Über 50 Bürgerinnen und Bürger kamen gestern Abend in den Erbacher Hof in Mainz. Am Anfang stellte Bischof Kohlgraf noch einmal die Ergebnisse der Missbrauchsstudie vor.
Anfang März war sie veröffentlicht worden. Die vom Bistum in Auftrag gegebene Studie "Erfahren - Verstehen - Vorsorgen" zeigt, dass im Bistum Mainz jahrzehntelang Fälle von sexueller Gewalt nicht konsequent verfolgt, teils verschwiegen und verharmlost wurden.
Die Gutachter sprechen darin von mindestens 400 Opfern sexueller Gewalt im Bistum Mainz seit 1945, meist Kinder und Jugendliche.
Lebhafte Diskussion über Missbrauchsstudie
Zwischen Bischof Kohlgraf und den Teilnehmern der Dialogveranstaltung entwickelte sich eine kontroverse Diskussion. Dabei stellten die Bürger Bischof Kohlgraf unangenehme Fragen. Sie wollten zum Beispiel wissen, ob die Kirche ein Priester-Problem habe.
Bischof Kohlgraf bestätigt dies und kündigte an, unter anderem die Ausbildung der Priester verbessern zu wollen. Laut Studie sind rund zwei Drittel der Missbrauchsfälle von Priestern begangen worden.
Teilnehmer zufrieden mit Bischof Kohlgraf
Bischof Kohlgraf betonte immer wieder während der Dialogveranstaltung, er wolle keine Phrasen dreschen. Er wolle versuchen, Antworten zu geben.
Die meisten Bürgerinnen und Bürger empfanden die Bistumsleitung an dem Abend sehr offen. Bischof Kohlgraf sei empathisch gewesen. Einigen trat er aber auch stellenweise zu "predigthaft" auf. Eine Teilnehmerin sagte später, sie sei überrascht, dass es immer noch Menschen gebe, die den Missbrauch im Bistum Mainz nicht für möglich halten.
Weitere Veranstaltungen geplant
Die Dialogveranstaltung in Mainz war die zweite Diskussionsrunde. Am 23. März soll es laut Bistum eine Online-Veranstaltung geben. Am 24. März ab 19:30 Uhr lädt das Bistum zu einer Dialogveranstaltung im Martinssaal in Sankt Bonifatius in Gießen ein. Am 27. März wird es eine solche Veranstaltung um 19:30 Uhr im Pfarrzentrum Sankt Michael in Bürstadt geben.
Telefon-Hotline geschaltet
Zusätzlich hatte das Bistum vom 3. bis zum 17. März eine Telefon-Hotline zur Studie geschaltet. Laut Bistum hatten sich dort zwei weitere Opfer gemeldet, von denen man noch keine Kenntnis hatte. Ansonsten sei die Telefon-Hotline nur mäßig angenommen worden.