Mit einem Lastenaufzug geht es hoch hinauf auf den Mainzer Dom. Aber nicht etwa, um die Aussicht zu genießen, sondern um zu arbeiten. Für Meister-Steinmetzin Jennifer Schrauth ein Weg, den sie in letzter Zeit schon häufig gefahren ist.
Über den Dächern der Mainzer Altstadt arbeitet sie nämlich an einem für sie ganz besonderen Projekt: Dem "Kopftausch" von St. Martin. Der marode Kopf der lebensgroßen Statue muss abgenommen werden, damit er restauriert werden kann. Und das ist ein ganzes Stück Arbeit.
Bevor der neue Kopf kommt, muss der alte gehen
Laut Jennifer Schrauth wiegt der Kopf über 80 Kilogramm. Um ihn abzunehmen, braucht es viele Sicherheitsgurte, starke Helfer und vor allem Zeit.
Einen ganzen Tag lang waren die Steinmetzin und ihr Team damit beschäftigt, den Kopf abzuschneiden. Zentimeter für Zentimeter schnitt sie sich mit einer Steinsäge durch den Hals des heiligen Martin. Dabei durfte nichts einreißen oder splittern.
Als der Kopf zu wackeln begann, wurde er von den Sicherheitsseilen gehalten. An ihnen konnte er mit Hilfe einer Seilwinde angehoben und auf eine Sackkarre gelegt werden. Damit war seine Zeit zu Ende. Nach knapp 100 Jahren auf dem Westchor muss er jetzt Platz für seinen Nachfolger machen.
Der Kopf hatte an mehreren Stellen Risse bekommen. Werden diese tiefer, besteht die Gefahr, dass sie den Steinkopf in drei Teile aufspalten. Dann könnte es unter Umständen passieren, dass er herunterfällt. Um das zu verhindern, musste der Kopf nun abgenommen werden.
Schutzpatron des Mainzer Doms wartet auf seinen neuen Kopf
An dem neuen Kopf arbeitet Jennifer Schrauth schon seit gut zwei Jahren. Um den neuen Kopf möglichst originalgetreu nachbilden zu können, wurde von dem alten ein 3D-Modell erstellt.
Aus einem riesigen Block aus Sandstein klopfte, hämmerte und kratze die Steinmetzin den neuen Kopf des St. Martin. Dabei hat sie sich immer an dem 3D-Modell, an alten Bildern und an Messungen orientiert. Diese Hilfsmittel halfen ihr, so nah wie möglich an das Original heranzukommen.
Für die 46-jährige Meisterin und Restauratorin ist es ein tolles Gefühl, Teil dieser über 1000-jährigen Geschichte sein zu dürfen. Sie selbst arbeitet seit knapp 26 Jahren in der Mainzer Dombauhütte - 1997 hat sie hier ihre Ausbildung gemacht. Es sei einfach etwas ganz besonderes, seine Spuren an so einem Bauwerk hinterlassen zu dürfen, erzählt sie.
In wenigen Wochen bekommt die Statue auf dem Dom ihren Kopf zurück
In knapp anderthalb Wochen wird der neue Kopf dann auf den Dom gebracht. Dort wird es nochmal gute drei Wochen dauern, bis er auch wirklich sitzt, erklärt Schrauth. Das liege daran, dass vor Ort oft noch kleine Anpassungen vorgenommen werden müssten.
Mainzer Statue wurde schon einmal restauriert
Für den heiligen Martin ist es bereits das zweite Mal, dass er restauriert wird. Schnee, Regen und Hitze hinterlassen mit den Jahren ihre Spuren an dem Sandstein. 1928 musste deswegen sogar die gesamte Statue erneuert werden. Nur der Sockel ist laut Schrauth noch aus der Barockzeit.
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