Vermüllung Ludwigshafen Hemshof Oktober 23

Zahl der Abfallhaufen steigt immer weiter

Ludwigshafen: Müllsünder werden jetzt per versteckter Videokamera ermittelt

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Autor/in
Martin Gärtner

In Ludwigshafen werden jetzt Videokameras eingesetzt, um Müllsünder zu überführen. Damit ist auch der Landes-Datenschutzbeauftragte einverstanden, denn: "Die Situation in Ludwigshafen ist wirklich erschreckend."

Ludwigshafen Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) hat keine andere Wahl: Weil die Zahl illegaler Müllhaufen in der Stadt immer weiter zunimmt, werden ab dem 15. August vier Plätze in der Innenstadt per Video überwacht. Der Datenschutzbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz, Dieter Kugelmann, unterstützt das Pilotprojekt.

Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos), Umweltdezernent Alexander Thewalt (rechts) und der Datenschutzbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz, Dieter Kugelmann (links), haben das Projekt "Videoüberwachung gegen Müllsünder" vorgestellt.
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos), Umweltdezernent Alexander Thewalt (rechts) und der Datenschutzbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz, Dieter Kugelmann (links), haben das Projekt "Videoüberwachung gegen Müllsünder" vorgestellt.

Oberbürgermeisterin Steinruck wirkt am Donnerstag resigniert, als sie sagt: "Wir wollten die Videoüberwachung eigentlich vermeiden. Aber wir sind hilflos im Kampf gegen Müllsünder. Wir sehen keine andere Möglichkeit mehr, um Täter abzuschrecken."

Die Zahl wilder Müllablagerungen nimmt massiv zu. Wir sind hilflos. Wir haben keine andere Wahl, als die Täter mit Videoüberwachung abzuschrecken.

Mehr als 4.000 illegale Müllhaufen pro Jahr

Über 4.000 illegale Müllhaufen waren es insgesamt im vergangenen Jahr in Ludwigshafen. 2024 dürfte es einen neuen Rekord geben, befürchtet Umweltdezernent Alexander Thewalt (parteilos). Darauf deuten die Zahlen aus dem ersten Halbjahr hin. "Es wird nicht nur Sperrmüll abgestellt, sondern auch Hausmüll", berichtet Thewalt. "Dadurch werden Ratten angelockt."

Ratte in Großaufnahme
Illegal entsorgter Hausmüll lockt Ratten an.

Datenschutzbeauftragter sorgt sich um die Gesundheit der Bürger

Dieter Kugelmann sieht durch die Rattenplage die Gesundheit der Bürger in Ludwigshafen gefährdet. Deshalb unterstützt er die Videopläne der Stadt. "Andere Städte in Rheinland-Pfalz hätten keine Zustimmung bekommen", erläutert Kugelmann. "Aber das Problem in Ludwigshafen ist so gravierend, dass es keine andere Lösung gibt."

Die Situation in Ludwigshafen ist wirklich erschreckend. Diese Dimension, die gesundheitsgefährdend ist, habe ich anderswo bisher nicht gesehen.

Drei Kameras in geparktem Auto

Drei Videokameras werden in einem alten Auto der Stadtverwaltung versteckt, das abwechselnd an vier Plätzen in der Ludwigshafener Innenstadt geparkt wird. Die Bilder werden direkt in die Stadtverwaltung überspielt und täglich ausgewertet.

Drei Jahre lang haben die Vorbereitungen gedauert: Der Datenschutzbeauftragte hat gefordert, dass unbeteiligte Passanten sowie Hauseingänge nicht zu erkennen sind. Sie müssen geschwärzt und verpixelt werden. Außerdem müssen an den Standorten des Autos Schilder auf die Videoüberwachung hinweisen.

Ludwigshafener Projekt ist einmalig

Laut dem Datenschutzbeauftragten ist das Ludwigshafener Videoprojekt gegen Müllsünder einmalig in Deutschland. Er kenne keine andere Kommune, die sowas macht, sagt Dieter Kugelmann.

Privat: Gunter Baier
Dieses Foto hat ein Bürger aus dem Ludwigshafener Stadtteil Hemshof an den SWR geschickt.

Mehrere Anfragen aus anderen Städten

Beim zuständigen Amt der Stadtverwaltung sind viele Anfragen anderer Städte eingegangen, berichtet Projektleiterin Sandra Knörr. Unter anderem aus Nordrhein-Westfalen.

In sechs Monaten wird das Pilotprojekt ausgewertet. Sollte die Zahl illegaler Müllablagerungen zurückgegangen sein, könnte an weiteren Plätze in Ludwigshafen per Video kontrolliert werden, meint der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte.

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