Laut dem Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen sind in diesem Jahr in Vorder– und Südpfalz etwa 30 Menschen am Telefon auf Betrüger reingefallen, und haben vermeintlichen Polizisten, Staatsanwälten, Notaren und Enkeln Bargeld und Schmuck gegeben. 30 Opfer in einem Gebiet mit insgesamt rund 900.000 Einwohnern? Klingt erstmal nicht nach viel, aber für die Polizei steht fest: Es gibt eine enorme Dunkelziffer.
Die Opfer schweigen aus Scham
Nur die wenigsten geben zu, wenn sie hereingefallen sind, und dabei auch noch viel Geld verloren haben, sagt Ghislaine Wymar, Sprecherin des Ludwigshafener Präsidiums: "Viele schämen sich, und denken: Wie konnte ich nur darauf reinfallen?" Und so bleibt die Anzeige dann aus.
Anders bei den vielen Fällen, bei denen es bei einem Versuch geblieben ist. Der Polizei wurden rund 600 solcher Anrufe anzeigt, was einen Hinweis auf die tatsächliche Größenordnung gibt, in der die Betrüger operieren.
Die Täter kennen keine Scham
Die Geschichten variieren, das Muster bleibt gleich. So könnte es zum Beispiel sein, dass jemand anruft, sich als naher Verwandter ausgibt, und ins Telefon weint und schluchzt, er habe gerade ein Kind überfahren. Das Schluchzen dient nicht nur der Dramatik, sondern hat einen ganz praktischen Hintergrund, sagt Ghislaine Wymar: "Durch dieses Schluchzen kann man die Stimme nur schlecht erkennen und identifizieren". Wichtig ist, dass die Angerufenen unter Druck gesetzt werden, und nicht zum Nachdenken kommen.
Denn dann kommt der Schritt, der in allen Drehbüchern auftaucht, unabhängig davon, welche Geschichte den Angerufen aufgetischt wird: Geld muss her, und zwar sofort, am besten gleich mehrere tausend Euro, beispielsweise um eine Kaution zu hinterlegen. Die 30 Fälle, die der Polizei angezeigt wurden, zeigen, dass die Masche funktioniert. In einem Fall übergab ein Opfer den Betrügern satte 80.000 Euro Bargeld.
Polizei rüstet auf
Die Polizei rät, das Gespräch sofort zu beenden und nicht auf die Forderungen einzugehen. Oft sei das aber leichter gesagt als getan: Nicht selten sind die Betrüger psychologisch geschult, und können sich auf die Reaktionen der Opfer blitzschnell einstellen.
Das rät Ghislaine Wymar von der Polizei in Ludwigshafen:
Deswegen geht die Polizei nun neue Wege: Sie hat eine Telefonhotline eingerichtet, wo man sich von Experten der Kriminalpolizei beraten lassen kann. Und auch die Präventionsarbeit ist mittlerweile vielfältiger: In vielen Städten und Gemeinden der Vorder- und Südpfalz gab es Informationsveranstaltungen über Schockanrufe, Theaterstücke zum Thema wurden aufgeführt und in Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis) war neulich eine Autorin zu Gast, die einen Regionalkrimi über das Thema Schockanrufe geschrieben hat. Nach der Lesung hat die Kriminalpolizei den Besuchern Tipps gegeben.