In den letzten Jahren kommen immer mehr Menschen in die Notaufnahme, die eigentlich keine richtigen Notfälle sind. Viele von ihnen haben vergleichsweise kleine Beschwerden wie beispielsweise Rückenschmerzen, Schnupfen oder Husten. Trotzdem gehen sie damit ins Krankenhaus und blockieren unter Umständen die Behandlungszimmer für Patientinnen und Patienten, die schwer oder gar lebensgefährlich verletzt sind.
Um lange Wartezeiten zu vermeiden, hat die Unimedizin in Mainz vor knapp vier Jahren ein Modellprojekt gestartet: Die allgemeinmedizinische Praxis. Sie ist eine Art Notfallpraxis und erste Anlaufstelle für alle, die akute gesundheitliche Beschwerden haben und vermeintlich Notfälle sind.
Ärzte sortieren Patienten nach Grad der Erkrankung
Die allgemeinmedizinische Praxis befindet sich mitten auf dem Campus der Unimedizin und ist direkt neben der Notaufnahme. Geschultes Fachpersonal kümmert sich dort um die Patientinnen und Patienten und entscheidet, welche Hilfe sie brauchen. Dabei fällt auf: Die meisten der Menschen können direkt vom Team der Notfallpraxis behandelt werden, wie Leiterin Birgit Schulz erklärt.
Die Patientinnen und Patienten, die tatsächlich schwerer erkrankt seien, würden in die Notaufnahme des Krankenhauses weiter verwiesen.
Entlastung von Notaufnahmen auch Thema beim Krankenhausgipfel
Das Pilotprojekt an der Unimedizin in Mainz ist nach Angaben der Verantwortlichen ein voller Erfolg. Erst Anfang des Jahres sei deshalb die Finanzierung bis Ende 2024 verlängert worden.
Ob das Mainzer Projekt auch ein Vorbild für bundesweite Modelle sein kann, darüber wird unter anderem beim Krankenhausgipfel heute in Berlin beraten. Die sogenannten "Integrierten Notfallzentren" sind dabei einer der Punkte, über die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit Politikern und Vertretern aus dem Gesundheitswesen diskutieren möchte.
Mainzer Projekt verbessert Abläufe in der Notaufnahme
Wenn es nach dem Vorstand der Unimedizin Norbert Pfeiffer ginge, sollte das Mainzer Modell dauerhaft bleiben und ein deutschlandweites Vorbild werden. Schon jetzt habe sich gezeigt, dass durch die "Vorsortierung" die Arbeitsabläufe in der Notaufnahme verbessert würden.
Außerdem gebe es den Patientinnen und Patienten ein gutes Gefühl, wenn die Mitarbeitenden weniger Stress hätten und sich intensiver um sie kümmern könnten. Denn viele von ihnen könnten im Vorfeld nicht richtig einschätzen, ob sie schwer oder nur leicht erkrankt sind. Aus Angst, etwas zu übersehen, kämen viele Menschen deswegen sofort in die Notaufnahme.
Ärztemangel auf dem Land ein Grund für Andrang in Notaufnahme
Norbert Pfeiffer sieht auch im Ärztemangel auf dem Land einen Grund dafür, dass die Notaufnahmen in den letzten Jahren immer voller geworden sind. Hinzu komme, dass viele Menschen heutzutage informierter darüber seien, welche Folgen eine nicht rechtzeitig erkannte Krankheit haben könne. Auch das führe dazu, dass viele von ihnen direkt ins Krankenhaus gingen.