175 Jahre Feuerwehr Mainz

Brand in Mainzer Uniklinik war einer der größten Einsätze

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Andreas Neubrech
Andreas Neubrech

Die Feuerwehr in Mainz feiert Jubiläum. Vor genau 175 Jahren ist sie als Freiwillige Wehr gegründet worden. Doch wie war das damals? Ein Blick zurück.

Im Jahr 1849 war Mainz im Vergleich zu heute ein kleines, beschauliches Städtchen. Etwa 35.000 Einwohner lebten dort. "Wenn es brannte, rückten zu dieser Zeit Freiwillige von zwei Turnvereinen und eines Arbeiterbildungsvereins aus, um das Feuer zu löschen", erklärt Hans-Peter Plattner. Er war früher Landesfeuerwehrinspekteur beim rheinland-pfälzischen Innenministerium. Heute ist er im Ruhestand. Sein Hobby: die Geschichte der Feuerwehr.

Feuerwehrleute mussten schon immer fit sein

"Damals schon war es wichtig, dass die Einsatzkräfte körperlich fit sind. Deshalb lag es nahe, den ersten Schritt auf dem Weg zu einer richtigen Feuerwehr über Turnverein zu gehen", so Plattner. In den kleinen Gassen der Mainzer Altstadt zogen die Einsatzkräfte die Wasserspritzen auf Karren hinter sich her. Das war körperlich anstrengend.

Großfeuer in Hamburg als mahnendes Beispiel

Doch diese Art der Feuerwehr reichte nicht aus. Die Stadt wuchs und Mainz gewann als Industrie- und Handelsplatz an Bedeutung. Außerdem hatten alle den Großen Brand von Hamburg im Hinterkopf.

1842 vernichtete das Feuer eine Fläche von 500.000 Quadratmetern (etwa 71 Fußballfelder). 57 Menschen starben. Etwa 4.330 Gebäude wurden zerstört und 20.000 Menschen wurden obdachlos. Es musste also eine richtige Feuerwehr her.

Der erste Chef hieß Carl Weiser

Am 26. Oktober 1849 war es dann so weit. Die Stadt ernannte Carl Weiser zum technischen Direktor der Mainzer Feuerlöschanstalt und zum Chef der Freiwilligen Feuerwehr. Weiser strukturierte die Einsatzkräfte in verschiedene taktische Einheiten. Neben Löscheinheiten gab es eine so genannte Steigerrotte.

Diese Einheit hat sich, wenn nötig, mit einer Hakenleiter von außen Zutritt in Wohnungen verschafft. Dafür haben sie mit den Haken, die an einem Ende der Leiter angebracht waren, ein Fenster im ersten Stock eingeschlagen, die Leiter eingehängt und sind hochgeklettert.

Im ersten Stock seien die Einsatzkräfte dann in die Wohnung, hätten die Leiter dann im zweiten Stock eingehängt, bis sie ihr Ziel erreicht haben.

Damals seien die Häuser bis zu fünf Stockwerke hoch gewesen, berichtet Plattner. Die Brandbekämpfung musste damals über diesen Weg erfolgen, weil die Feuerwehrleute keinen Atemschutz hatten, um sich innerhalb des Hauses dem Qualm auszusetzen zu können.

Damalige Strukturen der Mainzer Feuerwehr greifen noch heute

Mainz wuchs weiter. 1906 hatte die Stadt etwa 90.000 Einwohner. Die Sicherheit der Menschen war mit einer Freiwilligen Feuerwehr nicht mehr zu gewährleisten. Deshalb wurde in diesem Jahr die Berufsfeuerwehr gegründet.

Seitdem hat sich technisch viel getan. Doch die Grundstrukturen der Feuerwehr haben sich laut Plattner nicht geändert: "Die Einsatztaktik ist gleichgeblieben, auch die Strukturen der Feuerwehr und die Qualität der Ausbildung sind konstant geblieben. Das wurde damals im Grunde alles schon entwickelt."

Ein Mannschaftswagen der Berufsfeuerwehr mit Besatzung. Die Aufnahme ist etwa um 1913 entstanden.
Ein Mannschaftswagen der Berufsfeuerwehr mit Besatzung. Die Aufnahme ist etwa um 1913 entstanden.

Großeinsatz nach Explosion des Pulverturms

Zu einem der größten Einsätze der Mainzer Feuerwehr zählt die Explosion des Pulverturms im Jahr 1857. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich mehr als 200 Zentner Zündhütchen und mehr als 600 Leuchtkugeln in dem Turm.

Durch die Druckwelle wurden fast 60 Häuser am Kästrich zerstört. Die Druckwelle zerstörte Fenster am Mainzer Dom, Steine flogen bis in den Rhein. Mindestens 157 Menschen kamen ums Leben.

Einsatz an Mainzer Uniklinik einer der größten der Nachkriegszeit

Auch der Brand in der Mainzer Uniklinik im Jahr 1988 zählt zu den größten Einsätzen. Das Feuer in der Intensivstation verlangte den Einsatzkräften alles ab. 12 Intensivpatienten mussten innerhalb von wenigen Minuten über Drehleitern gerettet werden. Eine laufende Operation musste unterbrochen und in einem anderen Operationssaal fortgesetzt werden.

Innerhalb von 55 Minuten waren 320 Patienten in andere Klinikgebäude verlegt oder nach Hause entlassen worden. Wie durch ein Wunder kam durch das Feuer niemand ums Leben. Der Sachschaden betrug mehr als 50 Millionen D-Mark.

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Heute rückt die Mainzer Berufsfeuerwehr laut Angaben der Stadt im Schnitt 333 mal pro Monat aus. 250 Frauen und Männer arbeiten dort. In den insgesamt elf freiwilligen Wehren engagieren sich darüber hinaus mehr als 400 Menschen.

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