Lange war über die "Frauenfrage" in der katholischen Kirche gestritten worden. Die Synodalversammlung hat in ihrer letzten Sitzung schließlich zwei Kompromisspapieren zugestimmt: Frauen dürfen demnach künftig in katholischen Messfeiern predigen, wo dies bislang nur Priestern und Diakonen erlaubt ist. Doch sollen Frauen weiterhin nicht taufen, trauen und die Beichte abnehmen dürfen.
Am Samstag sprachen sich die Delegierten außerdem dafür aus, dass die deutschen Bischöfe in Rom Argumente für die Öffnung von Weiheämtern für Frauen vorbringen, jedoch nur für den Diakonat, eine Art Vorstufe des Priesteramts, und nicht für das Priestertum selbst. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte, bei diesem Thema brauche es eine "Eselsgeduld", damit man Millimeter für Millimeter weiterkomme.
Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare
Die Synodalversammlung sprach sich zudem dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen. Bei anderen Themen beschloss die Versammlung für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz konkrete Reformen. So soll es Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Transpersonen und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen.
Bischof Bätzing zieht positive Bilanz
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat zum Abschluss des Reformdialogs Synodaler Weg ein positives Fazit gezogen. Er sei "froh und dankbar, dass man trotz allen Knirschens und aller Unkenrufe bis hierher gekommen" sei, sagte der Limburger Bischof am Samstag zum Ende der letzten Synodalversammlung des Reformforums in Frankfurt am Main. "Wir haben den Stresstest bestanden", sagte er. Man sehe, dass die katholische Kirche fähig sei, sich zu verändern.
Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf würdigte die Ergebnisse. Den Vorwurf, die Bischöfe hätten die Beschlüsse verwässert, wies er zurück. Kompromisse einzugehen sei besser, als Texte komplett durchfallen zu lassen. "Mit den Aussagen dieser Texte wird gearbeitet werden - auch mit Kompromissen."
Synodaler Rat soll Reformprozess fortsetzen
ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte, der Prozess habe zu einer neuen Gesprächskultur innerhalb der Kirche geführt. Es sei ein großer Erfolg, dass nun alle Themen offen auf dem Tisch lägen. Allerdings müsse man auch feststellen: "Wir haben es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern. Dreieinhalb Jahre waren nicht genug." Deshalb soll in den nächsten drei Jahren ein Synodaler Ausschuss einen Synodalen Rat vorbereiten, in dem Geistliche und Laien auch künftig gemeinsam Entscheidungen treffen sollen.
Für ein dauerhaftes, nationales Beratungsgremium hatten sich die Delegierten bereits im September ausgesprochen. Doch der Vatikan untersagte dies im Januar. Trotzdem soll das Zwischengremium, der Synodale Ausschuss, eingesetzt werden, dafür wurden am Samstagvormittag letzte Mitglieder von der Synodalversammlung gewählt.
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte, der Synodale Weg sei für ihn "oft mühsam und nicht leicht" gewesen. Bode, der sich vor allem für die Öffnung von Weiheämtern für Frauen einsetzt, sagte, "was einmal aus der Tube herausgedrückt ist, kann man nicht wieder hineinbringen".
Kohlgraf: "Kirchliches System hat Missbrauch gefördert"
Unter dem Eindruck einer jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal noch verschärfte, hatten die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) den Synodalen Weg 2019 gestartet.
Anfang März hatte eine umfangreiche Studie über sexuellen Missbrauch im Bistum Mainz erneut für Entsetzen gesorgt. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf schrieb in einem Hirtenbrief, der am Wochenende in den Kirchen verlesen wird, das "kirchliche System hat dieses Böse möglich gemacht und in einem erschreckenden Maße gefördert".
"Wenn es ein systemisches Versagen gab und bis heute die Gefahr dafür groß ist, dann werden wir um die Bearbeitung systemischer Fragen nicht herumkommen", so Kohlgraf. Als Themen nannte er die Frage der Macht, das Priesterbild, die Sexualmoral sowie das Aufbrechen einer reinen Männerdomäne in der katholischen Kirche.