Unkraut wuchert rund um die Wohnanlage in Mainz-Finthen. Die Fassaden der Häuser haben schwarze Flecken. Die Häuser und die Grünanlagen sehen verwahrlost aus.

Kaputte Aufzüge, wucherndes Unkraut

Mängel in vergammelten Häusern in Mainz sollen beseitigt werden

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Sabine Steinbrecher
Sabine Steinbrecher ist Reporterin im SWR Studio Mainz

In Mainz hat ein Vermieter eine Wohnanlage verwahrlosen lassen. Jetzt ist Besserung in Sicht: Der Insolvenzverwalter hat erreicht, dass die Banken Reparaturen vorfinanzieren.

Wucherndes Unkraut, kaputte Aufzüge, kein Hausmeister... für Bibiana und Andreas Borkowski war das nicht mehr auszuhalten. Ende Mai sind sie aus ihrer Wohnung im vierten Stock in Mainz-Finthen ausgezogen. Über Verwandte hat das Ehepaar eine neue Wohnung gefunden, in Budenheim bei Mainz. Wer kann, zieht weg aus dem Gebäudekomplex mit rund 50 Wohnungen. Aber kaum einer findet in Mainz eine neue, bezahlbare Bleibe.

Insolvenzverwalter ließ Strom in Treppenhäusern anstellen

Der Immobilienbesitzer, die Orthos Wohnen Portfolio 3 GmbH, die zur Unternehmensgruppe Omega AG gehört, ist pleite. Ein Insolvenzverwalter aus München kümmert sich seit Dezember um die Bewirtschaftung der Immobilien. Er hat eine Hausverwaltung neu beauftragt. Außerdem sorgte er zunächst dafür, dass der Energieversorger, der lange nicht bezahlt worden war, den Strom in den Treppenhäusern wieder angestellt hat.

Gegenüber sämtlichen Versorgungsunternehmen (Energie, Wärme, Wasser, Abfallentsorgung) bestanden teils erhebliche Rückstände.

Die frühere Hausverwaltung und der Hausmeisterdienst haben schon im Juni 2023 ihre Arbeit eingestellt, teilt Hofmann dem SWR mit. Denn auch sie seien nicht bezahlt worden vom bisherigen Vermieter. Deswegen gab es für die Mieterinnen und Mieter keine Ansprechpartner mehr. Wartungen und Reparaturen wurden nicht mehr erledigt.

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Problem war, Geld für die nötigen Arbeiten aufzutreiben

Obwohl die Mieten und Nebenkostenvorauszahlungen seit Januar 2024 auf das Konto des Insolvenzverwalters fließen, waren die Probleme damit nicht alle behoben. Zwar wurde ein Schädlingsbekämpfer damit beauftragt, das Rattenproblem zu beseitigen. Aber vor allem die kaputten Aufzüge in zwei Häusern machen den Bewohnern gerade der oberen Stockwerke das Leben schwer. Teilweise leben dort ältere, gehbeeinträchtigte Menschen, die kaum noch das Haus verlassen können.

Die Versorgungsunternehmen hätten neben der Zahlung der laufenden Abschläge auch Sicherheitsleistungen von bis zu drei Abschlägen gefordert, begründet der Insolvenzverwalter die Verzögerungen. Deswegen habe er lange mit den beteiligten Banken über eine Vorfinanzierung verhandelt. Jetzt sei ihm die Finanzierung zugesagt worden.

Angebote für die Aufzugreparaturen liegen vor, ich habe die Finanzierung vor kurzem freigeben können.

Endlich, nach mehr als einem Jahr, soll die Mängelbeseitigung in den heruntergekommenen Häusern vorankommen. Ein Hausmeisterdienst sei beauftragt worden, so Hofmann. Er werde voraussichtlich Mitte Juli die Arbeit aufnehmen und sich dann um die Pflege der Grünflächen kümmern.

An der Häuserfassade kann man vor lauter Unkraut die Treppe zum Keller kaum erkennen. Der Abgang ist mit Efeu zugewuchert. Die Ausgänge in den Garten sind schon lange nicht mehr begehbar.
Mit Efeu zugewucherte Kellertreppe - die Ausgänge in den Garten sind wegen des Unkrauts schon lange nicht mehr begehbar.

Übernimmt die Wohnbau Mainz die heruntergekommenen Häuser?

Fraglich bleibt, wie es mit dem Gebäudekomplex auf längere Sicht weitergeht, ob sich ein neuer Investor für die Anlage findet. Viele Mieterinnen und Mieter haben Wohnberechtigungsscheine, sie hoffen, dass die stadtnahe Wohnbau Mainz die Häuser übernimmt.

Für die Borkowskis käme das zu spät. Sie wären gerne im Mainzer Nelkenweg wohnen geblieben. "Wir haben dort 35 Jahre so schön gewohnt, uns mit den Nachbarn gut verstanden", sagt Andreas Borkowski. Aber das war zuletzt kein akzeptables Umfeld mehr für die beiden.

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