Fütterverbot, Tötung, Sterilisation

Zu viele Tauben: So geht RLP gegen die Plage in den Städten vor

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Autor/in
Jeanette Schindler
Denise Thomas
SWR Aktuell, Logo

In den Innenstädten gibt es zu viele Tauben. In Rheinland-Pfalz gehen die Kommunen unterschiedlich gegen die Plage vor. Was hilft wirklich?

Wie viele Tauben tatsächlich in rheinland-pfälzischen Städten leben, weiß niemand so ganz genau. Nicht einmal für die Landeshauptstadt Mainz liegen belastbare Zahlen vor. Dass es viele sind, merken alle, die zu Fuß durch die Stadt gehen. In Ludwigshafen lebten nach Angaben des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums im Jahr 2023 bis zu 7.000 Tauben. Es sind so viele, dass Bürger und Bürgerinnen sich regelmäßig bei der Stadt beschweren. Die Stadtverwaltung hat nun angekündigt: Das Fütterverbot soll künftig strenger kontrolliert werden.

Pläne in Limburg riefen Tierschützer auf den Plan

Im hessischen Limburg hatte der Stadtrat im November 2023 beschlossen, einen Teil der Stadttauben zu töten. Gegen den Beschluss hatte es zunächst Proteste gegeben. Doch offenbar wussten die meisten Limburger keinen anderen Rat und stimmten dem Beschluss in einem Bürgerentscheid zu. Nach Angaben der Stadt wurde bisher aber noch keine Taube planmäßig getötet. Eine Tierschutzorganisation hatte angeboten, 200 Tauben zu übernehmen. Aber was hilft tatsächlich gegen die Taubenplage? Tiere gezielt töten, nicht mehr füttern oder ihre Vermehrung verhindern?

Dämmt das Taubentöten die Population ein?

Nein, Erfahrungen zeigen, dass es keinen Sinn hat, die Tauben zu töten. Jungtauben nehmen schnell den Platz ein. Der Bestand wird nur jünger, aber es werden nicht weniger. Ein Gutachten im Auftrag der Landestierschutzbeauftragten Berlin kommt sogar zu dem Schluss: Kommunen sind verpflichtet, sich um die Tauben zu kümmern und sie zu versorgen. Denn: Stadttauben sind verwahrloste Haustiere. "Angezüchtetes Verhalten wie den Brutzwang legen die Tiere auch über viele Generationen nicht ab", so das Gutachten.

Wie kann man die Vermehrung von Tauben eindämmen?

Das sogenannte Augsburger Modell sieht vor, die Vermehrung der Tauben in eigens errichteten Taubenschlägen zu kontrollieren. Dafür werden Eier aus dem Nest genommen und durch Attrappen ersetzt. Außerdem werden die Tiere dort artgerecht gefüttert.

Der Schweizer Tauben-Experte Daniel Haag-Wackernagel hält das für wenig zielführend. Er ist der Meinung, dass die Tauben um so mehr Eier legen und in einen Brutstress gedrängt werden. In seinem Basler Modell gibt es zwar auch Taubenschläge, in denen die standorttreuen Tiere leben können, aber sie werden nicht gefüttert. Seine Annahme: Je geringer das Nahrungsangebot, um so weniger Eier legen die Tauben. In Basel zeigte das Modell aber wenig Erfolg.

Was machen Städte in RLP gegen das Taubenproblem?

In Kaiserslautern versucht die Stadt, der Tauben mit dem Augsburger Modell Herr zu werden. Das heißt, die Tauben werden in Taubentürme umgesiedelt und dort auch artgerecht gefüttert. Die gelegten Eier werden gegen Plastikattrappen ausgetauscht. Die Türme werden durch den Taubenhilfe-Verein ehrenamtlich betrieben. Auch in Mainz und Pirmasens gibt es solche Taubenschläge. In Koblenz und Neuwied werden den Tieren in Taubenwagen die Eier weggenommen und ersetzt.

Eine Taube sitzt vor einem Taubenschlag. In vielen Städten in RLP werden Tauben in Taubentürme umgesiedelt und dort artgerecht gefüttert.
In vielen Städten in RLP werden Tauben in Taubentürme umgesiedelt und dort artgerecht gefüttert.

In Ludwigshafen gibt es kontrollierte Nistplätze für Tauben und das Fütterverbot wird strenger kontrolliert. In Zweibrücken gibt es ein innerstädtisches Taubenhaus. Kaiserslautern setzt außerdem auf ein Fütterungsverbot für Tauben überall sonst in der Stadt. Das gilt auch in Neustadt (Weinstraße) und Grünstadt.

