"Meine Revierleiter draußen vor Ort sind richtig stinkig", sagte Astrid Berens, Leiterin des Forstamts Bienwald in Kandel (Kreis Germersheim). Stinkig, weil sie regelmäßig stinkende Hausmüllsäcke aus dem Wald entsorgen müssen. Aber auch Sperrmüll, Elektrogeräte und leere Öldosen, ja sogar Autoreifen würden immer wieder an den Zufahrten zum Bienwald abgeladen und -gekippt.
Bienwald und Pfälzerwald: Vermüllung während Corona auf dem Höhepunkt
Während des Lockdowns habe das Müllproblem deutlich zugenommen, sagt Berens. "Da hat man gemerkt, dass jeder sein Haus renoviert." Dass viele Wertstoffhöfe damals geschlossen hatten, habe natürlich dazu beigetragen. Ihre Mitarbeitenden seien in dieser Zeit im Bienwald besonders häufig auf Abfälle aus solchen Renovierungen gestoßen: Tapetenreste, Farbeimer und teilweise ganze Container mit Bauschutt.
"Die Menschen haben während Corona ihre Liebe zum Pfälzerwald neu entdeckt," beschreibt Frank Stipp, Leiter des Forstamts Bad Dürkheim, ironisch dieses Phänomen. So seien sie eifrig dorthin gefahren, um ihren Renovierungsmüll abzukippen. "Da konnte man dann genau sehen, welches Zimmer gerade renoviert worden war, etwa bei herausgebrochenen Toilletten, Waschbecken und Kacheln."
"Müllentsorgung" im Wald nach wie vor auf hohem Niveau
Das Problem mit den Renovierungsresten habe jetzt zwar abgenommen, so Stipp. Aber die illegale Müllentsorgung bewege sich weiter auf einem höheren Niveau als vor Corona: Da sind sich die Forstämter in der Vorder- und Südpfalz einig. "Ich habe das Gefühl, wir sind eine reine Wegwerfgesellschaft geworden," sagt Leiterin Berens aus Kandel. Besonders "beliebt" seien die Waldwege, die eine gute Verkehrsanbindung haben, also direkt an der B9 und den vielen Kreisstraßen im Bienwald liegen. Nach dem Motto: Auto schnell abstellen - Kofferraum auf - Müll rauswerfen und wieder weg.
Das bestätigt auch Mario Biwer vom Forstamt Haardt in Landau. Illegal entsorgter Müll im Pfälzerwald sei ein Dauerthema. Erst vergangene Woche seien 15 abgeladene Müllsäcke bei der Fachklinik Eußerthal entdeckt worden. Darin alle erdenklichen Abfälle - vom Grünschnitt über Hausmüll bis hin zur alten Ölwanne. Und auch das Wellbachtach bei Annweiler werde immer wieder für privaten Sperrmüll genutzt - vom Fernseher bis hin zu Büromöbeln sei alles dabei.
Biwer, der im Forstamt Haardt auch für Umweltbildung zuständig ist, kann einfach nicht fassen, wie rücksichtslos manche Menschen im Biosphärenreservat Pfälzerwald unterwegs sind. Die meisten Dinge würden ja kostenlos an den Wertstoffhöfen angenommen. "Da verliere ich jegliches Verständnis, dass man sich die Mühe macht, das im Wald abzuladen. Das ist einfach nur Dummheit."
Grünschnitt ist ein großes Problem
Besonders kritisch seien unbeschriftete Behälter mit undefinierbaren Flüssigkeiten, die Revierleiter und Forstwirte dann entsorgen müssten, so Forstamtsleiter Stipp aus Bad Dürkheim. Denn da könne ja alles Mögliche enthalten sein, was umwelt- und gesundheitschädlich ist, etwa Altöl, Lösungsmittel, Laugen oder Farben.
Aber auch Grünschnitt sei ein großes Problem, so Berens vom Forstamt Bienwald. Der würde gerne in großen Mengen abgeladen. Was Vielen dabei wohl gar nicht so bewusst sei: Dadurch könnten fremde, sogenannte invasive Pflanzenarten eingeschleppt werden. Diese verdrängen heimische Pflanzen und bringen das ökologische Gleichgewicht im Wald durcheinander, so die Fachfrau.
Wer entsorgt und wer zahlt?
In den meisten Fällen seien es die Beschäftigten der Forstämter, die den Müll beseitigten, angefangen bei der achtlos weggeworfenen Weinflasche mitten im Wald bis hin zu größeren Müllablagerungen. Denn, so Forstamtschef Stipp, "wenn wir den Müll liegen lassen, kann das ein Anreiz für andere sein, ihren auch noch dazu zu kippen."
Allerdings gibt es Fälle, da müssen die kommunalen Entsorger ran. Etwa, wenn ganze Container mit Bauschutt oder massenweise Autoreifen abgeladen werden. Das seien in der Regel zwei bis drei Einzelfälle pro Jahr, so die Forstämter. Bei belastetem Material wie asbesthaltigen Platten müssten die zuständigen Kommunen Spezialfirmen mit der Entsorgung beauftragen. Aber in allen Fällen koste die Entsorgung viel Arbeitszeit und viel Geld. Und dafür müsse letztendlich die Steuerzahler aufkommen.
Müll im Wald Wie lange verrottet ein Papiertaschentuch?
Eigentlich sollte man den Wald so verlassen, wie man ihn betreten hat – und seinen Müll wieder mitnehmen. Manche Besucher denken aber: "Das verrottet doch!".
Neue Hinweisschilder sollen sensibilisieren
Um die Waldbesucher zu sensibilisieren, aber auch um potentielle Müllsünder abzuschrecken, hat Landesforsten Rheinland-Pfalz nun neue Hinweisschilder entwickelt. Die sollen die Forstämter in der Vorder- und Südpfalz in den kommenden Monaten anbringen. Und zwar vor allem an "beliebten" Müllkippenplätzen, wie an der Straße gelegenen Waldwegen, aber auch auf Wanderparkplätzen.
Auf den Schildern wird sehr anschaulich vermittelt, was man im Wald mit achtlos weggeworfenem Müll anrichtet. Die Müllsünder, die ihre Abfälle aber bewusst in den Wald fahren, wird man damit wohl kaum erreichen. Je nach Ausmaß und Inhalt der Abfälle begehen sie eine Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat, so eine Sprecherin der Landesforstverwaltung in Neustadt an der Weinstraße. Beides werde in der Regel von den Forstämtern in der Region angezeigt. Es sei aber ganz schwer, die Täter auszumachen, sagt Mario Biwer vom Forstamts Haardt. Am besten sei, die Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen.