"Die Räumung der Schule lief ruhig und besonnen", erzählt Schulleiterin Heidi Becker. Zu Beginn des Schuljahres seien im Kollegium alle Krisen-Szenarien besprochen worden. Die Bombendrohung am Donnerstag habe gezeigt, dass die Rochus-Realschule plus in Bingen für solche Krisen gut aufgestellt sei.
Unterricht fiel nicht komplett aus
In der Nähe der Schule befindet sich eine größere Sporthalle. Auf dem dortigen Außengelände hätten sich die Schülerinnen und Schüler nach der Alarmierung versammelt und auf weitere Anweisungen der Polizei gewartet. Als die dann Entwarnung gab und der Unterricht fortgesetzt werden konnte, hätten sich die Lehrkräfte zunächst mit den Schülern über den Vorfall unterhalten, erzählt Heidi Becker.
Nicht die erste Bombendrohung in Bingen
Auch eine Schulsozialarbeiterin habe bereit gestanden, falls es Redebedarf unter Schülern gegeben hätte.
Vergangene Woche mussten in Bingen schon einmal Schulen geräumt werden: die Hildegardisschule, ein Gymnasium, und die Berufsbildende Schule. Alle Schulen hatten anonyme Droh-Mails bekommen. Nach Angaben der Schulleiterin wurde in der Mail vor "Detonationen" gewarnt.
2.500 Schüler betroffen Nach Bombendrohung an Schulen in Bingen: Unterricht geht weiter
Nach den Bombendrohungen an Schulen in Bingen vergangene Woche wurden laut Polizei erneut drei Schulen bedroht. Experten bewerten die Drohungen als ungefährlich.
Blöder Spaß oder echte Bedrohung?
Dass es sich auch dieses Mal nur um einen "blöden Spaß" handeln könnte, diesen Gedanken habe sie schon im Hinterkopf gehabt, sagt Schulleiterin Becker. Dennoch gebe es in einer solchen Situation keine andere Möglichkeit, als die Schule zu räumen. Das sei völlig klar.
Auch die Polizei überprüft jede Drohung sehr genau. "Wenn eine solche Mail eingeht, ist die Polizei automatisch verpflichtet, wegen einer Straftat zu ermitteln", erklärt der Mainzer Polizeisprecher Rinaldo Roberto. Es handele sich um Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat. Darauf stehe eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.
Polizei bewertet Lage jedes Mal neu
Auch wenn sich die Bombendrohungen wiederholen, muss jedes Mal eine neue Bewertung der Lage vorgenommen werden, erklärt Rinaldo Roberto. Aber natürlich könnten die Erkenntnisse aus den vorherigen Einsätzen mit einfließen. Polizeibeamte würden auch nach diesem Fall in Bingen alle Daten zusammentragen.
Ermittlungen können knifflig sein
Um den oder die Täter zu ermitteln, müsse zum Beispiel überprüft werden, über welche IP-Adressen die Mails versendet wurden. Der Anschlussinhaber einer solche Adresse sei dann aber nicht automatisch auch derjenige, der die Mail geschrieben habe, sagt Roberto. Die Mail-Adressen könnten ja auch gehackt worden sein. Auch das sei Teil der Ermittlungen, die "extrem kompliziert" seien.
Die Binger Schulleiterin Heidi Becker hofft nun, dass weitere Droh-Mails ausbleiben. "Aber selbst wenn noch fünf solcher Mails eintreffen, müssen wir auch beim fünften Mal die Schule räumen."