Wie geht es weiter mit dem Bahnverkehr in der Region?

Zweckverband in der Pfalz will trotz Geldsorgen Bahnstrecken ausbauen

Stand
Autor/in
Birgit Baltes

Der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr (ZÖPNV) hat ein großes Geldproblem. Dennoch soll der Bahnverkehr in der Pfalz weiter ausgebaut werden. Wie das gehen soll, erklärte der Verband am Dienstag in Neustadt.

ZÖPNV Sitzung Neustadt
Im Rathaus von Neustadt trafen sich die Landräte und Oberbürgermeister aus der Pfalz und Rheinhessen zur Hauptversammlung des ZPÖNV.

Die Zahlen, die der ZÖPNV auf seiner Hauptversammlung den Vertretern der Landkreise und Städte vorgelegt hat, waren ernüchternd. Demnach fehlen dem Verband, der für den Stadt- und Regionalbahnverkehr im Süden von Rheinland-Pfalz zuständig ist, allein im kommenden Jahr mehr als 130 Millionen Euro. Insbesondere die gestiegenen Energiekosten sind ein Problem. Dieses Defizit könne der Zweckverband noch durch Ersparnisse auffangen, sagte Geschäftsführer Michael Heilmann: Aber schon jetzt sei absehbar, dass das Minus in den Folgejahren steigen werde.

ZÖPNV Sitzung Neustadt
Sie Sitzung des Zweckverbands im Rathaus von Neustadt an der Weinstraße

Wenn es so weitergeht, werden Strecken gestrichen

Wenn Bund und Land diese Finanzierungslücke nicht schließen, könne das fatale Auswirkungen auf den Regionalbahnverkehr haben, so der ZÖPNV-Vorsitzende Fritz Brechtel. Denn dann müssten schlimmstenfalls kleinere Nebenstrecken wie etwa die zwischen Winden (Kreis Germersheim) und Bad Bergzabern (Kreis Südliche Weinstraße) eingestellt werden.

Appell aus Neustadt an Bundesverkehrsminister Volker Wissing

Das könne Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) nicht wollen, so Brechtel: Schließlich wohne er doch selbst an einer kleinen Bahnstrecke im südpfälzischen Barbelroth, die auch von den Einsparungen betroffen wäre. Der Zweckverband führt zurzeit Gespräche mit Bund und Land, um in den kommenden Jahren mehr Geld für den Regionalverkehr zu bekommen. Das Land Rheinland-Pfalz habe sich schon bereiterklärt, die Hälfte der Kosten für die Einführung des 49 Euro-Tickets zu übernehmen.

Ihlenfeld: Busverkehr ist schon teuer genug

Der Landrat des Kreises Bad Dürkheim, Hans-Ulrich Ihlenfeld machte deutlich, dass die klammen Kommunen die Kosten für den regionalen Bahnverkehr nicht auch noch übernehmen könnten. Schließlich seien auch die Ausgaben für den regionalen Busverkehr schon extrem gestiegen.

ZÖPNV Sitzung Neustadt
Auf der Sitzung im Neustadter Rathaus sprachen (v.r.n.l.) der Geschäftsführer des ZÖPNV Rheinland-Pfalz Süd, Michael Heilmann, Verbandsvorsitzener Fritz Brechtel und Mathias Paul vom Klimaschutzministerium Rheinland-Pfalz, auch über die Wiederinbetriebnahme der Eistalbahn.

Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken wird vorangetrieben

Trotz der Geldsorgen will der Zweckverband stillgelegte Bahnstrecken in der Vorder- und Südpfalz wieder in Betrieb nehmen: Aktuell werden neue Nutzen-Kosten Gutachten erstellen, unter anderem zu den Bahntrassen zwischen Landau und Germersheim und Landau und Herxheim mit einem Neubau bis Rülzheim.

Beide Zugstrecken waren zuletzt 2020 untersucht und als unwirtschaftlich abgelehnt worden. Allerdings gelten laut Verband inzwischen neue Bewertungskriterien. Beispielsweise sollen nun auch die Auswirkungen auf den Klimaschutz und die ländliche Verkehrsanbindung in die Untersuchungen einfließen. Vor diesem Hintergrund soll nun auch der Lückenschluss der sogenannten Eistalbahn zwischen Grünstadt im Kreis Bad Dürkheim und Enkenbach-Alsenborn im Donnersbergkreis untersucht werden. Konkret geht es vor allem um die Frage, ob es sich lohnt, eine alte Brücke beim Eiswoog wieder für den Bahnverkehr zu ertüchtigen. Die Ergebnisse sollen bis zum Sommer vorliegen.

Zu viele Züge fallen aus

Auf der Sitzung des ZÖPNV in Neustadt haben die Kommunalvertreter aus der Pfalz zudem Zugausfälle und einen mangelhaften Ersatz durch Busse kritisiert. Laut Zweckverband ist der Zugverkehr auf einigen Strecken in der Süd- und Westpfalz seit Oktober ausgedünnt, weil es an Personal fehlt. Örtlich sei er sogar komplett eingestellt worden.

Betroffen seien die südpfälzische Strecke von Wörth bis ins elsässische Lauterbourg, die Bahnstrecke zwischen Landau und Pirmasens und die Lautertalbahn im Kreis Kusel. Mehrere Kommunalvertreter bemängelten, dass die Busse als Ersatz für den Schienenverkehr nur unzuverlässig oder gar nicht fahren würden.

Ab Januar keine Personalausfälle im Regionalbahnverkehr in der Pfalz

Laut Zweckverband fallen seit Oktober infolge einer Grippewelle mehr als 20 Prozent des regionalen Bahnpersonals aus. Normal seien rund sieben Prozent. Hinzu kommen Überstunden und Urlaubstage, die abgebaut werden müssten. Die DB Regio habe aber angekündigt, dass die Personalausfälle im Januar behoben sein würden und die Züge dann wieder planmäßig fahren.

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