Solche Adlerfiguren finden sich über dem Eingang des Amtsgerichts in Bingen, am Finanzamt in Alzey und am Servicecenter des Finanzamtes in Mainz. All diese Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Die Fassade zu verändern sei deshalb nicht möglich, heißt es in einem Schreiben des Landesbetriebs Liegenschaften- und Baubetreuung (LBB).
Binger Jüdin möchte, dass Reichsadler entfernt wird
Diskutiert werden die tierischen Nazi-Symbole schon lange, jetzt ist die Debatte wieder aufgeflammt, weil eine Frau jüdischen Glaubens aus Bingen sich bei der Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz, Barbara Schleicher-Rothmund, beschwert hat. Sie will, dass der Reichsadler am Binger Amtsgericht entfernt wird.
Die Beschwerde wurde allerdings zurückgewiesen. Aus Sicht des Denkmalschutzes sind bauliche Hinterlassenschaften und Relikte der NS-Zeit auch mahnende Zeugnisse und historisches Gedächtnis für künftige Generationen.
Der Reichsadler in Mainz ist nicht eindeutig Nazis zuzuordnen
Alle drei betroffenen Gebäude gehören dem Land Rheinland-Pfalz und werden vom LBB betreut und verwaltet. Dort ist man sich der Problematik der Symbole bewusst. Die Gebäude in Alzey und Bingen seien Mitte der 1930er Jahre gebaut worden, die Reichsadler befinden sich jeweils über dem Haupteingang. Beide sind dort eindeutig den Nationalsozialisten zuzuordnen.
Beim Servicecenter des Mainzer Finanzamtes verhält es sich laut LBB etwas anders. Dort gebe es nicht nur an der Fassade, sondern auch im Inneren eine solche Adlerfigur. Das Gebäude sei aber nach Plänen aus dem Jahre 1926 gebaut worden, fertiggestellt Anfang der 1930er Jahre. Deshalb seien die steinernen Adler nicht eindeutig der Zeit des Nationalsozialismus zuzuordnen.
QR-Code sollen über Reichsadler aufklären - erst in Bingen
Da die Figuren aufgrund des Denkmalschutzes also nicht entfernt werden dürfen, plant der LBB nun vor Ort Informationen zur Verfügung zu stellen, die über die Adlerfiguren und den nationalsozialistischen Hintergrund aufklären sollen. Das übernimmt die Landeszentrale für politische Bildung, zunächst aber nur für das Amtsgericht in Bingen.
Im Laufe des Jahres soll dort ein QR-Code an der Fassade angebracht werden, der, wenn man ihn mit dem Handy scannt, auf eine Internetseite mit entsprechenden Erklärungen führt. Dies ist auch für weitere Gebäude mit baulichen Relikten aus der Nazi-Zeit geplant.