In der Mainzer Stadtverwaltung wird aktuell an einer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel gearbeitet. Am bundesweiten Hitzeaktionstag Anfang Juni konnten Mainzer und Mainzerinnen besonders heiße Orte auf einer Karte markieren. Diese Informationen sollen in die geplante Strategie eingearbeitet werden.
Früher graue Plätze in Mainz heute entsiegelt
Auch wenn eine konkrete Strategie noch fehlt, hat sich in Mainz in den vergangenen Jahren etwas getan. Es wurden verschiedene öffentliche Plätze entsiegelt und bepflanzt. Auch auf Schulhöfen wie zum Beispiel in der Pestalozzi-Grundschule und des Schloss-Gymnasiums in Mainz wurde teilweise Beton durch Grün ersetzt. So sollen sich die Schulhöfe im Sommer nicht mehr so stark aufheizen. All das trage zu einem verbesserten Mikroklima innerhalb von Mainz bei, so die Stadt. Seit 2022 dürfen außerdem keine Schotter- oder Steingärten mehr neu angelegt werden.
Trotz Fortschritten gibt es auch Kritik an der Stadtplanung
In Mainz seien aber auch erst vor Kurzem neue Plätze angelegt worden, die viel Beton hätten. Zum Beispiel vor dem Leibniz-Zentrum für Archäologie, sagt Jürgen Weidmann. Er ist Vorsitzender des Natur- und Umweltschutzvereins "Arbeitskreis Umwelt Mombach".
Das Thema Stadtklima habe bei den Bauplanungen in Mainz noch keine Priorität. Er wünsche sich, dass sich das langfristig ändere, sagt Weidmann.
Baumbündnis kritisiert Baumfällungen in Mainz
Das Baumbündnis Mainz kritisiert, dass in Mainz zu viele Bäume gefällt werden. Dem Bündnis gehören sechs Vereine und Institutionen an, wie der BUND und der NABU. Sie fordern, dass es bei allen aktuellen und zukünftigen Baumaßnahmen Priorität hat, Bäume nicht zu fällen. Zum einen spendeten die alten Bäume Schatten, zum anderen speicherten sie große Mengen des Klimagases Kohlendioxid, so das Bündnis. In Mainz sollen laut dem Bündnis aktuell rund 200 Bäume gefällt werden.
Seit 2024 zweiter Trinkwasserbrunnen in der Mainzer Innenstadt
Neben der Entsiegelung von Plätzen hat die Stadt Trinkbrunnen aufgestellt. Seit Anfang Juni gibt es zwei. Bei der Planung wurde überlegt, wo sich die Stadt im Sommer besonders aufheizt und wo besonders viele Menschen unterwegs sind. Beide Trinkbrunnen sind in der Innenstadt. Laut Stadt sollen in Zukunft noch weitere aufgebaut werden. Außerdem hat die Stadt auf ihrer Website eine Liste mit kühlen Orten veröffentlicht.
Wiesbaden hat seit 2024 Hitzeaktionsplan
In Wiesbaden gibt es seit 2024 einen Hitzeaktionsplan. Darin sind konkrete Dinge aufgelistet, die in Zukunft umgesetzt werden sollen. Unter anderem sollen auf digitalen Verkehrstafeln Hitzewarnungen in der Stadt angezeigt werden. Entweder wenn an vier aufeinanderfolgenden Tagen Hitzewarnstufe 1 gilt (gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag ca. 32 Grad) oder wenn die Hitzewarnstufe 2 erreicht ist (gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag mehr als 38 Grad).
Auffüllbare Wasserflaschen für Obdachlose
Obdachlose sollen bei besonderer Hitze außerdem auffüllbare Flaschen ausgeteilt bekommen und eine Liste, wo sie kostenlos an Wasser kommen können. Für Kitapersonal gibt es eine Checkliste, auf der unter anderem abgehakt werden kann, ob es in allen Gruppen Sonnencreme gibt oder wo und wann im Kita-Außenbereich Schatten ist. Mit der Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern wurde zudem eine Karte mit kühlen Orten erstellt.
Ingelheim – Klimawandel mit am stärksten spürbar in Deutschland
Laut der Stadtverwaltung liegt Ingelheim in einem der Gebiete Deutschlands, in denen der Klimawandel am stärksten spürbar ist. Vor allem zeige sich dieser durch vermehrte Hitzewellen und heiße Tage.
Projekt zur Klimawandelanpassung in Ingelheim
Drei Jahre lang war Ingelheim Teil des Projekts „KlimPraxIng". In dieser Zeit wurden zum Beispiel eine Stadtklimaanalyse erstellt. Analysiert wurde unter anderem, welche Flächen erhalten bleiben müssen, damit nachts kalte Luft nach Ingelheim ziehen kann. Oder wo überhaupt noch neue Gebäude gebaut werden können. Die Daten seien eine wichtige Grundlage für die zukünftige Stadtplanung, sagt der Leiter des Ingelheimer Umweltamts, Roland Beek.
Ingelheim testet, wie gut bestimmte Pflanzen mit Hitze klarkommen
Aktuell testet die Stadt auch auf einem Verkehrskreisel, wie bestimmte Pflanzen mit verschiedenen Temperaturen, Trockenheit und Hitze klarkommen und wie das in Zukunft auf andere Flächen übertragen werden kann.