Die Pharmasparte des Mainzer Glasherstellers Schott ist seit Donnerstag an der Börse.

Mainzer Unternehmen geht an die Börse

Was der Börsengang von Schott Pharma bringt

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Andreas Reinhardt
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Alexander Winkler
SWR-Wirtschaftsredakteur Alexander Winkler

Der Mainzer Glashersteller Schott hat seine Tochterfirma für Pharmaverpackungen an die Börse gebracht. Mit dem Börsengang will Schott mehr als 900 Millionen Euro einnehmen.

Schott Pharma stellt Ampullen, Fläschchen und Spritzen aus Glas für Arzneimittel her und ist damit sehr erfolgreich. Schott profitiert besonders stark von der Entwicklung, dass immer mehr Arzneien wie etwa gegen Diabetes und Fettleibigkeit gespritzt werden. Nach Unternehmensangaben nutzen pro Minute weltweit 25.000 Menschen ein Produkt von Schott Pharma.

Während Corona wuchs der Umsatz des Unternehmens im Jahr 2021 um 11 Prozent, 2022 sogar um mehr als 26 Prozent. Schott Pharma rechnet mit einem weiteren Wachstum von rund zehn Prozent im Jahr. An die Börse gebracht wird knapp ein Viertel von Schott Pharma, den Rest behält der Mutterkonzern. Auch der Verkaufserlös verbleibt bei der Schott AG.

Schott Pharma mit erfolgreichem Börsendebüt

Der erste Kurs an der Frankfurter Börse wurde am Donnerstag mit 30 Euro festgestellt. Die Aktien waren zu 27 Euro ausgegeben worden - in der oberen Hälfte der von 24,50 bis 28,50 Euro reichenden Preisspanne. Damit wird Schott rund 900 Millionen Euro einnehmen, es ist der größte Börsengang eines deutschen Unternehmens in diesem Jahr.

Der Staatskonzern Qatar Holding hat angekündigt, als Investor Aktien für bis zu 200 Millionen Euro zu zeichnen und dürfte damit nach dem Börsengang mit knapp fünf Prozent am Unternehmen beteiligt sein.

Schott AG will mit Einnahmen wachsen und nachhaltiger werden

Vergangenes Jahr hatte die Schott AG die Pharma-Tochter abgespalten. Seither war der Börsengang erwartet worden. Ähnliche Abspaltungsbörsengänge gab es zuletzt bei Daimler Truck und Porsche.

Mit den Einnahmen aus dem Börsengang will die Schott AG nach eigenen Angaben ihr Wachstum beschleunigen und ihre Nachhaltigkeitsstrategie fördern. Bei Schott Pharma heißt es, man brauche das Geld aus dem Börsengang nicht, man könne das Wachstum selbst finanzieren. Ein Börsengang mache die Firma aber unabhängiger, und man könne bei Bedarf sich Geld am Kapitalmarkt beschaffen, etwa um Zukäufe zu finanzieren. Tatsächlich steht Schott Pharma wirtschaftlich gut da mit zweistelligem Wachstum beim Umsatz in den vergangenen Jahren. Und das soll auch so weitergehen.

Großer Trend: Schott Pharma will Spritzen zum selbst Verabreichen

Schott Pharma kann ganz spezielle Verpackungen für Arzneimittel aus Glas und Kunststoff herstellen. Beispielsweise sind die Wirkstoffe in mRNA-Impfstoffen empfindlich und müssen tiefgekühlt werden, zudem sind die Fläschchen beim Transport in Flugzeugen hohem Druck ausgesetzt. Kunden von Schott Pharma sind unter anderem die Impfstoffhersteller Moderna und Biontech.

Gute Geschäfte verspricht sich Schott Pharma auch von Spritzen, die sich Patienten künftig selbst verabreichen. Spritzen statt Tabletten oder Säfte sind ein großer Trend, weil weniger Wirkstoffe benötigt werden, wenn diese direkt in die Blutbahn gehen und nicht durch den Magen-Darm-Trakt müssen. Zudem gibt es weniger Nebenwirkungen und die Medikamente wirken schneller. Das ist ein Wachstumsmarkt, von dem Schott Pharma profitieren will.

Schott Pharma hat neben dem Sitz in Mainz auch einen Standort im badischen Müllheim und beschäftigt rund 4.700 Menschen.