Silvester vor 25 Jahren

Zur Jahrtausendwende hielt Mainz die Luft an

Stand
Autor/in
Sabine Steinbrecher
Sabine Steinbrecher ist Reporterin im SWR Studio Mainz

Als um 0 Uhr das Datum von 1999 auf 2000 umsprang, waren weltweit Menschen in Alarmbereitschaft: Auch in Mainz hatte man die Befürchtung, dass die Lichter ausgehen.

Rettungsleitstellen, Polizei und Feuerwehr waren landauf landab in höchster Alarmbereitschaft. Die große Sorge: Werden Strom, Heizung und Wasserversorgung ausfallen?

Denn Experten waren sich nicht sicher, ob die Computer-Systeme bei der Umstellung auf das Jahr 2000 mit den Nullen klar kommen. Häufig hatte man davor Jahreszahlen nur zweistellig angegeben, um Speicherplatz zu sparen, statt 1999 hatte man nur 99 geschrieben.

Nicht tatenlos zusehen, ob Apokalypse eintritt

Überall waren in dieser Ausnahme-Nacht Helfer und Helferinnen in Bereitschaft. Bei der Freiwilligen Feuerwehr der Verbandsgemeinde Rüdesheim an der Nahe erinnern sich einige noch daran. Wie sie es erlebt haben, haben sie kürzlich auf Facebook geschrieben: "...die Verantwortlichen der Verbandsgemeinde Rüdesheim (wollten) nicht einfach tatenlos zusehen..., ob die Apokalypse tatsächlich eintritt."

Ralf Welpe vom Brand- und Katastrophenschutz Bingen erinnert sich ebenfalls noch gut. Er war damals schon Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Weil befürchtet wurde, dass die Piepser im Katastrophenfall nicht alarmieren können, verbrachten 22 Feuerwehrleute mit ihren Familien Silvester in der Wache, ein Zug in kompletter Mannschaftsstärke. Alkohol wurde in der Nacht nicht getrunken.  

Um viertel vor 12 sind wir rüber in die Fahrzeughalle gegangen und haben uns komplett umgezogen zu einem Einsatz ...und haben dann gewartet.

Aber das Telefon klingelte nicht in der Nacht. Es ist zum Jahreswechsel 1999-2000 nichts passiert und die Funkverbindungen und Computer liefen wie vorher. "Alle waren erleichtert", sagt Welpe. Aber erst als sie sich ganz sicher gewesen seien, sei es um drei Uhr morgens nach Hause gegangen.

Auch Mainz war für eine Katastrophe gewappnet

Die Stadt Mainz hatte ein Katastrophenschutzzentrum eingerichtet mit Direktleitungen zu Polizei und Rettungsleitstelle. Im Notfall hätten 300 freiwillige Helfer aktiviert werden können. Sie hätten zum Beispiel Decken in Altersheime gebracht wenn dort die Heizung ausgefallen wäre. Das passierte aber nicht.

Wasser, Heizung und Strom liefen wie vorher, dank der guten Vorbereitung der Mainzer Stadtwerke. Drei Jahre lang hatte man sich darauf vorbereitet. Sprecherin Antje Hermanni stellte danach fest, auch bei den Verkehrsbetrieben sei es zu keinen Ausfällen gekommen.

Lagezentrum im Innenministerium

Auf der ganzen Welt waren in dieser Nacht Reporterinnen und Reporter in Einsatz. Für den SWR war Wolfgang Seligmann im rheinland-pfälzischen Innenministerium. Dort hatte man in dieser Nacht ein Lagezentrum eingerichtet.

Er meldete sich per Telefon um zehn Minuten nach Mitternacht in eine Live-Sendung von SWR4 mit Moderatorin Annemarie Weidemaier und sagte: "Pünktlich um 12 Uhr haben wir gespannt auf die Monitore der Computer geschaut, aber das Licht ist nicht ausgegangen, die Computer sind weitergelaufen."

Sowohl im Innenministerium als auch in der Staatskanzlei lief alles glatt. Man wartete vergeblich auf das Jahrtausend-Chaos und konnte schließlich mit Sekt anstoßen. Alle waren erleichtert.

Als die Meldung von Neuseeland kam und vor allem, als das erste Kernkraftwerk in Russland ohne Probleme ins Jahr 2000 gekommen ist, da wurde ich ruhig.

Keine Panne in der Silvesternacht 1999/2000

Für das Innenministerium war das das Ergebnis guter Vorbereitungen: Zwei Jahre lang hatte Gregor Schulte als "Jahr-2000-Beauftragter" daran gearbeitet.

In ganz Rheinland-Pfalz hatte es 200 runde Tische zum Millenniumswechsel gegeben. Alle Beteiligten konnten nach Mitternacht aufatmen, beim Wechsel ins neue Millennium gab es im Land überhaupt keine Pannen.  

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