Das geht aus der Antwort des Umweltministeriums auf eine Kleine Anfrage der Freien Wähler hervor.

Fütterungsverbot - ja oder nein?

Die Taubenhilfe Kaiserslautern kritisiert, dass ein Fütterverbot praktisch ein "behördlich angeordnetes Aushungern" sei. "Die ganzen Tauben, die in der Stadt unterwegs sind, die würden da nicht rumlaufen, wenn sie satt wären", sagt Sandra Labenski von der Taubenhilfe Kaiserslautern. Sie fordert, dass zusätzlich betreute Futterstellen für die Tauben in der Stadt aufgestellt werden.

Auf gar keinen Fall, würde da wohl Daniel Haag-Wackernagel antworten. Der Schweizer Taubenforscher ist der Meinung, dass die Tauben um so weniger brüten, je weniger Nahrung sie finden. Durch das große Nahrungsangebot, beispielsweise in Bahnhöfen, würden die Tauben geradezu in einen Brutstress getrieben.

Dem widerspricht das Gutachten der Landestierschutzbeauftragten Berlin: "Auch bei Nahrungsknappheit legen Stadttauben in hoher Zahl Eier. Fütterungsverbote führen deshalb nicht zu schrumpfenden Populationen, sondern nur zur Verelendung."

Können Tauben ohne menschliche Hilfe überleben?

Nein, Tauben suchen immer die menschliche Zivilisation als ihren Lebensraum. Stadttauben stammen zum größten Teil von verwilderten Haus- und Brieftauben ab. Sie sind also keine Wildtiere, sondern ehemals domestizierte Haustiere. Seit Jahrtausenden nutzt man sie wegen ihres "Heimfindevermögens" als Boten. Erst die Kommunikationstechnik verdrängte die Taube als Briefbote. Vor allem wurde sie aber gezüchtet, um ihr Fleisch oder ihre Eier zu essen. Mittlerweile findet man zumindest in Deutschland aber kaum noch Tauben auf der Speisekarte oder im Supermarkt.

Übertragen Tauben gefährliche Krankheiten?

Tauben können wie jede andere Vogelart Krankheiten übertragen. Die meisten dieser Infektionskrankheiten gibt es nicht nur speziell bei Tauben, sondern auch bei Singvögeln, Greifvögeln oder Hühnern, Enten und Gänsen. Selten sind sie allerdings für den Menschen gefährlich. Die sogenannte Taubenhalterlunge wird durch eine allergische Reaktion ausgelöst und kann auftreten, wenn Vogelhalter häufig Staub aus Vogelkot und Federn einatmen.

Wenn Tauben auf dem Dachboden, Balkon oder der Fensterbank nisten, können Parasiten wie die Taubenzecke den Menschen befallen. Anders als bei den üblichen Zecken, ist nicht bekannt, dass sie Krankheitserreger auf den Menschen übertragen, aber sie können Allergien auslösen. So kann es bei den Betroffenen zu allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen.

Zerstört Taubenkot die Bausubstanz?

Nach einer Studie von Biologen der Universität Basel erzeugt jede Straßentaube etwa zwölf Kilo Kot pro Jahr. Der sieht nicht nur unschön aus, sondern kann auch Schäden an Gebäuden verursachen, allerdings nicht so große Schäden wie landläufig behauptet. Kupfer und Bronze reagieren empfindlich auf Taubenkot. Und wenn der Taubenmist lange feucht bleibt, entstehen Schimmelpilze, die den Stein schädigen können.

Eine mit Taubenkot beschmutzte Mauer. Taubenkot ist schwer wegzubekommen, die Reinigung ist aufwendig.
Taubenkot ist schwer wegzubekommen, die Reinigung ist aufwendig.

Allerdings ist die Reinigung sehr aufwendig. Taubenkot enthält Harnsäure, die nur schwer wasserlöslich ist. Der Kot wird von Regen nicht vollständig weggewaschen und gerade auf empfindlichen Oberflächen wie Sandstein ist die Reinigung sehr schwierig. Experten verwenden Trockeneis, um die Kotspuren zu entfernen.

Diese langen Kotspuren an Hauswänden müsste es gar nicht geben, meint Sandra Labenski von der Taubenhilfe Kaiserslautern. "Normalerweise ist der Kot von Tauben trocken und rund, so groß wie ein kleiner Fingernagel. Das ist Hungerkot, der sich in diesen Streifen äußert", sagt sie. "Bekämen die Tauben Körnerfutter, würde das nicht passieren."

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