160 Jahre lang war das Bistum für die private Mädchenschule in Bingen zuständig, nun wird die Hildegardisschule zum öffentlichen G9-Gymnasium. Dazu seien alle formalen Beschlüsse getroffen und notariell beglaubigt, heißt es aus der Kreisverwaltung Mainz-Bingen.
Schule blickt optimistisch in die Zukunft
Dem Kreis gehören damit ab sofort Gebäude und Inventar. Das Grundstück bleibt beim Bistum, dafür zahlt der Kreis Erbbaupacht. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer wurden vom Kreis übernommen. Die übrigen haben nach Angaben des stellvertretenden Schulleiters Christian Ahrens neue Anstellungen gefunden.
Ahrens sagte, alle Seiten hätten sich sehr darum bemüht, einen guten Weg für die Schule zu finden. Nachdem nun alle Entscheidungen getroffen seien, blicke man optimistisch auf die Zukunft der Schule.
Hildegardisschule nimmt künftig auch Jungs auf
Ab dem kommenden Schuljahr im September können nun erstmals auch Jungs an der bislang reinen Mädchenschule anfangen. Laut Ahrens sind bereits 35 Jungen angemeldet worden. Die Zahl der Mädchen liege doppelt so hoch.
An der Hildegardisschule werden derzeit 700 Schülerinnen in 20 Klassen unterrichtet. Schon in den vergangenen Jahren gab es in der Oberstufe eine Kooperation mit dem Stefan-George-Gymnasium. So gab es in seltener gewählten Fächern bereits gemischte Leistungskurse.
Bistum Mainz hatte Schulen aus finanziellen Gründen abgegeben
Ende 2020 hatte das Bistum Mainz mitgeteilt, die Trägerschaft für mehrere Schulen in Mainz und Rheinhessen abgeben zu wollen, um Geld zu sparen. Neben der Hildegardisschule in Bingen waren auch die Martinus-Grundschule in Mainz-Gonsenheim und das Ketteler-Kolleg in Mainz betroffen.
Die Entscheidung hatte große Betroffenheit, Enttäuschung und Unverständnis in den Kollegien, bei Eltern, Schülerinnen und Schülern ausgelöst. Die Schulleiterin der Hildegardisschule Ricarda Müller sagte damals: "Bei allem Verständnis für die finanzielle Misere des Bistums Mainz muss gefragt werden, ob der Rückzug aus dem Bereich der Bildung im Sinne der Kirche eine gute Entscheidung ist."
Martinus-Grundschule in Mainz-Gonsenheim weiter kirchlich
Vor allem an der Martinus-Grundschule gab es auch größere Protestaktionen. Im Dezember 2021 teilte das Bistum dann mit, dass die Grundschule kirchlich bleiben werde. Ihre Trägerschaft wurde von der Mainzer Steinhöfelschule und dem Kolping-Bildungswerk Baden-Württemberg übernommen.
Das Mainzer Ketteler-Kolleg dagegen wurde im Oktober 2022 vom Land Rheinland-Pfalz übernommen. In dem Institut für Erwachsenenbildung können Erwachsene Abitur, Fachabitur oder die Mittlere Reife nachholen.