Zwei Wochen Probebetrieb

Wiesbaden testet 25 Meter langen Doppel-Gelenkbus

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Autor/in
Ilona Hartmann
SWR-Autorin Ilona Hartmann
Rabea Amri

Erst sollten Brennstoffzellenbusse die Energiewende im Wiesbadener ÖPNV einleiten - jetzt will die Verkehrsgesellschaft ESWE wieder neue Wege gehen. Ab heute ist in der Stadt ein futuristisch anmutender, megalanger E-Bus unterwegs.

Bis zu 100 Millionen Fahrgäste im Jahr will ESWE künftig befördern können – dazu fehle jedoch das Fahrpersonal, so ein Sprecher der Verkehrsgesellschaft. Deshalb hatte man sich nach Alternativen umgesehen und will nun einen Elektrobus mit zwei Gelenken testen.

Der moderne Bus stammt von dem Schweizer Hersteller HESS. Er ist 25 Meter lang und damit sieben Meter länger als ein einfacher Gelenkbus. Das Fahrzeug wird rein elektrisch betrieben und ist laut ESWE komplett emissionsfrei.

200 Fahrgäste passen in einen Bus

In einen solchen langen Doppel-Gelenkbus passen 200 Fahrgäste. Ziel des Praxistests ist die Beantwortung der Frage: Sind diese Fahrzeuge grundsätzlich für den Einsatz auf zentralen Achsen des Wiesbadener Liniennetzes geeignet?

Laut ESWE ist klar, dass sie eher auf den Hauptverkehrsachsen eingesetzt werden könnten. Verwinkelte Stadtteile kämen für diese langen Busse eher nicht in Frage.

Doppel-Gelenkbus kann am 10. Juni besichtigt werden

Am 10. Juni soll der Doppel-Gelenkbus den Wiesbadener Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden. Von 10 bis 16 Uhr wird der Bus dann auf dem Bahnhofsvorplatz zwischen dem Wiesbadener Hauptbahnhof und dem Einkaufszentrum "lili" stehen.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger können den Bus besichtigen. Probefahrten werden laut ESWE nicht möglich sein.

Meinung der Fahrerinnen und Fahrer gefragt

ESWE betont, dass der jetzige Probebetrieb noch keine Vorfestlegung für eine Anschaffung sei. Der Test erfolge ergebnisoffen.

In die endgültige Entscheidung seien auch die Fahrerinnen und Fahrer, der Betriebsrat und die Werkstatt-Mitarbeiter involviert. Auch sei angedacht, im Laufe des Jahres einen weiteren Doppel-Gelenkbus eines anderen Herstellers zu testen.

Busfahrer Jürgen Schmidt sitzt am Steuer des Doppelgelenkbusses.
ESWE-Busfahrer Jürgen Schmidt hat den Doppelgelenkbus schon getestet.

ESWE-Busfahrer Jürgen Schmidt ist jedenfalls schon total überzeugt. Der Bus sei "fantastisch". Er war der Erste, der ihn probefahren durfte und ist hellauf begeistert. Der Doppel-Gelenkbus mit seinen vier Achsen lasse sich sehr gut steuern.

"Ich fahre ja hier seit 34 Jahren durch die Stadt. Der fährt sich weicher und sanfter um die Ecke als mancher normale Gelenkbus."

Schmidt hofft jetzt, dass ESWE schnellstmöglich solche Doppel-Gelenkbusse anschafft, denn mit 63 Jahren neigt sich sein Berufsleben dem Ende zu. "Damit ich noch in den Genuss komme, diese Busse im Linienverkehr zu fahren", sagt Jürgen Schmidt, und ergänzt scherzhaft: "Vorher geh' ich nicht in Rente."

Bushaltestellen müssten für Gelenkbusse umgebaut werden

Frühestens 2025 könnten solche Busse tatsächlich in Wiesbaden fahren. Dafür müssten aber auch noch die Bushaltestellen auf die entsprechende Länge ausgebaut werden.

Und auch die Frage nach geeigneten Betriebshofflächen werde von entscheidender Bedeutung sein, so ESWE. Unabhängig von dem konkreten Bustyp brauche Wiesbaden dringend mehr Platz für den ÖPNV.

Wiesbaden will nur noch Elektro- und Dieselbusse

Ursprünglich hatte die Wiesbadener Verkehrsgesellschaft ESWE bei der Neuausrichtung ihres Fuhrparks auch auf Brennstoffzellenbusse gesetzt. Doch dieses Projekt ist seit dem Winter Geschichte. Mitte Dezember teilte ESWE mit, man werde künftig nur noch Elektrobusse und moderne Dieselbusse einsetzen.

Auf Wasserstofftechnologie dagegen werde man verzichten und die 10 Brennstoffzellenbusse nicht mehr einsetzen. Sie sollen an die Stadt Mainz verkauft werden.

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