-Pfalz, unterstützt die Kampagne. "Über die Social Media Accounts auf Facebook und Instagram von Prinzen Rolle machen wir mit einem Post auf den Weltblutspendetag aufmerksam", meint Annika Henkel, Pressesprecherin des Unternehmens.
Ihre Intension: Menschen dazu anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und selbst Blut spenden zu gehen. "Auch als Unternehmen machen wir uns stark für die Blutspende und organisieren zum Beispiel an unseren Standorten in Zusammenarbeit mit dem DRK Blutspendetermine für unsere Kolleginnen und Kollegen."
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Junge Menschen zur Blutspende motivieren
Die Idee des DRK hinter der Kampagne: Spendefähige Menschen, vor allem die jüngere Generation, zur Blutspende zu motivieren. Nach Angaben des DRK ist die Aktion eine der größten Gesundheitskampagnen in Deutschland.
Neben den saisonalen Effekten müsse es das langfristige Ziel sein, dass mehr Menschen Blut spenden. Momentan seien das nur etwa drei Prozent der spendefähigen Bevölkerung in Deutschland.
Zu wenige Menschen gehen Blut spenden
Laut Dr. Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, ist das zu wenig. "Nicht jeder ist in der Lage, Blut zu spenden, manchmal sprechen gesundheitliche Dinge dagegen, aber insgesamt ist da sicherlich noch ein Potential an Spendern, das noch lange nicht ausgeschöpft ist", meint er.
Warum gehen Menschen kein Blut spenden, obwohl sie es eigentlich könnten? Das könne unter anderem an der Bequemlichkeit der Menschen liegen oder dass Menschen nicht wissen, wo ein Spendetermin stattfindet, sagt Matheis. Auch die Landesärztekammer RLP ruft zur Blutspende auf.
Neue Menschen ansprechen
Mit sogenannten Pop-up-Stores zum Blutspenden, also kurzfristigen Angeboten, versucht der Blutspendedienst neue Menschen anzusprechen: "Wir haben auch in RLP vor kurzem in Trier in einem Einkaufszentrum einen sogenannten Pop-Up Shop eröffnet. Hier sind viele Menschen und deswegen wollen wir ihnen dort die Möglichkeit geben, spontan Blut zu spenden."
Abnehmende Blutspendebereitschaft erwartet
Der Pressesprecher vom DRK-Blutspendedienst West weist darauf hin, dass man in Rheinland-Pfalz die Problematik habe, dass die Menschen, die regelmäßig und treu Spenden gehen würden, älter seien und aus der Babyboomer-Generation kämen.
"Diese Menschen werden sukzessiv so alt, dass sie als Blutspender aus dem System rausfallen. Aus unterschiedlichen Gründen: Sie werden älter, nehmen Medikamente ein und das führt dazu, dass sie nicht spenden dürfen", sagt der DRK-Experte. Bei den jüngeren Menschen komme zu wenig Kontinuität nach.
"Wir müssen nach vorne schauen und es ist erwartbar, dass es für uns in den nächsten Jahren schwieriger wird, es sei denn wir aktivieren mehr jüngere Spenderinnen und Spender", schätzt Küpper ein. Junge Menschen seien für das DRK nicht unbedingt 18-Jährige, das kann auch ein 30-Jähriger sein.
Grundsätzlich können in Deutschland alle Erwachsenen Blut spenden.
"Es ist nie zu spät"
Achim Stein war inzwischen schon 105 Mal bei der Blutspende. Er möchte darauf aufmerksam machen, dass es nie zu spät sei, mit dem Blutspenden zu beginnen: "Mein Vater ist letztes Jahr verstorben und er hat im Rentenalter noch damit begonnen, Blut zu spenden." 20 Mal habe es sein Vater noch zur Blutspende geschafft, erzählt er stolz.
Der 53-Jährige aus Grünstadt hat eine seltene Blutgruppe – auch deswegen versuche er, jeden Blutspendetermin wahrzunehmen. "Den Nutzen, den man bewirkt, ist viel höher als der kurze Schmerz, wo es pikst."