Als Jutta Beiser an einem Januarabend bei sich auf dem Balkon stand, beobachte sie, wie auf einige Schwäne mit roten Raketen geschossen wurde. "Das war nicht das erste Mal", erzählt sie. Die ersten Schüsse bzw. Knallgeräusche habe sie bereits vor Silvester gehört. Nur kurze Zeit danach sei jedes Mal ein neues totes Tier gefunden worden. Der Öffentliche Anzeiger hatte zuerst über diese Vorfälle berichtet.
Insgesamt habe die Naturschutzgruppe Nahe, in der Beiser Mitglied ist, schon vier tote Schwäne entdeckt. Hinzu kämen vier weitere, die Spaziergänger gemeldet hätten. Zwei davon seien in Bad Kreuznach gefunden worden. Die Tierschützerin vermutet, dass sie durch die Strömung und das Hochwasser von Bad Münster in Richtung Bad Kreuznach getrieben worden sind.
Verwirrter Schwan auf Straße unterwegs
"Einige Schwäne trieben im Wasser, andere lagen am Ufer auf der gegenüberliegenden Seite", sagt Beiser. Durch die lauten Knallgeräusche würden die Tiere so stark aufgeschreckt, dass sie beispielsweise gegen Brücken flögen oder sich in die Mitte des Flusses retten würden. Die Gefahr dabei: Durch das Hochwasser führe die Nahe auch einige größere Äste mit sich. Die Schwäne könnten von ihnen getroffen werden und das im schlimmsten Fall nicht überleben, so Beiser.
Außerdem habe sie beobachtet, dass einige Schwäne durch die lauten Geräusche traumatisiert seien. Marie Fleig, die ebenfalls bei der Naturschutzgruppe aktiv ist, erzählt, dass ein Schwan völlig apathisch an der Hauptstraße entlanggelaufen sei. Die Tierschützer hätten ihn dann in die Natur- und Wildtierhilfe nach Waldalgesheim gebracht, wo er sich habe erholen können.
Jungtiere drohen zu verhungern
Ein weiteres Problem seien die verwaisten Jungtiere. Als Beispiel nennt Jutta Beiser einen jungen Schwan, der nun auf sich allein gestellt sei und seitdem nichts mehr fresse.
Sie habe schon mehrmals versucht ihn zu fassen zu bekommen, bislang jedoch ohne Erfolg. Damit nicht noch mehr Schwäne sterben müssen, hat sie bei der Polizei Anzeige erstattet. Wie ein Polizeisprecher auf SWR-Anfrage mitteilte, ist es jedoch schwierig, Beweise zu finden.
Polizei ermittelt wegen toter Schwäne
Zum einen müsse erst einmal herausgefunden werden, ob es wirklich einen Zusammenhang zwischen den Knallgeräuschen und den toten Tieren gibt, sagt Alexander Seibert, Kommissariatsleiter für Umweltdelikte. Zum anderen habe die Polizei bisher nur eine Zeugin, die die Geräusche gehört habe. "Das ist schon eher ungewöhnlich in so einem bebauten Wohngebiet", so Seibert. "Normalerweise riefen bei lauten Knall- oder Schussgeräuschen immer recht viele Leute an."
Die Polizei achte bei ihren Kontrollgängen nun verstärkt auf die Schwäne oder etwaige laute Geräusche. Allerdings sei es wohl sehr schwierig, die mutmaßlichen Täter auf frischer Tat zu ertappen. Sollte nämlich tatsächlich eine Gruppe von Jugendlichen und Erwachsenen die Tiere absichtlich quälen, würden sie dies mit Sicherheit nicht ausgerechnet dann machen, wenn die Polizei in der Nähe ist, sagt Seibert.
Angriff auf Schwäne ist Vergehen gegen Tierschutzgesetz
Sollte sich aber herausstellen, dass die Schwäne tatsächlich mit Vorsatz angegriffen oder verletzt wurden, dann ist das laut Polizei ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, der entsprechend bestraft wird.
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