Durch den vielen Regen erhöhte sich der Pegel der Selz örtlich fast um das Fünffache. Die Hochwasservorhersagezentrale des Landesamtes für Umwelt (LfU) Rheinland-Pfalz hatte am Mittwochabend davor gewarnt, dass es an der Selz zu Hochwasser kommen könnte.
Am Standort Stadecken beispielsweise wurden im trockenen Juli 24 Zentimeter gemessen, in der Nacht auf Donnerstag waren es 1,10 Meter. Nicht ganz so drastisch war der Pegel am Standort Ober-Ingelheim. Im Juli war die Selz dort noch 20 Zentimeter tief - am frühen Donnerstagmorgen waren es 65 Zentimeter.
Nach Angaben eines Sprechers des Selzverbandes gab es durch das Hochwasser so gut wie keine Schäden, zum Beispiel vollgelaufene Keller oder Straßen. Das liege vor allem an dem Hochwasser-Schutzprogramm, das seit Jahrzehnten entlang des Flusslaufs umgesetzt wird.
Hochwasserschutz seit über 30 Jahren
Seit Anfang der 1990er-Jahre läuft die Renaturierung der Selz. Das bedeutet, entlang des Flussverlaufs werden unter anderem Überflutungsgebiete - sogenannte Retentions-Flächen geschaffen und der begradigte Fluss ins alte Flussbett umgeleitet. Das alles mit dem Ziel, den Hochwasserschutz zu verbessern und auch Pflanzen und Tieren neue Lebensräume zu erschließen.
1960er-Jahre: Selz-Hochwasser mit großer Zerstörung
Der kleine Ort Mauchenheim (Kreis Alzey-Worms) liegt nur fünf Kilometer von der Quelle der Selz entfernt. Anfang der 1960er-Jahre hatte es dort ein Selz-Hochwasser gegeben. Das Wohnhaus der "Anhäuser Mühle" lief bis zur Decke voll Wasser, der Sportplatz direkt an der Selz wurde überflutet.
Das Gehöft Kalbsmühle etwas außerhalb von Mauchenheim wurde völlig zerstört, wie sich Bürgermeister Udo Arm (SPD) erinnert. Tiere wie Rinder und Schweine verendeten. Das Gehöft sei später etwas mehr auf einem Hügel liegend neu aufgebaut worden. Heute sei alles viel entspannter in Mauchenheim - mit Überflutungsgebieten Richtung Morschheim und Richtung Alzey.
Selzverband kümmert sich um Renaturierung
Der Selzverband hat nach eigenen Angaben bisher sechs größere Renaturierungsprojekte durchgeführt. Der Selzverband wurde von den beiden Kreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms eingerichtet. Er hat seinen Sitz in Ingelheim. Eines seiner letzten Projekte war vor zwei Jahren die Renaturierung der Selz bei Gau-Odernheim.
Auf fast zwei Kilometer wurde die Selz in ihr ursprüngliches Flussbett zurückverlegt. Auf einer Fläche von 18 Hektar wurde das Bachbett komplett neu modelliert. Das Ganze kostete laut Selzverband mehr als 700.000 Euro. 90 Prozent davon übernahm das Land Rheinland-Pfalz mit Mitteln aus der Aktion "Blau Plus". Diese Aktion hat das Ziel, Flüsse und Bäche ökologisch fit zu machen - auch für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.