Nach den Worten von Bischof Peter Kohlgraf wird die Studie ein "Schritt der Aufarbeitung massiven Unrechts" sein. Kohlgraf sagte in seiner Predigt im Mainzer Dom laut Manuskript: "Viele Menschen haben eine Seite der Kirche erlebt, die unerträglich ist. Leben und Glauben wurden zerstört. Gerechtigkeit heißt für sie: Wir stellen uns ihren Erfahrungen."
Missbrauchsstudie wird am 3. März veröffentlicht
Die Studie zum Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Schutzbefohlenen im Bistum Mainz, mit der der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber beauftragt wurde, sei "bewusst keine juristische". Weber habe vorwiegend mit Betroffenen gesprochen "und mit Menschen, die etwas wissen", sagte Kohlgraf. Unrecht sei auf verschiedenen Ebenen geschehen. Das gelte es "jetzt endlich anzuschauen".
Der Mainzer Bischof betonte: "Für uns im Bistum bedeutet dies Umkehr." Denen, die sagten "lasst es gut sein, es ist doch so lange her", widerspreche er. "Es ist nicht gut. Und es kann auch nicht sein, dass manchmal Beschuldigte und Täter selbst zum Opfer stilisiert werden", sagte Kohlgraf.
Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar Udo Bentz sagte ebenfalls in einer Predigt am Aschermittwoch: "Wahrscheinlich wird es eine Zumutung sein, was wir von Rechtsanwalt Weber hören werden und in der Studie lesen können." Bentz kündigt an, dass der Anwalt auch "die systemischen Zusammenhänge" von Missbrauch in den Blick nehmen werde. "Die Studie wird damit uns allen einen Spiegel vorhalten."
Mehr als 400 Opfer von Missbrauch im Bistum Mainz
Das Bistum Mainz hatte Weber 2019 mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals beauftragt. In einem Zwischenbericht 2020 war der Anwalt zu dem Ergebnis gekommen, dass Verantwortliche des Bistums bis in die Amtszeit von Kardinal Karl Lehmann (1983-2016) hinein zahlreiche Missbrauchsfälle vertuscht hatten.
Weber hatte die Zahl der Opfer von Missbrauch und sexuellen Grenzverletzungen im Bistum Mainz zwischen 1945 und 2019 mit mindestens 422 angegeben und die Zahl der Beschuldigten auf mindestens 273 beziffert.
Missbrauchsstudie hatte sich wegen Corona verschoben
Die endgültige Studie sollte eigentlich bereits im vergangenen Herbst vorgelegt werden. Wegen der Corona-Pandemie sei es aber schwer gewesen, Betroffene persönlich zu treffen, so die Verantwortlichen. Deswegen habe sich die Veröffentlichung verzögert.
Parallel zu der externen Untersuchung durch Weber und sein Team versucht das Bistum nach eigenen Angaben, den Missbrauchsskandal auch durch eine Kommission unter dem Vorsitz der ehemaligen Mainzer CDU-Bundestagsabgeordneten Ursula Groden-Kranich aufzuarbeiten.