Wie viele andere Kommunen auch, hat die Stadt Kaiserslautern sich selbst Vorgaben für den Ausbau der Erneuerbaren Energien gegeben - mit dem "Masterplan 100% Klimaschutz: Energiewende Kaiserslautern". Dieser sieht auch den beschleunigten Ausbau der Solarenergie vor. Aber: "Wir haben nicht so viele Flächen, die sich für große PV-Anlagen eignen", betonte Baudezernent Manuel Steinbrenner (Grüne) Mitte März.
Da kommt ein Projekt wie das im Lauterer Stadtteil Siegelbach natürlich gelegen. Hier will ein privater Investor aus Kaiserslautern eine 2,28 Hektar große Photovoltaikanlage auf einem Feld am Ortsrand errichten. Der Bauausschuss der Stadt fasste im April vergangenen Jahres den Grundsatzbeschluss zur Schaffung von Baurecht für die Anlage, der Stadtrat stimmte dem im November zu.
Ortsbeirat und viele Anwohner gegen PV-Anlage
In Siegelbach selbst stößt das Projekt aber bei vielen auf Widerstand. Der Ortsbeirat sprach sich dagegen aus und auch viele Anwohner sind sauer. "Ich habe kein Problem mit erneuerbaren Energien vor der eigenen Haustür, jedoch muss es ja nicht direkt auf diesem Feld hier sein", sagt Tim Henrich. Und Bernd Dressing fügt hinzu: "Ich finde es wirklich eine Verschandelung dieser wunderschönen Natur hier."
Die meisten Menschen in dem angrenzenden Wohngebiet seien gegen die Anlage, sagt Robert Gorris, der für die SPD im Siegelbacher Ortsbeirat sitzt. "Die Leute befürchten, dass dadurch ihre Wohnqualität eingeschränkt wird." Die Anlage werde eingezäunt, die Wege in den Wald würden dadurch weiter, so Gorris. Der Wert der Immobilien sinke womöglich.
Wütend mache ihn zudem, "dass der Stadtrat gegen die Empfehlung eines Ortsbeirats entscheide", betont Gorris. Das sei ungewöhnlich. Auch Baudezernent Steinbrenner betont gegenüber dem SWR, dass das nicht die Regel sei und eher selten vorkomme.
Investor kann Kritik nicht nachvollziehen
Der Investor der Anlage, der Metzger Stefan Ofiara aus Kaiserslautern, kann die Kritik der Anwohner nicht nachvollziehen. "Also klar, da ist eine Ungewissheit", sagt er dem SWR. Aber die PV-Anlage habe für die Anwohner auch etwas Gutes: "Wenn über Photovoltaikanlagen Strom produziert wird, ist das besser wie ein Kohlekraftwerk oder ein Windrad, das da auf dem Grundstück steht."
Er habe bereits mehrere Photovoltaikanlagen in der Stadt, so Ofiara. Das sei eine Investition in eine gute Sache. "Mein Vater hat das Grundstück schon vor über 40 Jahren gekauft. Und jetzt wollen wir etwas Sinnvolles mit dem Grundstück machen."
Ingenieur Christian Persohn, der den Investor bei der Planung unterstützt, sieht in der PV-Anlage vor allem eine Chance: "Die Anlage würde Stand jetzt circa 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Das reicht aus, um ungefähr 600 Vier-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen."
Stadt: "Brauchen Anlage, um unsere Klimaziele zu erreichen"
So sieht das auch die Stadt Kaiserslautern. "Dass es von den Menschen so empfunden wird, dass es ein Stück weit auf ihre Kosten geht, das kann ich nachvollziehen", sagt Tobias Wiesemann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat von Kaiserslautern.
Die Einwände der Anwohner würden aber nicht so schwer wiegen wie "diese gemeinsame Aufgabe, die wir haben". Aktuell seien erst neun Prozent von dem erreicht, was die Stadt bis 2040 an PV-Freiflächenanlagen erreichen müsse, "um unsere Klimaziele zu erreichen".
"Die Stadt ist weit hinter den Zielen zum Klimaschutz zurück und benötigt jede relevante Fläche für PV-Anlagen", betont auch die CDU im Stadtrat. Es handele sich bei der Fläche in Siegelbach um Privatgelände, das derzeit nicht für andere Zwecke benötigt werde. Der Bauherr hat sich zudem bereit erklärt, "im Falle einer geplanten Bebauung die PV Anlage zurückzubauen".
Am Montag stimmte der Stadtrat Kaiserslautern für die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Grundstück in Siegelbach. Damit ist das Vorhaben auf der nächsten Stufe, der Konflikt ist aber noch nicht beendet.
Meinungsverschiedenheiten wie diese bestehen bereits in so vielen Orten in Rheinland-Pfalz oder werden künftig drohen. Denn um Klimaziele zu erreichen, werden noch viele Photovoltaikanlagen gebaut werden müssen.