Millionenschäden im Wald durch Starkregen

Sturzflut in Kirn-Sulzbach: Warum konnte der Wald das Wasser nicht aufhalten?

Stand
Autor/in
Sibylle Jakobi
Onlinefassung
Katja Jorwitz
SWR4 Moderatorin Katja Jorwitz

Von den Kuppen rund um Kirn-Sulzbach haben sich an Pfingsten die Wassermassen ihren Weg durch den Wald gebahnt. Der Boden konnte die extremen Mengen nicht mehr aufnehmen.

Was kann der Wald leisten und wo stößt er an seine Grenzen? Die zuständigen Förster sind sich einig, es hätte noch schlimmer kommen können. Dennoch: Kirn-Sulzbach ist von Bergkuppen umgeben, das Wasser bahnt sich seinen Weg nach unten. Bei extremem Starkregen wie dem an Pfingsten stößt der Wald an seine Grenzen.

Der Wald oberhalb von Kirn-Sulzbach besteht zu 80 Prozent aus Laubbäumen, in großen Bereichen bleibt das Totholz liegen und er wird nicht bewirtschaftet – ein naturnaher Wald, sagt Rüdiger Scheffer, Leiter des Forstamts Bad Sobernheim. Auf der anderen Seite sind die Böden nicht sehr tief, können entsprechend weniger Wasser aufnehmen.

Immense Schäden durch Sturzflut im Wald bei Kirn

Gut 33 Kilometer Waldwege sind beim Starkregen an Pfingsten beschädigt worden. Auch Tümpel und Weiher wurden mit Geröll und Schlamm zugesetzt und es sind tiefe Gräben entstanden, erklärt Revierförster Tobias Helfenstein. Der Schaden im Wald sei immens.

Förster wollen rund um Kirn neue Erkenntnisse nutzen

Durch die Gräben im Wald ist jetzt auch gut zu sehen, welchen Weg die Wassermassen ins Tal genommen haben. Daraus lassen sich Schlüsse ziehen, sagt Helfenstein: "Es ist wichtig, wenn es viel regnet, auf jeden Fall draufzugucken und selbst zu lernen, wo muss ich was verändern, wo kann ich was abmildern."

Helfenstein sieht noch Möglichkeiten, weiteres Wasser im Wald zu halten, etwa mit Mulden oder Sickerflächen. Dabei gehe es nicht um den einen großen Wurf. Eine Sturzflut wie an Pfingsten lasse sich auch mit vielen kleinen Veränderungen im besten Fall abmildern, meint er. Ganz verhindern könne man sie aber wohl nicht.

Starkregen verschlammt Biotop im Wald bei Bärenbach

Bei Bärenbach zeigt der Revierförster Stefan Gesse ein Biotop oder vielmehr das, was aus ihm geworden ist: eine schlammige Brühe. "Dieses Biotop war vor dem Starkregen deutlich tiefer. Jetzt ist es mit Wasser vollgelaufen und hat wie ein Setzbecken für den Schlamm fungiert," sagt Gesse. Der Schlamm wäre sonst ungebremst ins Tal gerauscht.

Förster schauen sich an, wie eine Rigole im Waldweg das Wasser verlangsamt hat.
Im Wald bei Bärenbach verlangsamen Haufen aus grobem Schotter, sogenannte Rigolen, das Wasser. (v.l. Stefan, Gesse, Tobias Helfenstein, Rüdiger Scheffer)

Ein Stück weiter an einem Waldweg haben sich nach Ansicht der Förster auch sogenannte Rigolen bewährt. Das sind Haufen aus grobem Schotter. Sie bewirken, dass das Wasser unter dem Weg langsamer versickert. Die Wassermassen haben trotzdem tiefe Gräben neben dem Weg gezogen. Immerhin sind sie aber nicht wie auf einer Wasserautobahn über den Weg ins Tal geschossen. 

Wenn es einen persönlich berührt, im persönlichen Umfeld passiert, ist es nochmal viel intensiver.

Irgendwie hoffe man ja immer, dass der Kelch an einem selbst und auch an den Gemeinden ringsum vorübergehe, so Rüdiger Scheffer vom Forstamt Bad Sobernheim. Die letzten Jahre zeigten aber wohl, dass man mit den Auswüchsen des Klimawandels leben und arbeiten müsse. Jetzt gelte es nach vorne zu gucken und die besten Instrumente zu finden, um die Schäden im Rahmen zu halten. 

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