Ungewöhnliche Rettungsaktion

Feuerwehr in Freinsheim bringt vier Storcheneier zu Pflegeeltern

Stand
Autor/in
Bettina Blum

In Freinsheim verendete ein Storch an einer Stromleitung. Danach drohten seine noch nicht geschlüpften Küken in den Eiern zu erfrieren.

Große Betroffenheit am Montagnachmittag in der WhatsApp-Gruppe der Storchenfreunde in Freinsheim: Storchenpapa "Heiko" ist tot. Fotos zeigen die traurige Wahrheit: Der Vogel liegt in einem Feld, ganz in der Nähe eines Strommasts. Vermutlich ist er, geblendet von der tief stehenden Sonne, gegen die Stromleitung geflogen und hat sich das Genick gebrochen.

"Wir hatten ihn schon am Morgen vermisst. Da konnten wir in der Webcam sehen, dass er nicht im Nest ist", sagt der Freinsheimer Florian Graus. Er und seine Lebensgefährtin Marie-Louise Wiesenbach haben die Storchenkamera installiert. Rund um die Uhr sendet sie Bilder vom Nest auf dem Dach der protestantischen Kirche.

Die beiden spulen die Webcam zurück und entdecken, dass Heiko offenbar schon die ganze Nacht nicht da war.

Freinsheim: Storcheneier in Not

Im Nest muss immer ein Elternvogel auf den Eiern sitzen, während der andere nach Nahrung sucht. So hat sich auch Störchin Heike immer mit ihrem Partner Heiko abgewechselt. Ohne ihn hat sie jetzt aber ein Problem. Sobald sie Hunger hat, muss sie das Nest verlassen. Doch wer wärmt dann die Eier? Genau dieser Gedanken beschäftigte am Montag auch die Storchenfreunde in Freinsheim.

Storch Freinsheim
Die Webcam-Aufnahmen zeigen den Rettungseinsatz der Feuerwehr.

"Wir wussten, dass das Weibchen drei Tage bei seinen Eiern ausharren wird, aber nicht länger", sagt Florian Graus. Die einzige Lösung: Die Eier müssen zu "Adoptiveltern" gebracht werden.

Eiliger Feuerwehreinsatz und Umzug nach Bornheim

Hilfe bekommen die Freinsheimer von der Storchenscheune in Bornheim. Dort gibt es zwei Storchenpaare, die zu alt sind, um eigene Eier zu legen. Die aber noch immer das typische Brutverhalten zeigen. Genau das, was die Eier aus Freinsheim brauchen.

Mit der Drehleiter steigen zwei Feuerwehrmänner nach oben, um die Eier aus dem Nest zu holen, nachdem Storchenmama Heike ausgeflogen ist. Einer der Feuerwehrmänner auf der Leiter ist Florian Graus. "Wir haben die Eier eins nach dem anderen rausgenommen und in einen Karton gelegt. Den hatten wir vorher mit Holzwolle ausgepolstert und noch eine Wärmeflasche drunter." Sicher verpackt treten die Eier dann die Fahrt ins 40 Kilometer entfernte Bornheim an.

Neue Heimat in Bornheim

In Bornheim ist jetzt Christian Reis, der Leiter der Storchenscheune, für die vier "Waiseneier" aus Freinsheim zuständig. Zunächst wurden sie zu einem Storchenpaar gebracht, das schon auf vier Eiern brütet, die aus einem Nest in Ludwigshafen stammen. In Kürze wird Christian Reis sie dann aber in das Nest von zwei anderen Störchen legen. Voraussichtlich an Christi Himmelfahrt, also Mitte Mai, werden die Jungstörche schlüpfen.

Ende gut, alles gut?

Und Störchin Heike? Die ist bereits in einer neuen Beziehung. "Momentan gibt es viele Männchen, die nach Nestern suchen", sagt Christian Reis. "Die erobern sich dann frei gewordene Nester."

Das heißt: Entweder die Weibchen ergeben sich - oder sie werden rausgeschmissen. Heike hat sich offenbar ergeben. Und wird vermutlich schon bald auf neuen Eiern brüten - denn noch ist es früh genug im Jahr, um weiteren Nachwuchs zu bekommen.

Stand
Autor/in
Bettina Blum