Keine Einigung mit Gläubigern

Gammelhäuser in Mainz-Finthen werden wohl zwangsversteigert

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Autor/in
Sabine Steinbrecher
Sabine Steinbrecher ist Reporterin im SWR Studio Mainz

In Mainz hat ein Vermieter eine Wohnanlage verwahrlosen lassen. Jetzt werden die Häuser nach Angaben des Insolvenzverwalters wohl zwangsversteigert.

Der Münchener Insolvenzverwalter Matthias Hofmann sagte dem SWR, die Gespräche mit den Gläubigern seien gescheitert. Wie es für die Mieter der rund 50 Wohnungen im Nelkenweg in Mainz-Finthen weitergeht, ist ungewiss. Hofmann sagte, er habe nicht mit allen Gläubigern eine Einigung erzielen können. Daher habe er die Häuser nicht verkaufen können. Im kommenden Jahr werde voraussichtlich ein Verfahren zur Zwangsversteigerung eröffnet.

Immerhin sollen die kaputten Aufzüge in den bis zu sechsgeschossigen Häusern in Kürze repariert werden. Hofmann sagte, er habe Handwerker damit beauftragt.

Mieter sind bereits ausgezogen

Bibiana und Andreas Borkowski waren allerdings schon Ende Mai aus ihrer Wohnung im vierten Stock ausgezogen. Über Verwandte hatte das Ehepaar eine neue Wohnung gefunden, in Budenheim bei Mainz. Wer konnte, zog im Frühjahr weg aus dem Gebäudekomplex mit knapp 100 Wohnungen.

Insolvenzverwalter ließ Strom in Treppenhäusern anstellen

Die ehemalige Immobilienbesitzerin, die Orthos Wohnen Portfolio 3 GmbH, die zur Unternehmensgruppe Omega AG gehört, war zu dieser Zeit schon lange pleite. Insolvenzverwalter Matthias Hofmann kümmert sich seit Dezember um die Bewirtschaftung der Immobilien. Er hat eine Hausverwaltung neu beauftragt. Außerdem sorgte er zunächst dafür, dass der Energieversorger, der lange nicht bezahlt worden war, den Strom in den Treppenhäusern wieder angestellt hat.

Gegenüber sämtlichen Versorgungsunternehmen (Energie, Wärme, Wasser, Abfallentsorgung) bestanden teils erhebliche Rückstände.

Die frühere Hausverwaltung und der Hausmeisterdienst haben schon im Juni 2023 ihre Arbeit eingestellt, teilte Hofmann dem SWR mit. Denn auch sie seien vom bisherigen Vermieter nicht bezahlt worden. Deswegen gab es für die Mieterinnen und Mieter keine Ansprechpartner mehr. Wartungen und Reparaturen wurden nicht mehr erledigt, wie bei den Aufzügen.

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Problem war, Geld für die nötigen Arbeiten aufzutreiben

Obwohl die Mieten und Nebenkostenvorauszahlungen seit Januar 2024 auf das Konto des Insolvenzverwalters fließen, sind die Probleme damit nicht alle behoben. Nur nach und nach konnte Hofmann Verbesserungen erreichen. Immerhin: Der Strom wurde wieder angestellt und das Rattenproblem scheint dank dem Einsatz eines Schädlingsbekämpfers vorerst gebannt. Im August wurden sogar die Gartenarbeiten wieder aufgenommen und das wuchernde Unkraut zurückgeschnitten.

Das größte Problem, die kaputten Aufzüge, ist aber noch nicht gelöst. Das macht den Bewohnern gerade der oberen Stockwerke das Leben schwer. Teilweise leben dort ältere, gehbeeinträchtigte Menschen, die kaum noch das Haus verlassen können.

Die Versorgungsunternehmen hätten neben der Zahlung der laufenden Abschläge auch Sicherheitsleistungen von bis zu drei Abschlägen gefordert, begründet der Insolvenzverwalter die Verzögerungen. Deswegen habe er lange mit den beteiligten Banken über eine Vorfinanzierung verhandelt. Jetzt sei ihm die Finanzierung zugesagt worden.

An der Häuserfassade kann man vor lauter Unkraut die Treppe zum Keller kaum erkennen. Der Abgang ist mit Efeu zugewuchert. Die Ausgänge in den Garten sind schon lange nicht mehr begehbar.
Mit Efeu zugewucherte Kellertreppe - die Ausgänge in den Garten sind wegen des Unkrauts schon lange nicht mehr begehbar.

Übernimmt die Wohnbau Mainz die heruntergekommenen Häuser?

Fraglich bleibt, wie es mit dem Gebäudekomplex auf längere Sicht weitergeht, ob sich ein neuer Investor für die Anlage findet. Viele Mieterinnen und Mieter haben Wohnberechtigungsscheine, sie hoffen, dass die stadtnahe Wohnbau Mainz die Häuser übernimmt.

Für die Borkowskis käme das ohnehin zu spät. Sie wären gerne im Mainzer Nelkenweg wohnen geblieben. "Wir haben dort 35 Jahre so schön gewohnt, uns mit den Nachbarn gut verstanden", sagt Andreas Borkowski. Aber das war zuletzt kein akzeptables Umfeld mehr für die beiden.

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