Viele Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz kämpfen derzeit ums finanzielle Überleben. Vergangene Woche haben Krankenhäuser in DRK-Trägerschaft Insolvenz angemeldet, unter anderem in Alzey. Jetzt heißt es auch in Bingen, dass das Geld im Marienhaus Heilig-Geist-Hospital knapp wird.
Ein Arbeitskreis ist derzeit damit beschäftigt, die genaue Finanzierungslücke zu beziffern. Der Oberbürgermeister der Stadt, Thomas Feser (CDU), geht nach eigener Aussage davon aus, dass kurzfristig mindestens eine Million Euro fehlt. Das Geld werde zur Zwischenfinanzierung benötigt, bis die geplante Krankenhausreform des Bundes greife. Die Lage sei angespannt, eine Insolvenz drohe in Bingen aktuell aber nicht.
Gespräche laufen auf mehreren Ebenen
In erster Linie sieht Feser das Land Rheinland-Pfalz in der Pflicht: "Die Finanzierung der Krankenhäuser gehört zu dessen Kompetenz. Dass das Land in dieser Frage immer wieder an den Bund verweist, halte ich für falsch. Dieses Vorgehen ärgert mich."
Feser führt, so sagt er, auf mehreren Ebenen Gespräche, um die Finanzierung sicherzustellen. Dazu zählt eine Stiftung, die an dem Krankenhaus beteiligt ist, aber auch der Stadtrat sowie die Landrätin des Kreises Mainz-Bingen, Dorothea Schäfer (CDU). Außerdem soll es im September ein Treffen geben, an dem auch Vertreter des Landes und der Krankenkassen beteiligt sind.
Landrätin Dorothea Schäfer (SPD) teilte auf SWR-Anfrage mit, dass der Landkreis Mainz-Bingen vorerst kein Geld für das Marienhaus Heilig-Geist-Hospital in Bingen zur Verfügung stellen wird. Der Träger müsse erst ein medizinisches und wirtschaftliches Zukunftskonzept vorlegen. Dann könne sich der Landkreis mit der Frage befassen, ob und in welcher Höhe er das Krankenhaus finanziell unterstützt.
Krankenhausträger sieht Bundesregierung in der Pflicht
Der Träger des Krankenhauses, die Marienhaus-Gruppe sieht ohnehin die Bundesregierung in der Pflicht. "Die Zuschüsse vom Land sind in der Vergangenheit ausgehandelt und auf eine bestimmte Zeit festgeschrieben worden", sagt Dietmar Bochert von der Marienhaus-Gruppe. Gleiches gelte für die Fallpauschalen, die die Krankenhäuser für die Behandlung der Patienten bezahlen.
Die Marienhaus-Gruppe richtet deswegen eine ihrer dringendsten Forderungen in Richtung Berlin. "Die Bundespolitik muss bei der Versorgungsplanung mehr auf die Versorgung im ländlichen Raum eingehen", so Bochert. Momentan fokussiere man sich in Berlin zu sehr auf die Universitätskliniken. Dabei werde übersehen, dass viele Menschen im ländlichen Raum nicht mobil genug seien, um weiter entfernte Krankenhäuser zu erreichen.
Krankenhaus kann gestiegene Kosten nicht weitergeben
Die Marienhaus-Gruppe hat nach eigenen Angaben das Binger Krankenhaus in den vergangenen acht Jahren mit 10 Millionen Euro gestützt. Die aktuelle finanzielle Schieflage werde hauptsächlich durch die gestiegenen Kosten für Lebensmittel, Reinigung und Energie verursacht, so Bochert. Im Gegensatz zu einem normalen Geschäft könne das Krankenhaus diese Kosten nicht einfach weitergeben oder auf Rechnungen für seine Dienstleistungen aufschlagen.