Diana Feldmann steht am Grab ihrer Tochter. Susanna ist auf dem jüdischen Teil des Mainzer Hauptfriedhofs beerdigt. Der Grabstein ist ein großes Marmor-Herz. Viele bunte Blumen stehen auf der Grabplatte, außerdem kleine Engelchen und ein kleines Herz, das Susannas kleine Schwester bemalt hat. Diana Feldmann kommt jede Woche hier her. Sie spricht mit ihrer Tochter, weint, manchmal schreit sie. Es falle ihr schwer zu akzeptieren, was passiert ist, sagt sie.
Mordfall Susanna sorgte bundesweit für Entsetzen
Das, was passiert ist, ist ein Mordfall, der bundesweit für Aufsehen gesorgt hat und auch Fragen über die deutsche Flüchtlingspolitik aufwarf. Der Fall war auch deshalb so brisant, weil sich der Täter danach in seine alte Heimat, den Irak, abgesetzt hatte und vom Präsidenten der Bundespolizei, Dieter Romann, persönlich mit GSG 9 Kräften nach Deutschland zurückgeholt wurde, damit man ihn hier vor ein Gericht stellen konnte. Der Täter, Ali Bashar, wurde anschließend vom Wiesbadener Landgericht zu lebenslanger Haft verurteilt.
Susannas Leiche wurde in Wiesbaden gefunden
Susanna hatte in der Nachbarstadt Wiesbaden eine Gruppe Jugendlicher kennengelernt, darunter war auch der 21-jährige Asylberwerber Ali Bashar. Nachdem sie am 23. Mai nicht nach Hause gekommen war, hatte ihre Mutter tagelang nach ihr gesucht, hatte die Polizei und die Medien eingeschaltet. Außerdem bat sie immer wieder über facebook um Hilfe. Doch erst zwei Wochen später, am 6. Juni 2018, gab es die traurige Gewissheit: Die Polizei fand das Mädchen tot - erwürgt oder erdrosselt in der Nähe eines Bahngleises in Wiesbaden-Erbenheim.
Susanna wäre heute 19 Jahre alt
An den Jahrestagen von Susannas Tod oder ihrem Geburtstag hat die Familie ein Ritual: "Wir lassen Helium-Ballons steigen mit kleinen Botschaften für Susanna", sagt Diana Feldmann. Das dürfe meist die kleine Schwester machen. Auch für sie sei es schwer. Als Susanna ermordet wurde, war sie vier Jahre alt. Für die kleine Schwester lebe sie weiter, sagt Diana Feldmann, der andere Teil von ihr sei mit Susanna gestorben.
Ali Bashar wurde zu lebenslanger Haft verurteilt
Im Prozess gegen den Täter, Ali Bashar, stellte die psychiatrische Gutachterin fest, dass der 21-Jährige eine dissoziale Persönlichkeitsstörung mit starken psychopathischen Zügen hat. Er sei empathielos und nur "auf die eigene Bedürfnisbefriedigung fixiert".
So habe er ihr gegenüber gesagt, er habe "doch nur ein Mädchen getötet". Diese Aussage spiegele die Haltung des Täters wider. Mädchen seien in seinen Augen nichts wert.
Das Wiesbadener Landgericht stellte in seinem Urteil dann auch die besondere Schwere der Schuld fest. Damit kann nach 15 Jahren der Rest der Strafe nicht automatisch zur Bewährung ausgesetzt werden. Zudem behielt sich das Gericht die Anordnung der Sicherungsverwahrung vor.
Diana Feldmann war während des Prozesses immer im Gericht, auch wenn es schier unerträglich für sie war, dem Mörder ihrer Tochter gegenüberzustehen. Sie ist froh, dass der Täter verurteilt wurde, weil er anderen jetzt nichts mehr anhaben kann. Wirklich zur Ruhe kommt sie trotzdem nicht. Sie benötigt nach wie vor psychologische Betreuung.
Susanna soll unvergessen bleiben
Dass heute wieder über Susanna berichtet wird, findet Diana Feldmann gut. Sie sagt, solange wir über sie sprechen, ist sie nicht vergessen. "Sie ist unsichtbar, aber irgendwie unter uns."