Happy End nach langer Suche?

Enkel will Weingut in Eimsheim von Großvater übernehmen

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Autor/in
Alexander Dietz
Alexander Dietz ist Reporter im SWR Studio Mainz.
Andreas Neubrech
Andreas Neubrech

Lange Zeit schien es, als würde Erhard Bechtel keinen Nachfolger für sein Weingut in Eimsheim finden. Jetzt scheint eine Lösung für den 84-Jährigen in Sicht: Der Enkel macht's.

Für viele Familienunternehmen ist der Generationenwechsel ein kniffeliger Schritt. Denn oft fehlen Nachfolger, die das Unternehmen übernehmen wollen. Für den 84-jährigen Erhard Bechtel aus Eimsheim bedeutet das, dass er immer noch selbst zwölf Hektar Weinberge bewirtschaftet. Jetzt hat er aber einen potenziellen Nachfolger gefunden: seinen 20-jährigen Enkel Oliver Bechtel.

Eigene Kinder wollten Weingut nicht übernehmen

Der lebt seit eineinhalb Jahren bei seinem Opa in Eimsheim und ist für den Winzer ein Lichtblick. Schließlich sah es lange so aus, als würde Bechtel für seinen Hof keinen Nachfolger finden. Seine beiden Kinder hatten kein Interesse. Sie haben einen anderen Beruf gelernt.

"Es war lange Jahre so, dass ich gesagt habe: Ich mache den Betrieb wegen mir und habe überhaupt nicht daran gedacht, dass Oliver irgendwann kommt und sagt, er will Winzer werden. Das war für uns wie eine Nachricht vom Mond. Das war wirklich überwältigend", erinnert sich Bechtel.

Oma und Opa geben viele Tipps

Sein Enkel hat den Worten Taten folgen lassen. Neben der Arbeit im Weingut absolviert Oliver gerade eine Ausbildung zum Winzer. Nach und nach übernimmt er mehr Verantwortung. Seine Großeltern helfen, wo sie noch können.

Für Oliver ist das selbstverständlich. Und es macht ihm Spaß: "Ich habe halt auch noch ein bisschen mehr Power im Körper. Oma und Opa geben mir viele Tipps. Sie haben über das ganze Leben genug gearbeitet und dass sie das überhaupt noch machen, verdient allen Respekt."

Umstieg vom Fasswein auf Flaschenwein

Für Oliver war dieser Weg nicht zwingend vorgezeichnet. Seine Familie war 2008 nach Schweden ausgewandert. Rheinhessen und das Weingut der Großeltern waren also weit entfernt. "Aber ich war als kleiner Bub zwei, drei Mal im Jahr da und habe zum Teil gesehen, was es bedeutet, Winzer zu sein. Schön an der frischen Luft sein. Das wollte ich auch machen", erinnert sich Oliver.

Er hat dem Weingut auch schon eine eigene Handschrift verliehen. Opa Erhard hat bisher Fasswein verkauft – vor allem an Kellereien. Oliver dagegen hat seinen ersten Flaschenwein aufgelegt. Bechtel Senior findet das gut: "Ich bin der Meinung, dass er seine eigenen Wege gehen soll. Und nicht einfach, was wir früher gemacht hätten, alles treudoof nachzumachen."

Enkel plant Studium der Weinwirtschaft

Und so gibt es neuen Schwung für das Weingut Bechtel in Eimsheim. Denn Enkel Oliver will im Oktober nach der Ausbildung noch ein Studium in internationaler Weinwirtschaft beginnen und dann den Betrieb seiner Großeltern irgendwann zu seinem eigenen machen.

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