Schon rund 300 Anrufe zu Pilzen sind in diesem Jahr bei der Giftnotrufzentrale in Mainz eingegangen. Gerade jetzt im Oktober häufen sich die Anrufe von Menschen, die unsicher sind, ob sie vielleicht Giftpilze gegessen haben.
Knollenblätterpilz angefasst
Bei den Fragen gibt es eine große Bandbreite, sagt Andreas Stürer, Leiter der Giftnotrufzentrale an der Mainzer Universitätsmedizin. So sind Menschen dabei, die einen Knollenblätterpilz im Wald angefasst haben, Stunden später mit denselben Fingern Kuchen gegessen haben und sich jetzt fragen, ob das gefährlich sein könnte. Da können er und sein Team schnell Entwarnung geben.
Menschen sammeln und essen unbekannte Pilze
Aber es gebe auch Anfragen von Menschen, die große Mengen Pilze gesammelt und gegessen haben, von denen sie nicht wussten, ob sie vielleicht giftig sind, sagt Stürer. Und die dann plötzlich die typischen Symptome einer Knollenblätterpilz-Vergiftung aufweisen: heftige Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen rund acht Stunden nach der Pilzmahlzeit.
Lebertransplantation als letzte Rettung
Dies sei auch in den vergangenen Wochen schon mehrmals vorgekommen, so Stürer. In solchen Fällen müssten die Betroffenen sofort ins Krankenhaus. Im besten Fall könne das Gift dort noch teilweise mit Medizinal-Kohle gebunden werden. Es gebe auch ein spezielles Gegengift, das bei Knollenblätterpilz-Vergiftungen möglichst schnell gegeben werden sollte.
Vorsicht beim Sammeln Zehn giftige Pilze in unseren Wäldern
Sie wachsen in den heimischen Wäldern und sind eine unterschätzte Gefahr: giftige Pilze. Von diesen zehn Sorten sollten Sie die Finger lassen.
Wenn die Behandlung schnell genug erfolge, könne man die Menschen so meist retten. Doch immer wieder komme es auch vor, dass nur noch eine Lebertransplantation helfe. Stürer erinnert sich an zwei Fälle im vergangenen Jahr an der Mainzer Uniklinik. Ob die Menschen am Ende tatsächlich gerettet werden können, bekomme die Giftnotrufzentrale allerdings in den meisten Fällen gar nicht mit.
Stürer: Menschen nicht mehr so naturverbunden
Die Zahl der Anfragen wegen möglicher Giftpilze habe in den vergangenen Jahren etwas zugenommen, sagt Stürer. Im Schnitt sind es rund 500 pro Jahr. Stürer glaubt, dass der Anstieg damit zu tun haben könnte, dass die Menschen nicht mehr so naturverbunden sind wie früher.
Frühere Generationen seien häufiger draußen gewesen, hätten ein anderes Verständnis von der Natur gehabt und kannten sich deshalb einfach besser aus. Heutzutage könnten die meisten Menschen nicht mal die einfachsten Unterscheidungen machen, wie etwa, ob der Pilz Röhren oder Lamellen hat.
Oktober ist Höhepunkt der Pilzsaison
Grundsätzlich gebe es immer besonders viele Anfragen im Oktober, weil dann die Pilzsaison ihren Höhepunkt erreiche. Stürer und seine Kollegen machen deshalb jedes Jahr drei Kreuze, wenn der erste Schnee fällt und die Sammelzeit endet.
Bis dahin appeliert er an alle Waldspaziergänger, wirklich nur die Pilze mitzunehmen, die sie sicher kennen, oder sie vor dem Essen von einem Experten bestimmen zu lassen.