Schlechte Stimmung unter Apothekern

Apotheker aus Nieder-Olm macht bei bundesweitem Apotheken-Streik mit

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Autor/in
Markus Volland

Zu wenig Honorar, Lieferengpässe, zu viel Bürokratie – viele Apotheken in der Region bleiben heute geschlossen, weil die Apotheker auf die Straße gehen.

Seit 20 Jahren habe es für ihn keine Honorarerhöhung mehr gegeben, sagt Aristide Reidel, Besitzer der Laurenzi-Apotheke in Nieder-Olm (Kreis Mainz-Bingen). Wenn es mal etwas mehr gebe, werde es an anderer Stelle wieder gestrichen oder es werde was gekürzt oder eine Abgabe eingeführt.

Davon profitierten nur die gesetzlichen Krankenversicherungen, so Reidel, wie ein Diagramm des Bundesgesundheitsministeriums zeige.

Lieferengpässe und Bürokratie machen Apotheker Sorgen

Auch die Bürokratie mache alles schwerer. Reidels ständiger Begleiter in der Apotheke ist sein Computer. Mit einem speziellen Programm muss er immer prüfen, ob Medikamente, die aufgrund von Lieferengpässen nicht verfügbar sind, durch andere ersetzt werden dürfen.

"Einfach ein anderes mit denselben Wirkstoffen zu nehmen, geht nicht. Da muss ich erst schauen, ob die Krankenkassen mit dem Hersteller auch einen Vertrag ausgehandelt haben", sagt der Nieder-Olmer Apotheker.

Wenn kein anderes Medikament im Vertrag steht, müsse der Apotheker Kontakt mit dem Arzt aufnehmen. Er müsse dann mit dem Arzt klären, ob er auch ein 30 Cent teureres Medikament dem Patient geben dürfe. Die Gespräche mit dem Arzt könnten schon mal eine halbe Stunde oder länger dauern, so Aristide Reidel. Nicht selten bräuchte der Patient dann auch noch ein neues Rezept.

Eigentlich müsste ich die Leute wegschicken, wenn ich das verschriebene Medikament nicht vorrätig habe.

Das einfachste wäre die Patienten wegzuschicken. Nur so könne er sicher vermeiden, Fehler zu machen, sagt Reidel. Fehler, die den Nieder-Olmer Apotheker viel Geld kosten könnten.

Denn gebe er ein Medikament heraus, das nicht auf der Liste steht und bei dem die Krankenkassen keinen Vertrag mit dem Hersteller hätten, könne es passieren, dass die Krankenkassen ihn anschließend bestraften.

Dann zahle ich die Kosten für diese Arznei, der Kranke wird also auf meine Rechnung behandelt.

Apotheken-Sterben droht

Reidel schüttelt über dieses System den Kopf. Das sei ein großes Risiko, das viele nicht mehr tragen wollten. Es bestehe die Gefahr, dass immer mehr Apotheker schließen. Damit stehe auch die Versorgung der Menschen mit Medikamenten über niedergelassene Apotheken auf dem Spiel.

Apotheker gibt Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Schuld

Der Schuldige an dieser Situation sei Bundesgesundheitsminister Lauterbach, sagt Reidel. Er und die SPD wollten inhabergeführte Apotheken kaputt machen.

Im Juni hatten die Apotheker schon einmal wegen ihrer Situation demonstriert, anschließend gab es gesetzliche Erleichterungen, wenn ein Medikament nicht verfügbar war und durch ein anderes ersetzt werden musste. "Das wurde inzwischen aber alles wieder zurückgepfiffen" sagt Reidel.

Für uns Apotheker hat sich nichts verändert, es ist alles noch genauso schlecht wie vorher.

Auch deshalb wird der Nieder-Olmer seine Apotheke am Mittwoch zulassen und nach Dortmund zur Demonstration fahren. Viele aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland werden es ihm gleichtun.

Rheinland-Pfalz

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Markus Volland