Das zumindest sagt Thomas Koch, Professor für Publizistik an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Eine Besonderheit bei dieser Wahl sei, dass kein Amtsinhaber antrete - wie bei der letzten OB-Wahl 2019 - und auch keine andere bekannte Persönlichkeit aus der Mainzer Kommunalpolitik. Nahezu alle Parteien hätten Kandidaten und Kandidatinnen aufgestellt, die bisher keine größere Rolle in der Öffentlichkeit gespielt hätten.
Wahlplakate erreichen 90 Prozent der Wahlberechtigten
Das wirke sich auch auf den Wahlkampf aus, meint Koch: "Alle Kandidatinnen und Kandidaten müssen in diesem OB-Wahlkampf vor allem eins erreichen: Sich bekannt machen, Präsenz schaffen, Aufmerksamkeit für sich bekommen."
Hier geht's zu den Wahlplakaten der einzelnen Kandidaten:
Dafür seien Wahlplakate ein wichtiges Instrument, sagt der Experte. Denn mit Plakaten könne man 90 Prozent aller Wahlberechtigten erreichen. Ein Plakat dränge sich immer auf und entfalte auch unbewusst eine Wirkung auf die Wähler. Selbst wenn jemand gar kein Interesse am Wahlkampf habe und Nachrichten oder soziale Medien meide. "Studien belegen, dass Wahlplakate wirken. Wenn Sie ein Gesicht immer wieder sehen, entsteht Vertrautheit", erläutert Koch.
Plakate der Kandidaten ähneln sich in "Mutlosigkeit"
Dem Publizistik-Professor fällt auf: Die Wahlplakate in Mainz ähneln sich stark. Keiner der OB-Kandidatinnen und Kandidaten tue sich mit einer besonders kreativen Strategie hervor, keine Person steche heraus. Die Plakate setzten alle auf relativ ähnliche und konventionelle, statische Kandidatenporträts, eben um die Personen bekannt zu machen.
Dass die Präsentation der Kandidaten dabei wenig kreativ wirke, liege sicher auch daran, dass der Wahlkampf kurzfristig organisiert werden musste, nachdem Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) rheinland-pfälzischer Innenminister wurde. "Die OB-Wahl-Kampagne wirkt auf mich bei allen Kandidaten recht mutlos", meint Koch.
Nino Haase könnte größte Bekanntheit haben
Lediglich der parteilose Nino Haase steche ein wenig hervor. Sein Slogan "Flora, Fauna, Haase" etwa zeige, dass der Kandidat versuche, sich etwas von seinen Konkurrenten abzuheben und mit Wortspielen Aufmerksamkeit zu erzeugen. Da Nino Haase nach seiner Kandidatur 2019 bereits zum zweiten Mal ins Rennen gehe, sei er vermutlich auch der bekannteste aller OB-Kandidaten in Mainz, schätzt Thomas Koch.
Parteizugehörigkeit spielt geringere Rolle
Grundsätzlich setze aber nicht nur der parteilose Haase ganz auf seine Person. Auch auf den Plakaten der Kandidatinnen und Kandidaten, die einer Partei angehören, sei nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, welche Partei das sei. Aber: "Oberbürgermeisterwahlen sind Personenwahlen, keine Parteiwahlen", erläutert Koch.
Welche Person am Ende das Rennen macht oder wer es in die Stichwahl schafft, wird sich am 12. Februar zeigen.