Der Aha-Moment kam in einer Gemeinderatssitzung, erzählt Ortsbürgermeister Dirk Hesse (parteilos). Da lag für das Eimsheimer Dorfgemeinschaftshaus die Gasrechnung der laufenden Heizperiode auf dem Tisch und prognostizierte 36.000 Euro - viermal so viel wie vor der Energiekrise. "Da war für uns natürlich relativ klar, wenn wir da nicht aktiv werden, wird die Existenz des Dorfgemeinschaftshauses in ein paar Jahren auf dem Spiel stehen", erzählt Hesse.
Das Dorfgemeinschaftshaus ist das Herz der kleinen Gemeinde in Rheinhessen. Hier treffen sich verschiedene Vereine zum Kinderturnen, für Tanzkurse oder Musikproben. Die ehemalige Scheune, die zur Mehrzweckhalle ausgebaut wurde, wird außerdem für private Feiern vermietet. Eine Schließung kam für Ortsbürgermeister Hesse nicht in Frage. "Und daher war klar, dass wir ziemlich radikal was machen müssen."
Ehrenamtliche entwickeln Heizkonzept
Also bildete sich im Ort ein Team, das ehrenamtlich ein Heizkonzept entwickelte. Das Ziel: So viel Energie einsparen wie möglich. Zuerst waren sie nur zu dritt, erzählt Thomas Bittmann. Der Maschinenbautechniker und seine Mitstreiter installierten drei Sensoren und überwachten die Raumtemperatur. Eine besondere Herausforderung sei es gewesen, sich in die alte analoge Steuerungszentrale der Heiz- und Lüftungsanlage aus dem Jahr 1997 einzuarbeiten. Denn keiner der Ehrenamtlichen befasst sich beruflich damit.
Gezieltes Heizen und Deckenventilatoren
Am Ende waren zwei Maßnahmen entscheidend, um den Energieverbrauch auf etwa ein Fünftel zu reduzieren, erzählt Bittmann. Zum einen wurden die Heizzeiten an die Nutzungszeiten angepasst. Während die Heizung früher rund um die Uhr lief, sei sie jetzt so programmiert, dass die Hauptheizzeiten auf die Abendtermine der Vereine fallen. Ansonsten sei man im Sparmodus. "Aber immer so, dass wir nicht unter unsere vorgegebene Mindesttemperatur von 16 Grad fallen, um Bauschäden zu vermeiden."
Die zweite Maßnahme war gleichzeitig die einzige finanzielle Investition der Dorfgemeinde: Es wurden fünf Deckenventilatoren installiert. Weil die alte Scheune am höchsten Punkt fast 10 Meter hoch ist, beträgt der Temperaturunterschied zum Boden bis zu sechs Grad. Die Ventilatoren sorgen dafür, dass die warme Luft, die nach oben steigt, wieder im Raum verteilt wird.
Energieverbrauch deutlich reduziert
Ortsbürgermeister Hesse sagt, dass die Ventilatoren um die 900 Euro gekostet hätten. Eine Investition, die sich jetzt schon auszahle: Während in der vergangenen Heizperiode 150.000 Kilowattstunden verbraucht worden seien, liege der Verbrauch seit November 2022 bei 27.000 Kilowattstunden. "Da die Heizperiode am Ende ist, werden wir auf jeden Fall mit einer deutlichen Reduzierung rechnen können", so Hesse.
Der Ortsbürgermeister hofft, dass die Gasrechnung für das Dorfgemeinschaftshaus am Ende der Heizperiode unter 10.000 Euro liegen wird - statt den ursprünglich prognostizierten 36.000 Euro. Eine Einsparung, die ohne das ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger nicht möglich gewesen wäre, sagt Hesse.
Blaupause für andere Gemeinden?
Der Sprecher der Verbandsgemeinde Rhein-Selz, Michael Köster, hofft darauf, dass das erfolgreiche Beispiel aus Eimsheim Kreise ziehen wird: "Wir sind davon überzeugt, dass von diesem Konzept nicht nur Eimsheim profitiert, sondern eine mögliche Blaupause für unzählige weitere Gemeinden entstanden ist."