Mehr jugendliche Straftäter in Rheinland-Pfalz

Strafverfolgungsstatistik

Mehr jugendliche Straftäter in Rheinland-Pfalz

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In Rheinland-Pfalz sind 2023 deutlich mehr Jugendliche verurteilt worden. Die Zahl der vor Gericht verhandelten Straftaten stieg auch insgesamt an.

Die Gerichte hätten im vergangenen Jahr 30.129 Personen verurteilt, gab der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) am Freitag bei der Vorstellung der jährlichen Strafverfolgungsstatistik bekannt. Während die Gesamtzahl im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent angestiegen sei, habe es bei den 1.229 verurteilten Jugendlichen eine Zunahme um 25 Prozent gegeben. Im Jahr davor seien es noch 981 verurteilte Jugendliche gewesen.

Der langfristige rückläufige Trend bei den Straftaten habe sich damit erstmals seit mehreren Jahren wieder umgekehrt. Aus Sicht des Justizministeriums bleibt die Entwicklung vorerst "im Rahmen üblicher Schwankungen".

Die Zahl der Straftaten in Rheinland-Pfalz ist im vergangenen Jahr ebenfalls gestiegen - um fast 6 Prozent auf knapp 256.000. Das hatte Innenminister Michael Ebling (SPD) bereits im März mitgeteilt.

Diebstahl häufigste Straftat

Zu den häufigsten Straftaten, die in Rheinland-Pfalz auf die Anklagebank und zu einer Verurteilung führten, zählten Diebstahl mit insgesamt 3.485 Verurteilten, Betrug (3.143) und Trunkenheit im Straßenverkehr (2.892).

Bei Gewaltdelikten wurden 2023 im Land 2.548 Verurteilungen gezählt, sieben Prozent mehr als im Jahr davor. Allerdings habe es sich bei der Vergleichszahl von 2022 auch um den niedrigsten Wert der vergangenen 25 Jahre gehandelt, erklärte das Ministerium. 

Starker Anstieg bei Sexualstraftaten

Einen deutlichen Anstieg um 15 Prozent verzeichnet die Statistik bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (532). 89 solcher Verurteilungen drehten sich um sexuellen Missbrauch von Kindern, 254 um die Verbreitung pornografischer Schriften oder Inhalte, 78 um sexuelle Belästigung. Die Zahl der Verurteilung wegen Sexualstraftaten stieg seit 2017 konstant an. Ein Grund dafür könnte laut Ministerium die gesellschaftliche Entwicklung sein. So würden Straftaten häufiger angezeigt.

Einen Rückgang um 4 Prozent gab es bei Verurteilungen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz (3.242).

Männer deutlich häufiger angeklagt als Frauen

Wie in den vergangenen Jahren waren in mehr als vier von fünf verhandelten Fällen Männer angeklagt. Der geringere Frauenanteil sei ein Phänomen, das ohne Ausnahme für alle Straftatbestände typisch sei, sagte Mertin. Knapp die Hälfte der Verurteilten war laut Statistik bereits vorbestraft.

Ausländer und Staatenlose machten 32,5 Prozent aller Verurteilten aus. Rechnet man Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz und das Asylgesetz heraus, die nur Ausländer oder Staatenlose begehen können, liegt der Anteil bei 31,7 Prozent. Die absolute Zahl dieser Verurteilten beträgt 9.549 (Vorjahr: 9.026).

Fast 4.800 Freiheitsstrafen - sechsmal lebenslänglich

In der Mehrzahl kamen die Verurteilten mit einer Geldstrafe davon. Eine Freiheitsstrafe, die in drei Viertel aller Fälle zur Bewährung ausgesetzt wurde, verhängten die Gerichte in 4.791 Fällen (17,3 Prozent aller Urteile). Sechs Täter erhielten eine lebenslange Freiheitsstrafe - fünf wegen Mordes und einer wegen versuchten Mordes.

Im Gegensatz zur offiziellen Kriminalitätsstatistik erfasst die Strafverfolgungsstatistik nicht alle von der Polizei untersuchten Delikte, sondern lediglich diejenigen, in denen ein Gerichtsverfahren stattfand.

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