Beim ersten Aktionärstreffen von Porsche nach dem Börsengang der Unternehmens im Herbst hat Konzernchef Oliver Blume eine positive Bilanz gezogen. Der Autokonzern habe mit dem Start an der Börse neue Eigenständigkeit und mehr Flexibilität erlangt, sagte Blume am Mittwoch in Stuttgart. Seit September ist das Unternehmen an der Börse gelistet. Der Wert der Vorzugsaktie legte seitdem kräftig zu.
Gewinn trotz Lieferschwierigkeiten gestiegen
Auch sonst hatte Blume gute Nachrichten für die Aktionärinnen und Aktionäre: Der Konzern, der in diesem Jahr 75-jähriges Jubiläum feiert, stehe stärker da als je zuvor. Trotz Lieferproblemen verzeichnete die Porsche AG im vergangenen Jahr ein Plus bei Umsatz und Gewinn und konnte auch mehr Fahrzeuge verkaufen. Bei einem Umsatz von 37,6 Milliarden Euro stieg der Gewinn unterm Strich um 22,8 Prozent auf knapp fünf Milliarden Euro. Die Gewinnmarge kletterte von 16 auf 18 Prozent. Im laufenden Jahr erwartet Porsche einen Konzernumsatz zwischen 40 und 42 Milliarden Euro und eine Rendite von 17 bis 19 Prozent.
So viele Autos verkauft wie nie zuvor Rekordergebnis bei Stuttgarter Autobauer Porsche
Porsche hat das Geschäftsjahr 2022 mit neuen Rekordwerten abgeschlossen. Auch ins laufende Jahr blickt der Sportwagenhersteller optimistisch.
Aktivisten kritisieren Porsches Rolle im Nationalsozialismus
Während der Rede von Vorstandschef Blume stand eine Frau auf, die unter anderem "dreckige Dividende" rief und ein Transparent mit der Aufschrift "Nazi-Erbe enteignen" hochhielt. Ein Sicherheitsmann trug die Frau kurz darauf aus der Porsche-Arena. Die Geschichte des Konstruktionsbüros von Firmengründer Ferdinand Porsche ist auch nach Angaben des Unternehmens eng mit dem Nazi-Regime verbunden. Im Zweiten Weltkrieg entstanden bei Porsche Militärfahrzeuge. In dieser Zeit wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt.
Vor der Porsche-Arena demonstrierten außerdem Aktivistinnen und Aktivisten ihren Angaben nach gegen eine unzeitgemäße Produktion von Luxus-Fahrzeugen sowie globale Ausbeutung und Zerstörung, die der Konzern im Namen der Dividende weiter vorantreibe. Sie hatten unter anderem ein Banner mit der Aufschrift "Porsche Primus im Kartell der Klimakiller" aufgehängt. Mitglieder der "Letzten Generation" blockierten eine Zufahrt zur Veranstaltung.
Ein Porsche-Sprecher verwies angesichts der Vorwürfe auf die Rede von Vorstandschef Blume. Dieser sagte, man arbeite mit voller kraft daran, den Nachfahren eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Die Debatte sei wichtig und richtig - sofern alle Beteiligten bereit seien, die Regeln der demokratischen Kultur zu achten.
Aktionäre bekräftigen Kritik an Blumes Doppelrolle
Aktionärsvertreter haben ihre Kritik an der Doppelrolle von Konzernchef Blume bekräftigt. Der 55-Jährige ist nicht nur Vorstandschef der Porsche AG, sondern auch des VW-Konzerns. Als einziger Manager führt er damit zwei DAX-Unternehmen.
Blume konterte die Kritik der Anleger: "Die ersten Monate seit meinem Amtsantritt haben gezeigt: Meine Doppelrolle funktioniert", sagte er mit Verweis auf die Umsätze des Porsche-Konzerns. Seine Funktion sei auf Dauer ausgelegt - mit Vorteilen für Porsche und den VW-Konzern. Für potenzielle Interessenkonflikte seien aber Vorkehrungen getroffen und Regeln aufgestellt worden. Bereits bei der VW-Hauptversammlung im Mai war er deswegen kritisiert worden.
Warum Anlegerinnen und Anleger Porsche-Aktien gekauft haben, haben einige von ihnen dem SWR auf der Hauptversammlung erzählt:
Porsche will beim VfB Stuttgart einsteigen
Porsche hatte am Tag vor der Hauptversammlung für Aufsehen gesorgt mit der Ankündigung, beim VfB Stuttgart einsteigen zu wollen. 40 Millionen Euro sei der Konzern bereit dafür zu zahlen. Der Konkurrent Mercedes-Benz bleibt zwar ebenfalls Partner, heißt es vom Fußballklub. Das Stadion des Vereins soll künftig "MHP Arena" heißen und somit den Namen eines Porsche-Tochterunternehmens tragen. Bis Ende Juli soll der Einstieg unter Dach und Fach sein.
Abstimmung über Dividenden für Aktionäre
Ein weiteres Konfliktthema in Stuttgart war die Höhe der Dividende. Oder besser: Der Dividenden. Denn der Börsengang von Porsche im September war zwar der größte deutsche Börsengang seit der Telekom 1996. Frei gehandelt wird aber nur ein Viertel der stimmlosen Vorzugsaktien. Um das fehlende Stimmrecht auszugleichen, wird in der Regel für diese Papiere eine höhere Dividende gezahlt.
So auch bei Porsche. Für Stammaktien sollten 1,00 Euro ausbezahlt werden - für Vorzugsaktien 1,01 Euro. Ein Vorschlag, gegen den Fondsvertreter und viele Kleinanleger anredeten. Der Dividendenabstand sei mickrig, sagte einer von ihnen. Angemessen seien zehn Prozent. Da die mehr als 170.000 Privatanleger aber kein Stimmrecht besitzen, ging der Dividenden-Vorschlag auf der Hauptversammlung einstimmig durch. An die Börse gebracht hatte Porsche der VW-Konzern - der weiterhin Hauptaktionär ist. Seit vergangenem Dezember ist Porsche auch im Leitindex DAX vertreten, sozusagen der obersten Börsenliga.