2019 mit fünf Gründungsmitgliedern gestartet, hat sich die Mainzer Ortsgruppe inzwischen zu einer stolzen Gemeinschaft von 25 engagierten Frauen entwickelt. In den letzten Wochen hat die Gruppe rund 40 neue Anfragen erhalten, berichtet Gabriele Bootz. Die Omas schließen sich organisierten Demonstrationen und Kundgebungen an, leisten jedoch auch mit ihren eigenen Informationsständen Aufklärungsarbeit. Diese seien bis Juni einmal monatlich geplant. Anlässlich des 8. Mai, dem 79. Jahrestag der Befreiung von Faschismus, seien zwei Veranstaltungen geplant. "Besonders im Wahlkampfjahr müssen wir schauen, wo wir drauf reagieren."
Von dem großen Zulauf ist Elli Olff, Mitglied der Wormser Omas gegen rechts überwältigt - das habe sie nicht erwartet. "Ich bin total begeistert. Ich habe gejubelt, als ich im Fernsehen gesehen habe, wie viele Leute bereit sind, auf die Straße zu gehen und sich für die Demokratie zu zeigen und nicht die schweigende Mehrheit zu sein. Das war für mich wirklich ein Jubelfest." Die Wormser Ortsgruppe zählt derzeit zehn aktive Mitglieder und hat seit dem Aufkommen der Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus vier neue Anfragen verzeichnet.
Herta Schindler-Hauser, ehemalige Kollegin von Olff und ebenfalls Mitglied der Wormser Omas, sieht in den Anfragen Hoffnung, "dass sich die Stimmung vielleicht etwas dreht". Gestartet hatten sie die Wormser Ortsgruppe zu zweit. "Wir standen da mit unserem 'Omas gegen rechts'-Schild. Aber es kamen dann nach dem ersten Mal schon einige dazu." Sie haben auch an Aktionen gegen die Querdenker-Bewegung in der Pandemie teilgenommen, wie Schindler-Hauser berichtet.
Gespaltene Reaktionen auf die "Omas gegen rechts"
"Hier im Umkreis werden wir eher positiv wahrgenommen", berichtet Schindler-Hauser. Dennoch haben die Frauen nicht immer nur Zuspruch erfahren. Sie berichten von einem Vorfall mit antisemitischem Hintergrund während einer ihrer wöchentlichen Mahnwachen für den Frieden. Davon lassen sich die Frauen sich nicht entmutigen - im Gegenteil. Dies unterstreiche die Bedeutsamkeit ihres Engagements, um klar aufzuzeigen: "Wir sind anderer Meinung!".
Die Motivation für das Engagement gegen den zunehmenden Rechtsruck liegt in familiären Erfahrungen: Einerseits haben die Eltern der Frauen die Diktatur während des zweiten Weltkrieges durchlebt - andererseits hegen sie den Wunsch, dass ihre Kinder und Enkelkinder in einer Demokratie aufwachsen können. Wichtig sei das kritische Denken, sowie, dass man sich an "verschiedenen Stellen" informiere. Olff hebt zusätzlich die Notwendigkeit konstruktiver Kommunikation hervor und appelliert an einen Austausch "in einer angenehmen Sprache und ohne Hass und Hetze."
Auch bei anderen Rheinland-Pfälzer Ortsgruppen flattern die Mitgliedsanträge herein. So sei die Regionalgruppe aus Rockenhausen seit den Demonstrationen von elf auf 15 Personen gewachsen. Petra Meinzer, Mitglied der Ortsgruppe Rockenhausen, betont die Wichtigkeit der Correctiv-Recherche, sie habe "einen Schub gegeben, denn vielen ist klar geworden, dass wir was machen müssen". Die Kandeler "Omas gegen rechts" haben in letzter Zeit zwei neue Anfragen erhalten.
Auch bei der Veranstaltung in Worms "gegen rechts" am Samstag war die Regionalgruppe dabei. Der Demonstrationszug führte durch die Stadt zum Hauptbahnhof, auf dessen Platz eine Kundgebung stattfand. Bei der Veranstaltung wurde an die Opfer des Anschlages in Hanau erinnert.
Start der Initiative in Österreich
Die erste Gruppe von "Omas gegen rechts" wurde im November 2017 von Monika Salzer in Österreich gegründet. Inspiriert von diesem Beispiel fasste die Bewegung 2018 in Deutschland Fuß - um einzustehen "für eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte, freie Gesellschaft", wie es auf der Homepage heißt. Anerkennung erhielte die Omas gegen rechts Initiative 2022 durch den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage. Die Auszeichnung würdigt ihr Engagement im Kampf gegen Antisemitismus und ihren Einsatz für die Demokratie.